Von zu sauberer Produktion war da die Rede, Anbiederung an Industrial-Sounds wurde ihnen vorgeworfen, überhaupt klang die 1994 gegründete Band angeblich nicht mehr so roh und ungestüm wie in ihren Anfangstagen. Vor allem der 2019 erschienene Vorläufer «A Million Volt Scream» war mit seiner etwas moderneren Ausrichtung einigen Fans der ersten Stunde ein Ärgernis. Dies alles hielt ich, bezogen auf Transport League, zwar immer für Jammern auf hohem Niveau, aber es war nun mal laut hörbar da. «Kaiserschnitt» könnte dem jetzt Abhilfe leisten, denn ich habe den Eindruck gewonnen, dass der urige Haufen mit dem neuen Longplayer einen grossen Schritt zurück zum "Boogie From Hell" gemacht hat. Bereits der hochenergetische Einstand mit dem Doppelschlag «Criminal Energy» und «Atomic» sorgt für weitaus mehr als nur zustimmendem Kopfnicken, und obwohl ich den einen oder anderen Track durchaus "nur" in die Rubrik "gute, moderne Groove Metal Durchschnittsware" einordnen würde, haben sich dazwischen ein paar echte Perlen versteckt, die das Album zweifellos veredeln. «March, Kiss, Die» beispielsweise, auf dem übrigens Ex-Type O Negative Drummer Sal Abruscato als Gastmusiker zu hören ist, erinnert mit seinem disharmonischen Riffing streckenweise leicht an Celtic Frost, und mit dem beklemmenden «Autumn Moon», der Titel lässt es schon erahnen, knallen sie uns einen Doom-Brocken im nostalgischen Danzig-Stil um den Latz, der sich wahrlich gewaschen hat. Ich weiss gar nicht mehr, wie viele Jahre es her ist, dass der Schinkengott himself eine dermassen schwere und intensive Nummer hingekriegt hat. Sie können es also immer noch, wenn sie nur wollen. Dementsprechend stellt «Kaiserschnitt» im Vergleich zu seinem getadelten Vorgänger eine ganz klare Steigerung dar.
Mirko B.