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Metal Factory since 1999
Was kommt dabei raus, wenn Genesis-Drummer Chester Thompson, Bassist Bryon House, Gitarrist Phil Keaggy und Neal Morse gemeinsame Sache machen? Natürlich ein auf sehr hohem Niveau angesiedeltes Progressive-Werk.
Schon der erste Song «The Heart Of Live», ein 13-Minuten-Epos zeigt die musikalischen Fähigkeiten der vier Musiker. Klasse Harmonien, tolle Gesänge und einige verspielte instrumentale Parts machen diesen Song zu einem grandiosen Hörerlebnis. Morse überrascht immer wieder mit neuen Projekten und schafft es, diese auf höchstem Niveau mit den geeigneten Musikern zu erschaffen. Auch die vielen, an die Beatles erinnernden Chöre sind einfach klasse. Natürlich hinterlässt Neal seine Spuren auf jedem seiner Alben, man erkennt sofort seine musikalische Handschrift. «Time To Fly», eine ruhigere Nummer, glänzt mit tollen Chören, und «I Want Make It» dann, eine ruhige Ballade mit viel Keyboard, sehr schön.
«Walking In Daylight» erinnert an die frühen Spock‘s Beard, eine verspielte Progressive-Nummer, gesungen von Phil Keaggy. Doch der Höhepunkt des Albums ist ganz klar das neunteilige «Deep Water Suite»: Mit überraschend viel Gesängen, Chören und verspielten Progressive-Arrangements, die sich ständig zwischen den instrumentalen Darbietungen, bekannt von Transatlantic, Spock‘s Beard-Melodien und Gesänge hin und her bewegen. Instrumentale Gewitter gibt es auch hier immer wieder.
Coole Rocksounds ebenso wie Neo Progressive auf höchstem Niveau, und am Ende ein Finale, das mit denkwürdig noch untertrieben dargestellt ist. Progressive, wie man es besser nicht spielen kann. Dieses neunteilige Epos ist mal wieder eine Sternstunde des Progressive, wie sie nur Neal Morse darbieten kann. Natürlich brauch man dazu auch die passenden Musiker. Die hat Morse mit dabei, und so ist dieses Progressive-Abenteuer reines Kraftfutter für Proggies und Neal Morse-Fans. Grossartig!
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/ehkwCgOTS0I
Eigentlich müssten die Briten viel berühmter und erfolgreicher sein, als sie es letztlich geworden sind. 1969 gegründet, gelten WISHBONE ASH nämlich als Erfinder des dualen Lead-Guitar Sounds, was auf die Gründungs-Mitglieder Ted Turner und Andy Powell (beide 75) zurückgeht. Letzterer ist immer noch mit dabei und hält den Karren nach wie vor in der Spur. Vor allem die kernigen Konzerte sind immer noch ein absoluter Leckerbissen in der Szene.
Wie schon bei zahlreichen anderen Bands, sorgen die schier unerschöpflichen Archive der BBC für ein nächstes Highlight. Unter dem schlichten Titel «At The BBC 1970 - 1988» ist jetzt eine aussergewöhnliche Sammlung von kultigen Auftritten, seltenen Aufnahmen und Hinter-den-Kulissen-Perlen zusammengestellt worden, die eine Zeitspanne von fast zwei Jahrzehnten umfasst. Vier Jahre lang trugen innige Fans und Band-Mitglieder ihren Anteil daran gleichermassen bei. Diese lang erwartete Veröffentlichung schliesst nun die endgültige Musik-Historie von Wishbone Ash ab, bereichert um die unvergessliche Beziehung zur BBC.
Geboten kriegt man nun nicht weniger als elf CDs (!) mit elektrisierendem Live-Material, sprich noch nie zuvor gehörten Sessions und Auftritten, fachmännisch restauriert und remastered von Pete Reynolds. Darunter kultige Shows aus dem Paris Theatre, Glasgow Apollo und Hammersmith Odeon sowie Auftritte in "John Peel's Sunday Concert", "Sounds Of The Seventies", "Top Gear" und mehr. Dazu noch eine DVD mit Filmmaterial von "Old Grey Whistle Test" aus den Jahren 1971, 1977 und 1980 mit seltenen Outtakes, kompletten Auftritten sowie Momenten hinter den Kulissen. Abgerundet wird das Ganze durch ein schönes, 72-seitiges Buch.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/dSiS_Vg4zB0
«Shadow Play», die neueste Veröffentlichung von Drudkh, vermittelt ein tiefes Gefühl von Widerstand und Melancholie, was angesichts der ukrainischen Wurzeln der Band inmitten des anhaltenden Konflikts besonders berührend ist.
Als ukrainische Band war die Musik von Drudkh schon immer eng mit der Landschaft, der Geschichte und der kulturellen Identität ihres Heimatlandes verbunden. Angesichts des Krieges, der die Ukraine immer mehr zerreisst, bleibt die Band ihrer Kunst treu, und auch ihr neuestes Album spiegelt ihre Hingabe an ihre Kunst trotz der Unruhen wider. Das Album, das pünktlich zur Tagundnachtgleiche veröffentlicht wurde, scheint den Geist der Hoffnung zu verkörpern, der selbst die dunkelsten Zeiten überdauert, parallel zur jahreszeitlichen Wiedergeburt der Natur, wenn der Winter dem Frühling weicht. Shadow Play ist eine klangliche Darstellung dieses ewigen Zyklus und nutzt die gegensätzlichen Kräfte von Licht und Dunkelheit, um die zyklische Natur des Lebens zu erforschen. Der Krieg in der Ukraine wirft zweifellos einen Schatten auf diese Veröffentlichung, aber die Musik selbst zeugt vom unerschütterlichen Geist der Band und ihrer Fähigkeit, in solch schwierigen Zeiten etwas Schönes und Dauerhaftes zu schaffen.
Das Album beginnt mit dem Song «Scattering the Ashes», der einen introspektiven Ton anschlägt und Themen wie Trauer und Verlust aufgreift, die angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine einen tiefen Eindruck hinterlassen. Das Geräusch von Schritten auf kaltem Boden, ein Symbol der Verzweiflung und des Trotzes, wird von melancholischen Gitarren und Keyboards begleitet und erzeugt ein Gefühl von Sehnsucht und Nachdenklichkeit. Wie das gesamte Album ist auch dieses Stück eine Meditation über die Zerstörung des Krieges, aber auch über die ruhigen Momente der Besinnung und des Neubeginns danach.
Im weiteren Verlauf des Albums zeigen Stücke wie «April» und «The Eve» Drudkhs Fähigkeit, Aggression und Schönheit zu vereinen und sowohl die Wildheit des Kampfes als auch die Sanftheit des Überlebens einzufangen. «April» kanalisiert die stürmische Energie des Black Metal mit kraftvollen Riffs und rhythmischen Bässen, während «The Eve» eine dynamischere Struktur aufweist und mit Licht und Schatten auf eine Weise spielt, die fast symbolisch für die Gegensätze im Land der Band ist. Diese Stücke spiegeln die Fähigkeit der Band wider, aus ihrer Vergangenheit zu schöpfen und gleichzeitig nach vorne zu blicken, indem sie ihre düsteren Einflüsse mit einem erneuerten Gefühl der Hoffnung ausbalancieren.
