Mit dem ersten programmierten Schlagzeug-Spiel gingen Vorph & Co. auch zu einem industrielleren Metal-Sound über, der die Türen für symphonische und Orchester-Elemente weit öffnete und sich damit weiter von den Black Metal Wurzeln entfernte. In dieser Live-Version, die in Krakau anlässlich ihrer letzten Europa-Tournee, zur Feier des 25-jährigen Jubiläums von «Passage» aufgenommen wurde, verleiht die aktuelle Besetzung der Band dem Album eine eindringliche und zeitgemässe Note. Zu den Gründungs-Mitgliedern Vorph (Gesang/Gitarre) und Xy (Schlagzeuger/Perkussionis/Keyboard/Programmierung) gesellen sich aktuell Thomas «Drop» Betrisey an der Gitarre und der Bassist Ales Campanelli dazu.
Das Ergebnis ist eine revitalisierte Live-Version des Albums, die heute noch genauso frisch klingt wie 1996. Samael klingen voll lebendig, während sie durch die zwölf Songs rasen, aus denen «Passage» besteht. Wer mit dem Original vertraut ist, wird bei Live-Krachern wie «Shining Kingdom», dem meisterhaften «My Savior» und «The Ones Who Came Before» noch einige frische Akzente entdecken. Der Publikumslärm ist, wie glücklicherweise bei vielen zeitgemässen Livealben, in der Mischung etwas zurückgeschraubt, aber es gibt genug, um den Songs ein echtes Live-Feeling zu verleihen. Fette Riffs, Orchester-Stimmen und Vorphs erstickender Vortrag ergeben zusammen eine inspirierte Aufnahme, eine schöne Hommage an längst vergangene Tage.
Es ist der Einsatz von Keyboards, Programmierungen und anderen Elementen, die Samael in einer längst überfüllten Musik- und Metalszene hervor stechen lassen. Ihr Sound ist kreativ, ausdrucksstark und variiert während dieser Live-Aufnahme enorm in Tempo und Stil. Es gibt auch genügend Melodien, um die Songs einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, jedoch überstrapazieren Samael eine gewisse "Süsse" nicht, sodass sie stets innerhalb der extremen Grenzen des Heavy Metals bleiben. «Passage – Live» ist nicht neu und dennoch von Anfang bis Ende ein monströses Hörerlebnis!
Oliver H.