Mono Inc. waren am Brienzersee Rockfestival 2024 die majestätisch-düstere Entdeckung für mich, auf deren Wiedersehen ich seit damals wartete. Energie und Melancholie, griffige Metal-Riffs und grossartige Melodiebögen: Ein Konzert der Hamburger Band ist mehr als eine Show. Es ist ein sinnliches Ereignis, das mit Lichteffekten und Pyro-Elementen opulent in Szene gesetzt wird. Es geht um Emotionen, Atmosphäre und um die einzigartige Verbindung zwischen Band und Publikum. Mono Inc. betonen gerne, dass jeder Auftritt mit Herzblut gespielt wird, und sie liessen ihren Worten, zum Abschluss der «Darkness»-Tour, wahrlich Taten folgen. Als Anheizer hatten sie die Bielefelder Alternative-Kombo Soulbound im Schlepptau.
Soulbound
Gespannt wartete man im Fotograben und im Publikum auf Soulbound, die zumindest ersteren kein Begriff war. Der Fünfer aus Bielefeld kam als Vierer (die Synthesizer von Patrick Winzler kamen vom Band), um dem Publikum mit ihrem modernen und düsteren Industrial Gothic-Metal einzuheizen. Stampfende Beats vereinten schwere Gitarren und aggressive Drums zu einem endzeitlichen Genre-Mix, der in dieser Form gut ankam. Dunkle, schwere Balladen und brachiale Songs mit grossen Melodien wechselten sich ab, und der Sänger Johannes „Johnny“ Stecker propagierte Nähe, Echtheit und Leidenschaft, die man ihm auch abnahm, doch für meinen Geschmack hat er definitiv etwas zu viel gequatscht. Die Jungs zeigten aber eindrucksvoll, dass sie es handwerklich gut draufhaben und die Bühnenpräsenz vermochte zu überzeugen. Der Schlagzeuger Mario Krause konnte aus gesundheitlichen Gründen bei dieser Tour leider nicht dabei sein und so sprang ein langjähriger Freund der Band ein. Das Publikum erlebte den Auftritt einer Band, die das erste Mal in der Schweiz spielte, und deren Show alles andere war als Inszenierung oder Stillstand. Es war ehrliche Musik mit einer klaren Haltung.
Mono Inc.
Aber den teilweise antik gewandeten Menschen sah man an, dass sie eigentlich nur auf Mono Inc. warteten. Das komplett ausverkaufte Z7 war platschvoll und wer bis zur Pause seinen Platz noch nicht gefunden hatte, hatte es definitiv schwer. Ein Erreichen des Fotograbens kaum mehr möglich. Nach dem üblichen Intro und Fall des Vorhangs eröffnete die Dark Rock-Kapelle mit «In My Darkness», dem Kracher des neuen Albums, den Abend. Von Beginn weg war der Sound und die Stimmung, von Band sowie Publikum, super. Die euphorische Phase wurde mit «Louder Than Hell» noch weiter angetrieben, um mit «Ravenblack» erstmals wieder etwas Ruhe in den Tumult zu bringen. Dabei sass Katha Mia, die Schlagzeugerin mit der glockenklaren Stimme, auf ihrem Thron, während Zeremonienmeister Martin Engler begeistert und souverän durch das Programm führte. 
Die Band schien in Höchstform, auch wenn es sich bei diesem Konzert um das letzte dieser Tour handelte. Die Saitenfraktion um Carl Fornia (g) und Ilja John Lappin (b) war in bester Spiellaune, doch auch die Lichteffekte, die Pyros, der Aufbau der Bühne und der überzeugende Sound taten ihr Übriges, um die Show nochmals aufs nächste Level zu heben. «Lost In Pain» war wieder etwas für alle, die gerne die Arme in die Luft reissen und sie zum Takt hin und her schwenken. Im Anschluss entzückte das eher zügige «Voices Of Doom» erneut die Tanzfreudigen, um mit «Welcome To Hell» wieder in den Midtempobereich abzutauchen. Trotz der Tatsache, dass ich mit den englischen Tracks besser klarkomme, muss ich gestehen, dass auch die deutschen Songs bestens funktioniert haben. Das hat vermutlich damit zu tun, dass das Publikum lautstark mitgesungen hat, und einige der Titel in veränderter Weise dargeboten wurden. «Kein Weg Zu Weit» kam als emotionale Akustikversion daher, und auch «Dein Anker» sorgte für Gänsehaut, bevor das furiose «Lieb Mich» den Gashebel wieder durchdrückte. 
Zu den gelungenen Showeffekten gehörten sicherlich die abgefeuerten Luftschlangen, die Pyros, die Mono Inc.-Fahne, die geschwenkt wurde und die überdimensionalen Luftballons, die am Schluss zum Einsatz kamen. Auch zwei kleine Mitsingspielchen durften natürlich nicht fehlen, aber alles war bestens getimed, nichts wurde überstrapaziert, sodass die Musik stets im Mittelpunkt stand. Das fest im Set verankerte «Drum Battle» war etwas zu kurz geraten (für meinen Geschmack zumindest). Zum grossen Finale wurden nochmals alle Kräfte mobilisiert, und die Stücke «Heartbeat Of The Dead» und «Children Of The Dark» lautstark abgefeiert. Der Refrain von letzterem hallte noch durch das Publikum, als sich die Band bereits in den Armen lag. Mono Inc. boten eine gewohnt professionelle und tolle Show, die bei den Fans mit Sicherheit auf der Heimfahrt noch lange nachklang.
Setliste: «In My Darkness» - «Louder Than Hell» - «Ravenblack» - «Arabia» - «Lost In Pain» - «Voices Of Doom» - «Welcome To Hell» - «Abendrot» - «Together Till The End» - «When The Raven Dies Tonight» - «Revenge» - «Kein Weg zu weit (Akustik)» - «Dein Anker» - «Drum Battle» - «Lieb Mich» - «Tag X» -- «Heartbeat Of The Dead» --- «Children Of The Dark»