«The Thirst», der Schlusstrack des Albums, ist vielleicht das ergreifendste Lied, denn es symbolisiert sowohl den andauernden Kampf als auch das Potenzial zur Erneuerung. Sein atmosphärischer Aufbau, der lange, eindringliche Töne mit einem allmählichen Ausklingen verbindet, spiegelt die lange Reise wider, die die Ukraine noch vor sich hat - eine Reise voller Entbehrungen, aber auch mit dem Potenzial für Veränderung. Die letzten Momente des Stücks, in denen die ausklingenden Riffs durch Momente der Klarheit abgemildert werden, lassen den Zuhörer mit einem Gefühl der Entschlossenheit zurück, ähnlich der Hoffnung, die trotz der Dunkelheit des Krieges weiterlebt.
Die Fähigkeit von Drudkh, die Themen ihrer Heimat in ihrer Musik zu verarbeiten, ist unübertroffen. Die tiefe Verbundenheit der Band mit der ukrainischen Kultur und dem andauernden Krieg ist in «Shadow Play» auch ohne direkte Anspielungen auf den Konflikt spürbar. Die emotionale Wucht der Musik trägt den Geist eines Volkes in Aufruhr, das Trost und Kraft in seinen Traditionen und Naturkreisläufen findet.
Auch wenn «Shadow Play» die klassischen Alben, die die Band geprägt haben, nicht übertrifft, setzt es das Erbe Drudkhs als einer der Grundpfeiler des atmosphärischen Black Metal fort. Die Ausgewogenheit des Albums zwischen Schönheit, Aggression und Melancholie spricht den Kern der ukrainischen Erfahrung an, wobei Drudkh sowohl Zeuge als auch Stimme ihres vom Krieg zerrissenen Heimatlandes sind. Ihre Fähigkeit, angesichts solcher Entbehrungen etwas so Zeitloses und doch so Persönliches zu schaffen, zeugt von ihrer Kunstfertigkeit und anhaltenden Widerstandskraft.
Im Kontext des aktuellen Krieges in der Ukraine könnte der Name Drudkh zusätzliche Bedeutungsebenen erhalten. Er bezieht sich ja auf die alten slawischen Waldfelder und Naturgeister, was nun als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Stärke interpretiert werden kann. Die Natur und Landschaften der Ukraine, insbesondere die Wälder, sind seit jeher Zeichen für Ausdauer und Überleben. Inmitten der Zerstörung könnte Drudkh die unerschütterliche Widerstandskraft des Landes symbolisieren – die Natur, die weiterhin standhält und das kulturelle Erbe schützt.
Der Name könnte auch die stille, aber unaufhaltsame Widerstandskraft des ukrainischen Volkes darstellen, das trotz der Kriegsfolgen weiterhin für seine Souveränität und Identität kämpft. Die Musik der Band, die tief mit der ukrainischen Kultur verbunden ist, erhält somit eine noch stärkere Botschaft des Überlebens und des Widerstands. Darum auch 10/10 Punkten, einer davon ist ein "Sympathie Punkt".
https://www.youtube.com/embed/wRHaMuoiu94
Mit «Death Comes To All» meldet sich Gates To Hell zum zweiten Mal direkt aus dem Schlachthaus! Geboten wird brutaler Death Metal, bei dem kein Stein auf dem anderen bleibt.
Stumpf und direkt in die Magengrube, so schlägt «Rise Again» erbarmungslos zu. Aber es wird nicht nur stumpf geprügelt, sondern es gibt immer wieder gelungene Breaks, die den Unterhaltungswert gewaltig steigern! Mit «A Summoning» wird der eingeschlagene Weg weitergegangen, ohne aber auf der Stelle zu treten! Furiose Gitarren empfangen uns mit «Weeping In Pain», aber danach wird man von dem massiven Sound förmlich an die Wand gedrückt! Der nächste Hammer schlägt mit «Next To Bleed» dumpf auf den Ambos und Gates To Hell zeigt sich von der besten Seite!
Wie ein Donnergrollen aus der Hölle, so kommt «21 Sacraments» aus den Boxen! Gates To Hell gelingt es spielend, immer interessant zu bleiben! Massives Geriffe folgt mit «Sacrificial Dead» und so präsentiert sich Gates To Hell von einer anderen Seite! Der Titeltrack «Death Comes To All» ist ein mächtiger Brocken, der langsam, aber gründlich seine Spur der Verwüstung hinter sich lässt! Groovig und erbarmungslos wird es mit «Crazed Killer» und so wird der nächste Volltreffer Tatsache!
Eine Prügelorgie steht mit «Locked Out» an! Zum Schluss gibt es den Rausschmeisser «Fused With The Soil» und nochmals wird brutal um sich geschlagen! Gates To Hell hat mit «Death Comes To All» ein sensationelles Debutalbum rausgehauen und dieses Album sollte man eigentlich unbedingt haben!!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/kTGHyGHgwJ0
Asche auf mein Haupt oder besser gefragt wie konnte es passieren, dass ich, als Death Metal Verfechter, bisher noch nie etwas von CANCER gehört habe? Zumindest keinen Song von ihnen!? Den Schriftzug kenne ich bestens, doch Zeit meines Lebens wurden Cancer stets in die Thrash Heavy Ecke gedrängt. Glücklicherweise wurde dieser Irrtum nun beim siebten Studio-Album «Inverted World» erkannt und behoben.
Die Death Metal Titanen tauchten nämlich bereits vor über 35 Jahren in der britischen Extreme Metal Szene auf und erspielten sich schnell eine grosse, weltweite Fangemeinde. Vor allem ihr legendäres Debüt «To The Gory End» (1990) und das kurz darauf veröffentlichte «Death Shall Rise» (1991) werden in Fankreisen sehr verehrt. 1996 folgte die erste Auflösung der Band, 2003 die Wiedervereinigung, 2006 die zweite Auflösung, und erst 2018 kehrte die Band nach langer, inaktiver Zeit zurück, um ihr Comeback und ihr Peaceville-Debüt «Shadow Gripped» zu veröffentlichen.
In diesem Jahr, in dem auch das 35-jährige Jubiläum des Genre-Klassikers «To The Gory End» gefeiert wird, führt Gründungs-Mitglied und Sänger sowie Gitarrist und Songwriter John Walker ein neu formiertes Quartett an, das auf «Inverted World» wilde, in Thrash getränkte, todbringende Oden an das Makabre sendet, die sowohl bei der alten, als auch bei einer neuen Generation Anklang finden dürften. Die zehn Songs sind ein unerbittlicher Angriff mit meisterhaftem Songwriting und brutalen Hooks, die dunkle und düstere Welten der Manipulation und Barbarei thematisieren, einschliesslich der Gehirnwäsche von Menschen, um sie gefügig zu machen.
Als besonderer Leckerbissen für die Fangemeinde lässt der Track «Corrosive» die altbekannte Geschichte des Säurebad-Mörders wieder aufleben. Der Death Metal von Cancer lebt durch die Stärke der Riffs, die es im Überfluss, in allen Formen und Ausprägungen, von technisch bis brutal strafend gibt. Die meisten Songs kommen in düsterem Midtempo daher, dem wahren Zuhause von oldschooligem Todesblei. Die Gitarren donnern und dröhnen majestätisch und der Gesang ist sehr von Benediction und Bolt Thrower inspiriert. Die Produktion von «Inverted World» ist fett und düster, genau das, was sich der Fan von einem Album wie diesem wünscht!
