Das wirkt aufgeschrieben etwas wirr, macht aber musikalisch bei Illumishade durchaus Sinn. Spannend finde ich, dass mein Türöffner in die Welt dieses Album die auf schweizerdeutsch gesungene Piano-Ballade «Verliebt» ist. Nur mit den Tastenklängen von Coen Jannsen (Epica) begleitet, haucht und schreit sich Erni hier durch das Liedhindurch, dass einem die Tränen kommen. Liegt es an der Sprache oder am emotionalen Spiel und Gesang? Dieser Song ist für mich der absolute Höhepunkt dieses Albums! Bei den anderen besteht bei mir wohl (trotz Englisch-Kenntnissen) eine Sprachbarriere. Denn so erhalte ich den Eindruck, dass Erni in den Rest weniger Gefühle einbringt. Damit man mich nicht falsch versteht: Es ist toll und wichtig, dass die anderen zwölf Lieder über eine für Heavy Metal Fans gewohnte Härte verfügen.
Auch wenn sich hier ebenfalls der eine oder andere, balladeske Moment findet, und wer eine Nummer wie «Cloudreader» zuerst als entspanntes "Pop-Etwas" abtut, wird spätestens beim Gitarren-Soli eines Besseren belehrt. Denn hier spielt Wolf effekt- und gefühlvoll Gitarre, aber auch die instrumentale Begleitung hievt dieses Lied generell aus der Belanglosigkeit heraus. Das zeigt sich auch bei «Twily», das zu Beginn eine seichte Pop-Nummer vortäuscht, dann aber mit vertrackten Rhythmen überrascht. Mehr Standard-Formeln empfinde ich dagegen bei den etwas gewöhnlicheren Heavy und Symphonic Metal Liedern. Auch hier brilliert die Band mit toller Arbeit, wandelt aber halt auf bereits vorher abgelaufenen Pfaden. Das Zweitwerk von Illumishade lässt auf jeden Fall aufhorchen, und wer stilistisch offen ist, sollte «Another Side Of You» unbedingt antesten.
Roger W.