Musikalisch lebt «Ashspawn» wirklich von Kontrasten. Die für die Band typische Wildheit ist lebendig und gnadenlos. Blast Beats brechen wie seismische Brüche hervor, während sich die Gitarren in zerklüfteten, schlangenartigen Formen um den Gesang winden. Doch unter der Gewalt verbirgt sich eine überraschende strukturelle Klarheit. Die Songs wechseln zwischen bedrückenden Midtempo-Passagen und plötzlichen Beschleunigungen. Dadurch erhält das Album eher ein rituelles Tempo als reines Chaos.

Subtile melodische Ausbrüche und unerwartete Soli - manchmal mit Anklängen an die Wildheit des Death Metal, manchmal mit einem Hauch traditioneller Heavy Metal Grösse - verleihen der Band eine Raffinesse, durch die sie sich von ihren Kollegen abhebt. Der wahre Schwerpunkt des Albums ist die Atmosphäre. Jeder Track wirkt nicht nur in der Komposition, sondern auch in der Absicht sorgfältig konstruiert. Es gibt einen starken spirituellen Unterton, der sich an esoterische Bilder anlehnt, ohne zu theatralisch zu wirken. Die Produktion unterstützt dies mit einer höhlenartigen Tiefe: Nichts klingt poliert, doch alles wirkt bewusst gewählt.

«Ashspawn» wird wohl vor allem bei Zuhörern Anklang finden, die aggressiven, aber nicht eindimensionalen Black Metal schätzen, wie er beispielsweise von Bands wie 1349 oder Dark Funeral gespielt wird. Diese Fans sehnen sich auch nach konzeptioneller Tiefe und ritueller Atmosphäre. Wer Zugänglichkeit oder genreübergreifende Experimente sucht, wird das Album vielleicht als zu unnachgiebig empfinden. Anhänger von kompromisslosem Extreme Metal hingegen werden es als lohnendes, immersives Kapitel in der Entwicklung von Enthroned betrachten. Es ist eine würdige Ergänzung ihres Katalogs: unnachgiebig, atmosphärisch und äusserst bewusst.
Lukas R.