Klar, auch diese Platte wird nie irgendwelche Preise für Originalität gewinnen, aber diese Scheibe besitzt Herz, ist gut gespielt wie produziert und es absolut wert, dass man sich mit ihr beschäftigt. «Inverted World» wurde im "The Empty Hall Studio" mit Simón Da Silva aufgenommen und von V. Santura (Triptykon, Obscura, Pestilence, Dark Fortress) im "Woodshed Studio" gemischt. Death Metal Anhänger der ersten Stunde dürfen sich Cancers neuestes Werk keinesfalls entgehen lassen!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/9-bF-USpOvM
Einer meiner grossen Helden kommt endlich wieder mit einem Lebenszeichen ans Tageslicht. Nach dem letzten Studio-Album «Parabellum» (2021) wurde es auch langsam Zeit. YNGWIE MALMSTEEN hat mich seit seinem ersten Solo-Album («Rising Force», 1984) mit seinen flinken Fingern verzaubert und eine Unzahl an Gitarristen beeinflusst.
Allein was er mit den Kassenschlagern «Odyssey» (1988), «Eclipse» (1990), «Fire And Ice» (1992), «The Seventh Sign» (1994) und «Magnum Opus» (1995) veröffentlichte, sucht noch immer seinesgleichen. Speziell Japan lag dem Schweden immer zu Füssen, und so überrascht es nicht, dass Ying-Yang sein neues Live-Album im Land der aufgehenden Sonne aufgenommen hat. Am 11. Mai 2024 in Tokyo, um genauer zu sein.
Dass seine schnellen Finger dabei im Mittelpunkt stehen, ist so sicher wie der barocke Anteil in seinen Songs, der immer ein grosser Bestandteil seiner Songs war. Was dem Album allerdings ein bisschen den Killer-Moment raubt, ist, dass Yngwie selbst singt und dabei die grossartigen Sänger (Jeff Scott Soto, Mats Levén, Mike Vescera, Göran Edman, Mark Boals) vermissen, ja vollständig aussen vor lässt.
Auch wenn Yngwie insgesamt eine sehr gute Rolle abgibt, ist dies, und als einziges Manko, der Wermuts-Tropfen eines ansonsten hervorragenden Live-Albums, das mit «Relentless Fury», «Like An Angel», «Baroque & Roll», «Trilogy & Vengeance», «Rising Force», «Seventh Sign» und dem Deep Purple Cover «Smoke On The Water» seine Höhepunkte hat. «Tokyo Live» ist ein grandioses Live-Werk eines Künstlers, der sich in Europa leider sehr rar gemacht hat.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/2e-n9-b7qAQ
MACHINE HEAD gehören seit gut drei Dekaden zum Metal, wie die Milch zum Frühstücks-Müsli. Allerdings ist die Truppe um Gründungsmitglied Robb Flynn nicht ganz so unumstritten. Ihre Geschichte ist gesäumt vom Ausstieg aller Bandmitglieder, der Rekrutierung eines wegen Gang-Vergewaltigung angeklagten (aber keineswegs freigesprochenen) Bandmitglieds, der Hang zur verbreiteten Waffengewalt und Robb Flynns Drang zur musikalischen Neuerfindung bei fast jeder Platte.
Für mich persönlich war nach ihrem grandiosen Debüt «Burn My Eyes» (1994) Schluss, dennoch habe ich jedem weiteren Album wieder mein Ohr geliehen. Die US-Amerikaner sind mit «Unatøned» mittlerweile bei ihrem elften Studio-Album angelangt, was grundsätzlich schon eine reife Leistung ist. Die zwölf Songs sind wiederum ein anderes Thema. Was mit «Atømic Revelatiøns» und «Unbøund» vielversprechend beginnt, fällt mit den folgenden Tracks rasend schnell. Flynns Stimme hat in den vergangenen Jahren oft zu reden gegeben, und sie scheint auf «Unatøned» nochmals nachgelassen zu haben, was in vielen Strophen, den oft hektischen Quasi-Rap-Gesang erklären würde.
Viele Riffs, auch wenn einige davon ganz knackig sind, sind rudimentär und mit den bandtypischen Harmonien überstrapaziert. «Addicted To Pain» klingt wie «Halo» (The Blackening, 2007) in beschleunigter Form und «Scars And Shattered Dreams» beklaut sich selbst bei «Imperium» (Through The Ashes Of Empires, 2003). Ausserdem scheinen Machine Head Gefallen an überflüssigen Füllern gefunden zu haben, wie «Dustmaker», ein zwei Minuten langes, fast Trip-Hop artiges Bass-Intermezzo beweist. Das «Landscape Of Thorns»-Intro schlägt in dieselbe Kerbe, und «Addicted To Pain» wird von der Art DJ-Scratching-Effekt untermalt, die Slipknot vor einem Vierteljahrzehnt auf «People = Shit» verwendet haben. Ich weiss nicht, woran es liegt. Vielleicht ist man bei den grossen Bands kritischer, aber ich finde irgendwie zum neuen Material hin keinen positiven Zugang.
Ich finde das unerbittliche Streben nach Neuerfindung und Weiterentwicklung nur dann gut, wenn es immer noch geschmackvolle Metallica-meets-Death-Momente beinhaltet. Die strengen Songwriting-Parameter: kürzere, fokussiertere Songs mit ausgesprochen amerikanischem Flair, unkonventionellen Tonart-Wechseln und wechselnden Strukturen, die mit allen Erwartungen brechen, scheinen auch die überzeugenden musikalischen Momente im Schaffen des Vierers gebrochen zu haben. Mit «Unatøned» beweisen Machine Head einmal mehr, dass Langlebigkeit im Metal nicht mit grandioser Kreativität einhergehen muss, sondern auch mit der Weigerung zur Stagnation gelingen kann. Fans des Quartetts dürfen ruhig zugreifen, der Rest wird wohl auch mit dieser Platte nicht warm werden.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/-V225Y64scQ
Nach der EP «Rising High» aus dem Jahre 2018 erscheint nun das Debüt-Album von DEFENDER. Die Deutschen gehören der neuen Bewegung an, die sich "NWOTHM" (New Wave Of Traditional Heavy Metal) nennt.
Dass dabei die Gitarren zum Brennen kommen (hört euch nur den Einstieg zu «Survivor» an), ist so sicher wie die Lederkutte beim Metaller. Musikalisch bewegen sich die Herren irgendwo zwischen Ross The Boss, Iron Maiden (Gitarren) und Night Demon. Was der Truppe aber fehlt, ist ein Sänger, der mich an den Eiern packt. Dafür ist die Stimme von Dennis Bauer aber zu wenig "angriffig". Die Songs darf man getrost dem Speed Metal zuordnen, da die Double-Bass-Drum ordentlich durchgetreten wird.
