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Mittwoch, 13 August 2025 09:41

Imperial Triumphant – Sigh in Zürich Empfehlung

13. August 2025, Zürich - Exil Club
By Lukas R.

An diesem Abend folgte nicht einfach eine Vorband auf die Hauptband. Es war ein Treffen auf Augenhöhe: Zwei innovative Kräfte teilten sich die Bühne – Sigh aus Japan und Imperial Triumphant aus den USA.

Sigh
Die Truppe um Mainman Mirai Kawashima (b/v) existiert zwar schon seit 35 Jahren, doch ihre Performance wirkte wie eine Wiedergeburt. Eine neue Energie durchströmte sie, geschärft durch eine Veränderung in ihrer Besetzung und eine neue Ausrichtung, die ihrer Musik einen frischen Touch verlieh. Sie waren schon immer eine Band, die sich nicht scheute, Stile zu vermischen. Heute Abend griffen sie auf eine breite Palette zurück: traditionelle japanische Instrumente, mitreissende Orchestrierungen, rituelle Momente und Ausbrüche von schwerer, moderner Aggression.

Ihr Set begann mit melodischer Erhabenheit, beinah königlich im Ton, mit fliessenden Gitarrenklängen und eindringlichen japanischen Gesängen. Dann änderte sich die Stimmung. Bei den härteren Stücken rückte das theatralische, fast majestätische Flair der ersten Songs in den Hintergrund. Stattdessen dominierten druckvolle Gitarrenriffs und treibende Rhythmen, die der Musik eine rohe, ungeschliffene Kraft verliehen. Hier klangen Sigh direkter, aggressiver, mit einem deutlichen Einschlag klassischen Heavy Metals und moderner Groove-Elemente, die das Publikum unweigerlich mitrissen.

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Die Einzigartigkeit der Performance wurde durch einen besonderen Gast unterstrichen: Sights eigene Tochter stand während des gesamten Konzerts auf der Bühne. Sie spielte auf japanischen Trommeln und führte theatralische Gesten aus. Sie riss die Augen weit auf und streckte die Zunge heraus, was dem Publikum offensichtlich gefiel.

Setliste: «Corpsecry – Angelfall» - «The Transfiguration Fear» - «Mayonaka No Kaii» - «Satsui – Geshi No Ato» - «In Devil's Arms» - «Hail Horror Hail» - «Shingontachikawa» - «A Victory Of Dakini» - «In A Drowse» - «A Sunset Song» - «The Soul Grave» - «Introitus/Kyrie» - «Me-Devil»

Imperial Triumphant
Die zweite Band des Abends brachte eine völlig andere Energie mit. Seit Mitte der 2000er Jahre sind sie aktiv und haben sich einen Platz als eine der markantesten Bands der Avantgarde Metal Szene erobert. Ihre Musik verbiegt Zeit und Logik: Abrupte Rhythmus-Wechsel, schroffe Wendungen und Momente, die jeder musikalischen Struktur zu trotzen scheinen, sind charakteristisch für sie. In der Mitte ihres Sets stand der Bassist allein im Scheinwerferlicht und lieferte ein fünfminütiges Solo, das Performance-Kunst und Klang-Experiment zugleich war: Schichten aus Verzerrungen, unheimlichen Samples und unorthodoxem Spiel hielten das Publikum in seltsamer Faszination gefangen.

Optisch sind sie ebenso beeindruckend. Jedes Mitglied trug eine aufwendige goldene Maske, sodass die Performance zu einem anonymen Ritual wurde und die Identitäten der Musiker verborgen blieben. Die Masken selbst schienen eine symbolische Bedeutung zu haben; sie wirkten wie mythologische Figuren, die über die Bühne wachen. Auf einer Gitarre klebte ein "A Clockwork Orange" Aufkleber, ein passendes Detail. Würde man die Essenz dieses Films in Musik übersetzen, würde sie wahrscheinlich sehr ähnlich klingen wie das, was Imperial Triumphant kreieren: eine Mischung aus Schönheit und Bedrohung, Eleganz und Chaos.

Setliste: «Lexington Delirium» - «Gomorrah Nouveaux» - «Devs Est Machina» - «Bass Solo» - «Transmission To Mercury» - «Pleasuredome» - «Hotel Sphinx» - «Eye Of Mars» - «Swarming Opulence» - «Atomic Age» - «Rotted Futures»

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Der intime Exil Club war mit etwa achtzig Leuten gefüllt, ein Mix aus verschiedenen Altersgruppen und Musikgeschmäckern, erkennbar an den unterschiedlichen Band-Shirts in der Menge. Trotz der geringen Anzahl war die Energie elektrisierend. An einem Punkt während des Auftritts von Imperial Triumphant wurde eine Champagnerflasche geöffnet, über die ersten Reihen gespritzt und anschliessend an das Publikum verteilt, ein dekadenter Moment, der perfekt zu ihrem extravaganten, unberechenbaren Stil passte. 

Es war eine Nacht voller furchtloser Kreativität, in der beide Bands Performances lieferten, die die Grenzen zwischen Konzert, Ritual und Kunst-Installation verschwimmen liessen. In einer gerechteren Welt würde eine solche Innovation weitaus grössere Menschen-Mengen anziehen, doch für diejenigen, die dabei waren, war es ein unvergessliches Erlebnis.

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