FRAYLE will dich mit «Heretics & Lullabies» (Ketzer & Wiegenlieder) sanft in die Leere wiegen. Gwyn Strangs ätherische Stimme schwebt über dichten, schlammigen Gitarren wie Weihrauch über einem Grab, während die Trommeln mit dem langsamen Herzschlag der Erschöpfung pulsieren. Es ist ein paradoxes Album – sanft und doch erdrückend, intim und doch distanziert. Irgendwo zwischen Predigt und Schlaflähmung.
‘Schlaf jetzt… schlaf jetzt…’
Die Produktion glänzt und die Stimmung ist atmosphärisch reichhaltig, aber nach ein paar Tracks nutzt sich die Formel ab. Die ‘Growl and Glide’-Dynamik – schwere Riffs treffen auf geflüsterte Süsse – wirkt weniger wie Spannung, sondern eher wie Wiederholung. Es ist OK für die Oktober-Trübsal oder Teenager-Herzschmerz-Rituale, aber es ist weniger ‘Nosferatu’ als ‘Twilight’, mehr Candlelight-Cosplay als echter Horror.
Haben die Metallica-Schlaflieder damals funktioniert? Nein. Meine nun erwachsene Tochter hört heute nur US-Rap. Und vielleicht ist das die wahre Ketzerei.
Lukas R.