Der bisher grunzend-growlende Italiener zeigt sich sehr wandlungsfähig auf diesem Album, und böse Zungen mögen gegebenenfalls behaupten, er würde versuchen in die Fussstapfen von Type O Negatives verstorbenem Pete Steele zu treten. Dieser Vergleich mag sich stimmlich insbesondere bei den getrageneren Songs teilweise aufdrängen, jedoch erhält man alleine stilistisch keinen Type O Negative Nachfolger. Die Jungs von Infernalizer bedienen sich einer deutlich breiteren stilistischen Palette; auch oszilliert Sänger Ravinale in seinem Gesang zwischen Gothic-Rock und Metal.
Dies mag beim erstmaligen Anhören des Albums unter Umständen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig bis ungewohnt auf den Zuhörer wirken, jedoch geht das Gros der Songs verdammt gut ins Ohr, und spätestens nach dem zweiten Drittel der Scheibe oder dem zweiten Reinhören hat man sich völlig dran gewöhnt. Die Wechsel im Gesang verleihen dem einen oder anderen Song auf der Scheibe nochmals zusätzliche Dynamik und Punch.
Die dunkle Atmosphäre des Albums ist der Band sehr gut gelungen und passt perfekt zu hier gezeigten Stimme des Frontmannes. Wer extrem virtuoses Griffbrettgewichse und ein rifffokussiertes Album will, wird auf der Scheibe eher nicht fündig werden. Erwähnt sei aber auch, dass nicht alle der zehn Songs die absoluten Ohrwürmer (wie zum Beispiel «I Don't Wanna Be Me» oder «Leaving A Scar») sind.
Der Song «Cruel Intentions» wirkt zumindest leicht wie ein Fremdkörper auf dem Silberling, tut dem Rest aber absolut keinen Abbruch. Die Scheibe macht schon jetzt neugierig ob und wie es mit Infernalizer weiter geht. Wer bei Infernalizers «The Ugly Truth» 100%igen Death Metal erwartet und nur dies will, dem sei gleich vorab vom Kauf des Albums abgeraten – Infernalizer sind eben nicht Disarmonia Mundi. Wer jedoch einen äusserst interessanten Mix aus verschiedenen Stilrichtungen nicht abstossend findet, wird an dieser Scheibe viele Stunden lang grosse Freude haben.
Sebastian S.