«The Throat Ancestors» signalisiert mit mongolischem Kehlkopf-Gesang, ritueller Percussion und einem Gefühl nomadischer Weite sofort die weitreichenden Ambitionen des Albums: Alle vorhersehbaren Grenzen werden aufgelöst. Von dort aus begibt sich die Band auf eine spiralförmige Reise durch traumhaftes Terrain. «La Grande Maison de Fous» und «Nightmare Chicken» spielen mit surrealen, beinah halluzinatorischen Stimmungen, während «The Verdant One» und «Calice Dei Fantasmi» stärker an die Balkan-Palette angelehnt sind – lyrisch, dramatisch und von Erinnerungen an vergessene Volkstänze heimgesucht.
Was das Album auszeichnet, ist nicht nur der kulturelle Eklektizismus, sondern auch die Absicht. The Cyclist Conspiracy begnügen sich nicht mit Exotik, sondern erschaffen eine Welt, die von ihrer eigenen inneren Logik regiert wird und hermetische philosophische Anspielungen mit mythischen Bildern von Revolutionären, Pilgern und esoterischen Suchenden verbindet. Das ist berauschend, manchmal verwirrend, aber zweifellos bewegend. Allerdings ist «Back To Hermetics and Martial Arts Vol. 1» kein Album für zwischendurch.
Seine lockere Erzählstruktur, die sich wandelnde Instrumentierung und der theatralische Ton könnten diejenigen herausfordern, die ein eher traditionelles Rock- oder Weltmusik-Erlebnis erwarten. Für abenteuerlustige Hörer, die die westliche Mystik Morricones, die balkanische Ausgelassenheit Bregovićs, den Absurdismus von The Residents oder die rituelle Aura von Wardruna schätzen, bietet diese Platte jedoch eine reichhaltige, fantasievolle Reise. Als filmische Séance verschiedener Kulturen und Epochen belohnt dieses Album diejenigen, die bereit sind, sich seiner seltsamen, schönen Logik hinzugeben.
Lukas R.