Als das dritte Album «Támsins likam» des magistralen Sextetts 2018 erschien, zehn Jahre nachdem sie zum ersten Mal einen Proberaum betreten hatten, stiess das hochgelobte und kraftvoll-emotionale Werk die Band in Trauer-Kleidung auf die Weltbühne.
Sechs Jahre später haben sich die vielen Live-Erfahrungen und die zwischenmenschliche Chemie tiefgreifend auf Hamferðs aussergewöhnliche, vierte LP «Men Guðs Hond Er Sterk» ausgewirkt und sind in die handwerkliche Klangvision von Gitarrist und Produzent Theodor Kapnas eingeflossen.
Die Band verzichtete bewusst auf alle Schnellschuss-Tricks der modernen Aufnahme-Technik und nahm die Songs gemeinsam live im Studio auf, ohne Click-Track. Das Ergebnis ist ein durch und durch menschliches Album, das sich in elementarem Stil bewegt.
Abgesehen von dem Oldschool-Aufnahme-Setup wird die Vision von Gitarrist und Produzent Theodor Kapnas für den Sound am besten durch den vorletzten Song und die neueste Single «Hvølja» (Whaleskin) veranschaulicht, ein schleppender Sludge-Kracher mit einem wunderbar ekelhaften Ton. "Ich hatte eine grosse Faszination dafür, Dinge rauer, dreckiger und hässlicher zu machen", bestätigt Kapnas, "musikalisch geht es um Spannung, schwebende Akkorde und angespannte Harmonien, immer mit dem Gefühl der Unsicherheit. Dieser Song ist vielleicht mein Lieblingssong auf der Platte, einfach weil er so kompromisslos ist. Alles geht auf 11".
"«Hvølja» ist auch der düsterste und hässlichste Song, den wir bis jetzt geschrieben haben", fährt er fort. "Es ist eine klangliche und lyrische Darstellung der Welt, die gewaltsam von monströsen Strömungen zerrissen und von einem schwarzen Himmel über uns verschlungen wird."
Seht Euch das Video zu «Hvølja» hier an:
Das erzählerische Konzept hinter «Men Guðs Hond Er Sterk» ist inspiriert von der Walfang-Katastrophe von 1915 vor dem färöischen Dorf Sandvik (der Heimat von HAMFERÐ-Keyboarder Esmar Joensen), als vierzehn Männer starben, als sie Wale in der stürmischen Bucht an Land trieben. Die Dorfbevölkerung wurde von der Küste aus Zeuge der Tragödie.
Die traurige Geschichte hat es Hamferð ermöglicht, die Bedeutung ihres färöischen Namens kraftvoll zum Leben zu erwecken, indem sie die traumatische emotionale Kraft hinter diesem übernatürlichen Phänomen auf den Punkt bringen. "Wenn man jemanden in Hamferð sieht, sieht man seine Erscheinung", erklärt Kapnas. "Meistens sind es Ehefrauen, deren Männer auf See sind und die sie mitten in der Nacht triefend nass im Türrahmen gesehen haben. In der Folklore ist das normalerweise eine Warnung, dass etwas Schlimmes passieren wird, und es gibt mehrere dokumentierte Fälle, in denen dies 1915 in Sandvik geschah. So schliesst sich für uns gewissermassen der Kreis."