Ausser bei der balladesken Nummer «Neverland» fahren die Jungs immer auf der Überholspur. Das alles ist mir aber zu wenig und hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck. Wie so oft, hört sich zwar alles soweit gut an, aber eine herausragende Nummer fehlt, und das Flair, welche die alten Helden halt massig versprühten, sucht man auf «Dying To Live» fast vergebens. Aufhorchen lassen Defender schon, aber was mit der Truppe in Sachen Nachhaltigkeit passieren wird, muss sich zuerst noch herausstellen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/qGTi3HAbubA
Die italienischen Doom-Künstler MESSA feierten 2024 ihr 10-jähriges Band-Jubiläum und setzen mit ihrem majestätischen, vierten Album «The Spin» zu einem einen weiteren Schritt in Richtung Legenden-Status an und laden die Zuhörer auf eine atemberaubende Reise durch den weiten Himmel ihrer kreativen Vorstellungs-Kraft ein. Nach dem Debüt «Belfry» von 2016 folgten mit «Feast For Water» (2018) und «Close» (2022) noch zwei weitere Studio-Werke plus «Live At Roadburn» (2023).
Warum ich bisher noch keinerlei Notiz von Sara (Vocals), Marco (Guitars/Bass), Alberto (Guitars) und Rocco (Drums) genommen habe? Gute Frage, nächste Frage! Da beispielsweise Avatarium sehr hoch in meiner musikalischen Gunst stehen, überrascht das an dieser Stelle schon etwas. Nüchtern betrachtet ist es bei der Flut an neuen Bands allerdings nicht verwunderlich, da man bei der schieren Menge unmöglich alles auf dem Schirm haben kann. Messa nun quasi dennoch "neu" entdecken zu können (besser spät als nie!), gehört dabei eindeutig zu den angenehmeren Dingen meines Daseins als Schreiberling in der Rock- und Metal-Welt.
Wie schon Jenny-Ann Smith bei Avatarium, steht bei Messa der prägnante Gesang von Sara im Vordergrund, der teils auch mehrstimmig eingesetzt wird. Der musikalische Part überrascht dabei mit stilistischen Wendungen, die man so, respektive ich zuvor noch nie gehört habe! Sprich der Opener «Void Meridian» steht erstmal für das Grundgerüst, heisst ein getragener Beginn geht spannungsgeladen mit Vibes von The Cult und Héroes del Silencio in Richtung Doom (hier mehr Rock als Metal) und entlädt sich im raumfüllenden Refrain. Auch das nachfolgende «At Races» folgt primär dieser Rezeptur, ehe der zweite Part neue Akzente setzt.
Damit sind vor allem ruhigere Zwischen-Parts gemeint, ehe man wieder zum Haupt-Thema zurückkehrt. Dass «Fire On The Roof» vor dem Einsetzen des Haupt-Riffs zunächst und auch danach durchaus etwas nach The Alan Parsons Project (!) klingt, gehört offensichtlich zum musikalischen Kosmos von Messa, die es meisterlich verstehen, die verschiedenen Stile fliessend miteinander zu vermengen. Als weiteres, gutes Beispiel steht dafür auch «Immolation», wo mich das elektronische Piano zur Einleitung zunächst an Genesis («Say It's Alright Joe») denken lässt, bevor Saras Gesang die Türe ganz weit hin zur norwegischen Truppe von Pristine aufmacht!
In dieser Stimmlage höre ich in der Folge frappant Heidi Solheim heraus, ehe es doch noch kurz zu bratzen beginnt. Umgekehrte Vorzeichen dann beim ersten Epos «The Dress», wo es zunächst rumpelt, ehe es von einer ruhigen Bridge und einer weiteren Doom-Wand in einen völlig überraschend auftauchenden, fluffigen Jazz-Part (!), inklusive Trompeten-Begleitung (!!) und antwortender Gitarre übergeht, bevor man es zum Schluss hin wieder poltern lässt, sowas von Kult! Den taffen Schlusspunkt setzt schliesslich «Thicker Blood», wo dann doch auch noch metallische Momente aufblitzen. Aufgeschlossene Doomster werden «The Spin» lieben.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/cHYK-tpNIcc
FRACTAL UNIVERSE aus Nancy bieten auf ihrem neuen Album «The Great Filters» Progressive/Technical Death Metal mit ganz viel Clean-Vocals an. Mit «The Void Above» heisst es zum ersten Mal: Bitte Platz nehmen auf Achterbahn des progressiven Death Metals! Da geht es auf und ab, von hart hin zu zuckersüss und mit Growls wie Clean-Vocals im wilden Wechsel.
Viel Abwechslung bietet dabei auch der Titeltrack. Bitte anschnallen, der verrückte Ritt kann unverzüglich beginnen. Einige kleine Verschnauf-Pausen gewähren «Causality Grip» und «The Seed Of Singularity». Ist der Dampf bei Fractal Universe etwa schon verpufft?! Denn auch «The Equation Of Abundance» ist eher im Relax-Bereich angesiedelt. «Specific Obsolescence» gebärdet sich dagegen als Wechselbad zwischen zarten und harten Bauteilen. Am Schluss behalten dann diese Ingredienzen die klare Oberhand. Wie ein Sommer-Gewitter, so poltert «Dissecting The Real» daher.
Durch ein progressives Break wird die anfängliche Härte 1:1 durch viel Zartes ersetzt. Dieser Song weist durch seine abgedrehte Art ganz viel von Voivod auf. Mit «Concealed» wird weiter in seichten Gewässern gewatet, und nun wird es mir definitiv zu poppig wie proggig. Zum Abchluss folgt schliesslich noch die sehr vertrackte Nummer «A New Cycle». Fractal Universe haben mit «The Great Filters» durchaus ein sehr hochwertiges Album rausgehauen, das meinen Geschmacksnerv aber überhaupt nicht trifft!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/xcAr-miYxmQ
HERSIRs Debüt-Album «Hateful Draugar From The Underground» ist ein knallhartes Beispiel für 100% Pagan Black Metal. Die Band verschwendet keine Zeit mit Gimmicks oder unnötigem Schnickschnack, sondern kommt direkt auf den Punkt und liefert rohen wie unerbittlichen Black Metal.
Hier gibt es nichts Ausgefallenes, nur pure, brutale Energie, gemischt mit einem Hauch von gespenstischer Atmosphäre. Inspiriert von Bands wie Enslaved, Emperor und Darkthrone sowie der schieren Kraft von Behexen haben Hersir einen Sound geschaffen, der aggressiv und doch melodisch, intensiv und doch zu Teilen auch atmosphärisch ist. Das Album bietet knallharte Drums, wilde Vocals und Riffs, die unter die Haut gehen. Tracks wie der Titeltrack und «Purification By Fire» halten die Balance zwischen purer Aggression und Momenten dunkler Schönheit, während «The Fiddler» die Dinge mit einem eher atmosphärischen Tempo entschleunigt. Die Produktion ist durchweg rau und verleiht dem Ganzen eine Dringlichkeit und Rauheit, die zur Authentizität beiträgt.
