«Renegades» war aus meiner Sicht ein Schuss in den Ofen, dennoch spricht die Band mit dem brandneuen Sänger Fabian Getto an der Spitze, von ihrem siebten Album «Equinox», vom bislang besten und mächtigsten ihrer Karriere. Nun, «Equinox» zeigt eine Band, die ihre klangliche und spirituelle Welt ganz beherrscht, mit den dreizehn Songs jedoch nochmals einen Riesenschritt weg von den viel geschätzten Markenzeichen und authentischen Instrumentierungen macht. Mit neuer Technologie und elektronischen Elementen produziert die Band einen Sound, der gerne im Midtempo-Bereich landet und wenig Spannendes zu bieten hat.
Die Orchestrierungen nehmen Überhand und ersticken stellenweise noch den letzten Part ihrer Uridentität. Leider haben die meisten Tracks auch ihre Leichtigkeit verloren, und so wie der Song beginnt, hört er oft auch auf. Weit weg sind die abwechslungsreichen Tage von «Waldschrein» oder «Die Affeninsel», die diese Band so einzigartig gemacht hat. Equilibrium sind im Mainstream angekommen und bieten zwar eine gewaltige Produktion, jedoch zu Gunsten der Eigenständigkeit.
Songs wie «Anderswelt», «One Hundred Hands» oder «Bloodwood» hätten stilistisch gut auf «Armageddon» gepasst, doch inspiriert durch ihre Erfahrungen mit anderen kreativen Köpfen haben Equilibrium beschlossen, in jedem Aspekt ihrer Kunst auf Authentizität zu setzen. Diese Authentizität galt auch für die Produktion, und so wurde «Equinox» selbst aufgenommen, mit bedeutender Unterstützung von Gastmusikern (Ex-Eluveitie Geiger Shir-Ran Yinon, Mitglieder von Heidevolk und insbesondere von Studio-Guru und Multi-Instrumentalist Danny McCook).
Das Artwork hat Jessica Rösch ohne Einsatz von KI oder anderer Technologie geschaffen, und zeigt den Wunsch der Band, authentisch zu bleiben. Sollte «Equinox» die lang ersehnte Authentizität sein, die Equilibrium stets suchten, dann ist es für mich wohl an der Zeit, die Band loszulassen! Ich liebe die unbeschwerten Tage, in denen der Trupp vielleicht nicht immer wusste, wo er eigentlich hin will.
Oliver H.