Sicher, der Mix hätte etwas straffer sein können, aber das ist Teil des Charmes, heisst er ist roh und funktioniert. Das Album taucht ein in dunkle Themen wie Trauer, Tod und spirituelle Erleuchtung. Es ist eine Reise durch die Schatten, auf der wir uns dem Schmerz und der Dunkelheit stellen, um zu verstehen. Der letzte Track «Divinations At The Old Springs» bildet einen eindringlichen, atmosphärischen Abschluss. Das Debüt von Hersir ist eine solide und eindrucksvolle Veröffentlichung, die ohne Schnörkel und unnötigen Firlefanz auskommt. Im Kern ist es nichts anderes als purer Pagan Black Metal. Wer etwas Authentisches sucht, wird mit diesem energetischen Werk bestens bedient.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/H72v4cULV8o
Die Zeiten sind nicht einfacher geworden. Da helfen auch Spotify, YouTube, Instagram, Facebook oder andere Soziale Medien nicht viel. Wer sich heute als Band nicht selbst vermarktet, hat es verdammt schwer und hinten stehen schon die nächsten Truppen an, die sich den Spot sichern wollen. Wie schlagen sich da WHEELS OF FIRE?
Der Kampf ist eröffnet, die Plattformen sind kleiner geworden und die Unterstützung fehlt. Somit ist klar, wer nicht "All In" geht, braucht es gar nicht erst zu versuchen. Die Verluste sind selten kalkulierbar, dafür umso höher, und trotzdem wollen alle im Hilton Hotel und nicht im Schlafsack im klapprigen Sprinter übernachten. Wheels Of Fire sind so eine Truppe, die anhand des Album-Titels alles auf ihre Musik setzen und mit dem mittlerweile vierten Studio-Album nun endlich die Lorbeeren ernten wollen. Die Italiener machen da eine Spur melodischer weiter, wo sich zum Beispiel Midnite City rockiger zeigen.
Wheels Of Fire haben mit der Ballade «Resonante» eine Nummer im Repertoire, welche mit mehr Sleaze auch den L.A. Guns gut zu Gesichte gestanden hätte. Dynazty könnten als weiterer Fan-Vergleich herhalten, zumindest was das jugendliche Flair der beiden Bands angeht, sprich dass man ab und zu immer wieder in eine leicht modernere Richtung abdriftet. Daneben lassen es WOF aber ordentlich rocken, geben mit Tracks wie «Under Your Spell», «Fool's Paradies», «Walking On The Wire» ordentlich Gas und machen mit der kleinen Hymne «Staring Out The Window» einiges richtig, darum reinhören!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/SsMYeVLgu6M
Wieder mal haben sich unzählige Musiker zusammengefunden und eine Scheibe eingespielt. Namen wie Doug Aldrich (The Dead Daisies, ehemals Dio und Whitesnake), Vinny Appice (Last In Line, ehemals Dio, Black Sabbath und Heaven And Hell), Chuck Wright (ehemals Quiet Riot), Andre Freeman (Last In Line), Tony Carey (ehemals Rainbow), Steve Mann (MSG), oder Johan Kullberg (HammerFall) gaben sich die Klinke in die Hand und veröffentlichen unter dem Banner SIGN OF THE WOLF eine Hard Rock Scheibe, welche den Classic Rock einatmet und ins 21. Jahrhundert transportiert.
«Arbeit macht frei» (tatsächlicher Songtitel auf dieser Scheibe, der mit marschartigen Drums startet) ist dabei der wildeste Beitrag, der aber von den handwerklichen Fähigkeiten der Musiker lebt, zu keiner Zeit den hart rockenden Boden verlässt und das Eröffnungs-Riff bestens auf «Holy Diver» (Dio) gepasst hätte. «Still Me» ist ein funkensprühender Säugling von HammerFall und Deep Purple, in dem Dio mit einem Grinsen feststellt: "Der Vater dessen bin ich!". Grosses Kino sind «Rainbow's End» und «Murder At Midnight».
Das schon fast Country-angehauchte «Rage Of Angels» hinterlässt dabei einen grossen Eindruck wie die restlichen Track ebenso. Wer auf die Solo-Scheiben von Joe Lynn Turner steht, den Classic Rock immer wieder gerne auf seinem Plattenteller oder im CD Laufwerk drehen lässt und sich gerne die seligen Zeiten von Rainbow, Dio und Heaven And Hell zurückwünscht, wird an dieser selbstbetitelten Scheibe nicht vorbeikommen!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/slNS7w8T7-E
«Alunea» ist ein mutiger Schritt nach vorn für die Band, der eine Weiterentwicklung ihres Sounds und eine tiefere Erforschung ihres einzigartigen Genres "Deathgaze" zeigt. Die acht Tracks des Albums, das für seine Mischung aus Death Metal und atmosphärischem Shoegaze bekannt ist, erweitern die Grenzen des progressiven Death Metal, ohne die ätherischen Qualitäten zu vernachlässigen, für die die Band bekannt ist. Die Musik von KARDASHEV fängt ein dynamisches Spektrum von Emotionen ein, darunter Trauer wie Wut und bewahrt dabei einen natürlichen Sinn für Kontraste.
Das Album beginnt mit dem Titel «A Precipice. A Door.», das mit seinen lebhaften Melodien und dem intensiven Gesang den Ton vorgibt. «Edge Of Forever» hingegen dringt in dunklere, grüblerische Klangwelten vor und unterstreicht die emotionale Tiefe. Der Track «Reunion» ist eine Allegorie der Hoffnung. Das musikalische Fundament ist in der Aggression des Death Metal verwurzelt, wird aber durch bizarre, hallgetränkte Atmosphären und erhebende, überlebensgrosse Melodien ergänzt. Im weiteren Verlauf schwankt die Musik zwischen Hell und Dunkel, wobei sowohl klarer Gesang als auch komplexe Gitarren-Arbeit zum Einsatz kommen. Die konzeptionelle und philosophische Tiefe verkörpert dabei eines der herausragenden Merkmale.
Alunea ist eine direkte Fortsetzung der Erzählung, die 2017 mit «The Almanac» begann, und setzt dort an, wo «Beyond Sun and Moon» aufgehört hat. Die Geschichte dreht sich um die Hauptfigur Sky-Brother aus "The Almanac", der auf ein Wesen trifft, das von der Menschheit geschaffen wurde, um eine neue Zivilisation auf einer fernen Welt zu gründen. Hierbei werden tiefgründige Themen wie Verantwortung, Pflicht und Existenz erforscht. Es behandelt philosophische Fragen wie die, ob Menschen an die Rollen gebunden sind, in die sie hineingeboren wurden, und ob es ethisch vertretbar ist, neues Leben in eine Welt voller Leid zu bringen. Anstatt klare Antworten zu geben, setzt sich «Alunea» mit diesen komplexen Themen auseinander und lädt die Zuhörer durch ihre Musik wie Texte zum Nachdenken ein.
Einer der einzigartigsten Aspekte von «Alunea» ist die Verwendung einer konstruierten Sprache, die ebenfalls "Alunea" genannt wird. Sänger Mark Garrett, der sein Leben lang von Conlangs (konstruierten Sprachen) fasziniert war, hat diese Sprache entwickelt, um die emotionale und thematische Tiefe des Werkes zu verstärken. Garrett erklärt, dass er mit der Entwicklung von «Alunea» vor einigen Jahren begann, als er in einem Callcenter arbeitete. Es machte ihm Spass, mit grammatikalischen Regeln zu experimentieren, zum Beispiel mit der Länge der Vokale, um Pluralität anzuzeigen. Dieses Konzept wurde später in die Sprache aufgenommen und diente als Ausgangs-Punkt für die weitere Entwicklung. Mit der Zeit beschlossen Garrett und seine Bandkollegen, die Sprache in ihre Musik zu integrieren.
Dies, um dem Album mehr Authentizität und emotionale Resonanz zu verleihen. Die einzigartige Struktur der Sprache trägt zum atmosphärischen und jenseitigen Charakter von «Alunea» bei und passt perfekt zu den kosmischen und existenziellen Themen. In vielerlei Hinsicht erinnert Garrett mit Alunea an das Werk von J.R.R. Tolkien, der für seine fiktiven Welten mehrere Sprachen erfand. Wie Tolkien, der Elbisch, Khuzdul und andere Sprachen entwickelte, um den Kulturen in Mittelerde mehr Authentizität und Tiefe zu verleihen, nutzt Garrett «Alunea», um seine Musik zu einem reicheren und intensiveren Erlebnis zu machen. Tolkiens Sprachen waren für das thematische Gewicht und die Authentizität seiner Geschichten von zentraler Bedeutung.
So, wie auch Alunea ein wesentlicher Bestandteil des dortigen Welten-Baus ist. Die Verwendung der Alunea-Sprache und die Auseinandersetzung mit tiefgründigen philosophischen Themen hebt «Alunea» von anderen Progressive Death Metal Alben ab und festigt Kardashevs Stellung als Pionier des Genres. Neben der musikalischen und lyrischen Tiefe zeichnet man sich auch durch eine körnigere Erzählweise aus. Während die früheren Alben von The Kardashev Mythos breit und konzeptionell angelegt waren, konzentriert man sich nun auf eine detailliertere und intimere Erzählweise. Der Wunsch der Band, ein lebendigeres Gefühl für Orte, Charaktere und Szenen zu schaffen, führte zur Zusammenarbeit mit dem Künstler Karl E. für das Album-Cover, das das Thema der Erforschung des Unbekannten verkörpert.
Die visuelle Ästhetik ergänzt die musikalische Erkundung der Selbstfindung und des Aufbruchs zu neuen Ufern, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Das Album markiert auch eine Veränderung im Produktions-Prozess der Band. Während die Mitglieder ihre Alben seit 2018 aus der Ferne produzieren, hat die Band nun mit einem neuen Mix- und Mastering-Engineer, Zack Ohren, zusammengearbeitet, um einen modernen und sauberen Sound zu erzielen. Das Ergebnis zeugt von einer energiegeladenen und lebendigen Qualität, die den Gesamt-Sound von Kardashev ergänzt. Die Band hat auch Gast-Auftritte integriert, darunter eine eindringliche Duduk-Performance von Pawel JJ Przybysz auf «We could Fold the Stars» und den Gesang von Erin von Genital Shame bei «Speak Silence».
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/40-IdJqXTm0
Ich schreibe diese Plattenkritik im Wissen, dass ich SACRED STEEL in zwei Tagen am legendären "Keep It True Festival" in Lauda Königshofen live auf der Bühne sehen werde. Deshalb war ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen, was uns Gerrit P. Mutz (Sänger) und sein langjähriger Partner Mathias Straub (Drums) neun Jahre nach «Heavy Metal Sacrifice» präsentieren werden.
So richtig warm wurde ich übrigens nie mit der Truppe aus Ludwigsburg, was vor allem an Sänger Gerrit liegt, dessen Stimme zwar einzigartig, aber auch zur Kategorie "streitbar" gehört. Auf der neusten Langrille klingt Gerrit aber deutlich gereifter, und die hohen, nasalen Screams sind einer tieferen Stimmlage gewichen. Das gefällt mir ausserordentlich gut, sprich machen schon den Titeltrack und vor allem das darauf folgende «Leather, Spikes And Chains» auf dem neuen Werk mit dem Titel «Ritual Supremacy» zu ziemlichen Krachern.
Musikalisch bewegt man sich zum Glück immer noch auf denselben Pfaden. Die Deutschen halten dem klassischen Metal die Treue. Das kann mal im doomigen Bereich sein, wie bei «The Watcher Infernal», mal flott galoppierend («Entombed Within The Iron Walls Of Dis») oder balladesk-kauzig («Covenant Of Grace»). Einen Innovations-Preis werden Sacred Steel damit nicht kriegen, heisst ein Über-Album ist auch der zehnte Longplayer nicht, aber für Fans ein Muss. Wer darüber hinaus mit Bands wie Omen oder Manilla Road etwas anfangen kann, sollte hier ebenfalls reinhören.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/XbceCo5tNEs
Die Jungs aus UK legen hier ein frisches Rock-Album vor, das schon beim ersten Durchhören gefällt. Flotte Nummern wie «Glass Heart» erinnern mich irgendwie an Nickelback mit einem Schuss an positiver Energie. Hier stehen die Gesangs-Melodien im Vordergrund, dazu die knackigen Drums und die rockigen Gitarren, echt cool, was die Waliser THOSE DAMN CROWS hier vorlegen.
Das etwas schwermütige «Fake» überzeugt mit einer starken Melody-Line, und hier zeigt sich, dass Shane Greenhall ein wirklich guter Sänger ist. Der Song bleibt sofort im Ohr hängen. Ebenso das etwas an Tyketto erinnernde «Dreaming», hier erinnert der Gesang schon etwas an Danny Vaughn. Auch das Gitarren-Riff erinnert an die Amis, trotzdem ein wunderbarer Song. Die Herren verstehen es wirklich, sehr gute Rock-Songs zu kreieren. Dem entgegen steht das härtere, flotte «Let's Go Psycho». Hier drücken schon mal die grossen Extreme durch.
Klasse diese musikalische Vielfältigkeit, die hier geboten wird. Völlig anders klingt «No Surrender», das mit einem harten Riff beginnt. «The Night Train» ist dann wieder eine sehr melodiöse Rock-Nummer mit ruhigen Passagen und wieder einer Melodie, die schnell im Ohr hängenbleibt. Die Waliser legen hier ein Top-Album vor, das durch Abwechslung glänzt. Eine ausgewogene Mischung aus Rock-Hymnen und vielen melodiösen Parts, die definitiv in der oberen Liga anzuordnen sind. Obendrauf punktet man noch mit einem hammermässigen Cover-Artwork.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/ApzQVatWSgw
Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber die Ursprünge von GHOST, respektive die Vision von Mainman Tobias Forge und seinem "Papa Emeritus" bis hin zu "Papa V Perpetua" wird 2026 bereits zwei Dekaden auf den Buckel haben! In der Zeit wurde etwas geschaffen, das mitunter "als das nächste grosse Ding" gehandelt wird. Liest man sich den Wikipedia-Artikel zur Band durch, wird gewahr, was hier bisher geleistet wurde und nun mit dem sechsten Studio-Album fortgeführt wird.
Hört man sich das letztjährige, offizielle Live-Album zum Konzertfilm «Rite Here Rite Now» an und hat womöglich auch eine der wenigen Kino-Aufführungen besucht, wird einem umgehend bewusst, welches Potenzial in dieser polarisierenden Truppe steckt. Allerdings hat alles seinen Preis, denn was zu Beginn noch mit vielen Mysterien rund um den nur geschminkt aufgetretenen Master Forge (viermal als "Papa Emeritus", einmal als "Cardinal Copia " und ab 2025 als "Papa V Perpetua") und seine stets vollmaskierten "Nameless Ghouls" angeht, hat sich Forge in jüngst geführten Interviews als ganz normale Privatperson gezeigt.
Derweil haben die Ghouls ihre vorherigen Satans-Masken gegen alte Raumfahrer-Masken getauscht. Auf die Musik hat das freilich keinen grossen Einfluss genommen, alsdass eigentlich eh alles aus der Feder von Tobias stammt, auch wenn das frühere und mittlerweile ehemalige Musiker wie Simon Söderberg bezüglich der ersten zwei Alben anders sehen. Tatsache ist, dass Ghost es mit ihren hookstärkeren und melodiöseren Songs geschafft haben, die Zuhörerschaft laufend zu erweitern. Die berechtigte Sorge, dass der mainstreamigere Kurs nun zu insgesamt zu poppigem Material führt war, zum Glück und zumindest bisher, unbegründet.
Diesem Gesichtspunkt müssen sich nun auch die aktuellen Kompositionen von «Skeletá» stellen. Im Vorfeld erschienen «Satanized» (März) und vor kurzem «Lachryma» als Singles vorab. Interessanter- oder eher glücklicherweise besitzen beide Appetizer, nebst der wiederum bombastischen Produktion, nach wie vor die Charakteristik eines typischen Ghost-Tracks ab «Infestissuman» (2013) auf. Dazu gehören fette Gitarren-Riffs, ein pumpender Bass, weitere eingängige Melody-Lines und der eigentümliche wie theatralische Gesang von "Papa V Perpetua". Textlich ändert sich auch kaum was oder welches Thema umgibt wohl «Satanized»?
Da wir damit den Beginn, also den Opener «Peacefield» übersprungen haben, sei noch nachgereicht, dass einem das sakrale, weiblich dominierte Intro vor dem ersten Riff und dem gesanglichen Einstieg des Meisters sogleich eine Gänsehaut vom Feinsten beschert. Ganz zu schweigen davon, was danach alles noch passiert, heisst mehr Ghost geht nicht, einfach wunderbar. Die Verschmelzung von älteren wie neuen Vibes geschieht einmal mehr fliessend, und schon ist man wieder mittendrin in diesem einmaligen Klangkosmos, der nur geliebt oder gehasst werden kann. Wen aber diese catchy Melodien nicht auch mitreissen, ist schlicht taub.
Ausserdem bratzen die Gitarren angenehm kernig und verhindern wirksam, dass das Ganze zu keiner Zeit einen zu weichen Anstrich erhält. Das gilt zum Beispiel auch für die tolle Halbballade «Guiding Lights», wo "Papa V Perpetua" einmal mehr mit der ganzen Bandbreite seines Edel-Gesangs brilliert. So nisten sich alle zehn neuen Songs auf Augenhöhe hartnäckig im Gehör ein und offenbaren letztlich ein verschmerzbares Luxus-Problem, das «Skeletá» kennzeichnet, nämlich dass sich das ganze Album auf schwindelerregendem Niveau befindet und so keinen Überhit wie «He Is» oder «Absolution» "zulässt". Dennoch fällt das Fazit glasklar aus!
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/mGR2M2mBJXU
«Address The Nation» (2012) wird für immer und ewig mein Lieblings-Album der Schweden sein und auch bleiben. Daran ändert auch der neunte Streich von H.E.A.T. nix. Der gesundheitlich bedingte Wegfall von Erik Grönwall wurde mit seinem Vorgänger Kenny Leckremo allerdings bestens kompensiert. Stimmlich besticht das Bruce Dickinson Double mit seinem kraftvollen und aussagekräftigen Gesang.
Auch das Songmaterial lässt für H.E.A.T. Fans und solche die es noch werden wollen, keine Wünsche offen. «Running To You» ist ein treibender Rock-Track, wie man ihn vom Fünfer gewöhnt ist. Dabei werden die Keyboards dezent, aber stets passend eingesetzt. Das hymnische, leicht orchestrale «In Disguise», das schmissige «The End» (Bon Jovi und «Runaway» lassen betreffend der Keyboards grüssen), das sehr harte «Rock Bottom», das verspielte «Losing Game» und das vom Bass angetriebene «Tear It Down (R.N.R.R.)» bieten erneut das Kraftfutter, das man sich von der im Jahre 2007 gegründeten Truppe erhofft.
Somit ist «Welcome To The Future» eine mehr als runde Sache geworden, heisst ein Album, das die Band weder zu kalten, mechanischen Rhythmen führt, noch dem Modern Rock seine Aufmerksamkeit schenkt (was man anhand des Album-Titels allenfalls befürchten könnte). Keyboarder Jona Tee ist sich kompositorisch nach wie vor selbst treu geblieben und hat, zusammen mit seinen Kumpels, zwölf weitere wie packende Songs veröffentlicht, die man sich einfach anhören muss!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/3CokWIQBK-M
Ich wage mal zu behaupten, dass die vier Ladies von FRANTIC AMBER auf ihrer Karriere-Leiter schon recht weit oben stehen würden, wenn sie nicht immer so viel Zeit für ein neues Album bräuchten. «Bellatrix», der letzte Output, datiert nämlich von 2019, und insgesamt ist «Death Becomes Her» erst die dritte Platte seit der Gründung vor siebzehn Jahren. Zudem ist darauf und zum ersten Mal die neue Schlagzeugerin Laura Hernandez (mit Herkunft Kolumbien) zu hören.
«Bloodbath» macht seinem Namen alle Ehre, knallhart und ohne Gnade, aber mit der nötigen Portion Melodie. Wenn man den tiefen Guttural-Gesang von Elizabeth Andrews hört, kann man kaum glauben, dass die Dänin vom Ballet her kommt. Nicht minder eindrücklich ist, was Mio Jäger für Riffs fabriziert, nach zu hören beim Midtempo-Stampfer «Black Widow». Dass man es aber auch schnell kann, davon zeugt «Jolly Jane», eine brutale Death Metal Walze. «Hell's Bell» kratzt dabei sogar an symphonischem Black Metal und sorgt so für Abwechslung.
Die Produktion ist zwar etwas zu klinisch geraten, aber dafür schiesst die Mucke fett durch die Boxen. Ja, wir haben es hier mit dem bisher besten Album von Frantic Amber zu tun. Die Band aus Stockholm hat mit «Death Becomes Her» ein Album am Start, das sich nicht vor Arch Enemys neustem Erguss verstecken muss. Wäre demnach noch cool, wenn sich die Truppe aus Stockholm auch mal in hiesigen Gefilden live zeigen würde. Wenn ich der Homepage der Ladies trauen kann, fehlt die Schweiz nämlich bisher auf der Landkarte der besuchten Länder.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/IQzyy0SIZJs
Pennsylvania ist die Geburtsstätte von BEHÖLDER, respektive einer Truppe, die das leibliche Kind von Candlemass und Jag Panzer sein könnte. Herausragend ist dabei die Gesangs-Stimme von John Yelland, der dem Ganzen mit seinem kräftigen Organ einen eigenständigen Stempel aufdrückt.
«A Pale Blood Sky» eröffnet den Reigen mit schleppenden Parts, kraftvollem Gitarren-Spiel und eben dieser ausdrucksstarken Stimme, die entfernt an Hansi Kürsch (Blind Guardian) erinnert. Neben den schleppenden Parts («Into The Underdark») sind es auch die balladesken Momente bei «For Those Who Fell», wie auch das wildere «I Magus», welche die Band von ihrer angriffslustigen Seite zeigen. Das Schöne an Behölder ist, dass die Jungs einen Weg gehen, der heute kaum mehr gespielt wird.
Heisst die Herren, die erst vor vier Jahren zusammenfanden, präsentieren sich auf ihrem full-lenght Debüt «In The Temple Of The Tyrant» mit absoluter Spielfreude und einer Authentizität die Hoffnungen schürt, dass möglichst viele (und nicht nur) Doom wie Power Metal Freunde an diesem bemerkenswerten Longplayer Gefallen finden werden. Qualitativ steht das Werk auf einem ganz hohen Level und sollte somit die Banger-Gemeinschaft bestens unterhalten wie gleichzeitig begeistern können.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/dwD5ZDAPwtU
Der Bandname IMPERISHABLE war mir bisher kein Begriff, also hilft ein Blick auf Metal-Archives. Aha, eine Band aus Göteborg, die Death Metal spielt und seit vier Jahren aktiv ist. Eine EP und ein Album standen schon zu Buche, und nun folgt also der zweite Streich. Wenig überraschend ist dabei, dass die Mucke genau so klingt, wie man es anhand des Gelesenen erwartet.
Death Metal der Marke Necrophobic, At The Gates oder Dismember vereinigt sich mit einem Schuss der alten In Flames. So klingt «Bells» einerseits ziemlich nach alter Schule, aber so lange dies so klasse geschieht, bleiben die Ampeln auf Grün. Dass Imperishable keine Anfänger sind, hört man auch beim folgenden «Blood To Bleed», welches furiose Gitarren-Salven und ein intelligentes Songwriting zu Tage fördert. Auch das galoppierende «Riding Demons» und der schnelle Titeltrack überzeugen auf ganzer Linie.
Die geilen Growls von Henke Skoog gehören ebenfalls zum Besseren, was ich dieses Jahr in diesem Bereich bisher gehört habe. Wer ein innovatives Album sucht, ist hier falsch. Wer hingegen ein Meisterwerk sucht, soll weiter stöbern. Wer aber mit einem grundsoliden, phasenweise starken Genre-Werk mit talentierten Musikern zufrieden ist, sollte hier bei «Swallowing The World» dringend reinhören.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/jEpsbNqoEYg
Die Band VERHEERER stammt aus Flensburg und erläutert in ihrem Statement: "«Urgewalt» ist all jenen gewidmet, die sich gegen Unterdrückung und Faschismus erhoben haben, respektive die diesen Kampf Tag für Tag fortsetzen - Ihr seid die Stimme der Toten!"
Mit «Urgewalt» haben Verheerer ein wütendes und unverblümtes Album geschaffen, das die Grenzen des Black- und Death Metals verschiebt. Die Band, die seit ihrer EP «Archar» aus dem Jahr 2015 fest im deutschen Metal-Underground verwurzelt ist, entwickelt sich mit einem ebenso intensiven wie unberechenbaren Sound weiter. Inspiriert von den Schrecken des Ersten Weltkriegs taucht man in die Tiefen des menschlichen Leidens, der Selbstzerstörung und der Macht-Mechanismen ein, die Gewalt und Entmenschlichung vorantreiben. Diese düstere Erkundung spiegelt sich in der kraftvollen Musik wider, die explosive Aggression mit eindringlich langsameren und atmosphärischen Passagen verbindet.
Die Band zeichnet sich dadurch aus, dass sie gängige Genre-Klischees ablehnt und eine eigene Interpretation des Black Metal bietet. Besonders hervorzuheben ist der Gesang, der zwischen geschrieenem Gesang und Metal Growls wechselt und dann immer wieder einfach nur erzählende Abschnitte wie die düsteren Themen des Albums unterstreicht. Die komplexe Gitarren-Arbeit mit Tremolo-Picking und gelegentlichen Soli ergänzt die intensiven Rhythmen sowie das brutale Schlagzeug-Spiel und schafft so eine chaotische, sprich doch strukturierte Atmosphäre.
«Urgewalt» ist ein emotionsgeladenes Album. Songs wie «Hail Mary» und «Kriegstreiber» (mein Anspiel-Tipp) zeigen das technische Können der Band und ihre Fähigkeit, sowohl Gewalt als auch Melancholie zu erzeugen. So beginnt «Kriegstreiber» eher überraschend mit einem sanften Piano Intro. Die ansonsten raue Produktion unterstreicht die apokalyptische Stimmung und zementiert seinen Status als kompromissloses Black Metal Werk.
Thematisch beschäftigen sich «Urgewalt» mit der Antikriegs-Botschaft und den tragischen Folgen menschlicher Zerstörungswut, insbesondere während des Ersten Weltkriegs. Dies entspricht der politischen Haltung der Band, die Musik als Vehikel nutzt, um zerstörerische Ideologien herauszufordern und über die Dunkelheit der menschlichen Natur nachzudenken. «Urgewalt» von Verheerer ist die Mucke für alle, welche einen frischen und zum Nachdenken anregenden Ansatz für extremen Metal suchen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/pg1sg0uH2FM
Colin Edwin (Ex-Porcupine Tree), Pat Mastelotto (King Crimson), Lorenzo Esposito Fornasari und Carmelo Pipitone stehen hinter dem Bandnamen O.R.k und sind eine ursprüngliche wie energiegeladene Verschmelzung von verspielter akustischer Psychedelia, präzisem Math-Rock sowie intensiver Ambient-Electronica und bieten eine Klangwelt voller kontrolliertem Chaos. Mit «Firehose Of Falsehoods» geht es eine Dekade nach dem Debüt in die fünfte full-length Runde.
Eigentlich läuft das Quartett unter dem Begriff "Supergroup", was angesichts der oben erwähnten Wurzeln nicht abwegig ist. Zudem zielt ihre Mucke in eine nerdige Ecke, wo sich keine truen Metalheads oder Freunde kernigen Hard Rocks tummeln. Das offenbart bereits der Opener «Blast Of Silence», der der eingangs genannten Beschreibung von "kontrolliertem Chaos" ordentlich nahe kommt und die Marschrichtung schon mal vorgibt.
«Hello Mother» lärmt anschliessend mehr in der Alternative Rock Ecke und lässt zu fettem Sound wie bollerndem Bass die Tassen im Küchenschrank tanzen, ergänzt um einen unerwarteten Blechbüchsen-Part und dauert nur dreieinhalb Minuten. Progressive Elemente werden dann, nebst weiterem Gepolter, bei «The Other Side» geboten und auch gesanglich liefert LEF (Lorenzo) variantenreich ab, was sich unter anderem bei «16000 Days» zeigt.
Dabei werden stimmliche Vibes von MUSE gewahr, und eigentlich ist jeder Song eine Wundertüte für sich, respektive lässt den Protagonisten auf einem leicht modern klingendem Rock-Teppich, sowie mit vielen musikalischen Details angereichert, völlig freien Lauf. Dazu gehören auch immer wieder mal leisere Parts, die fliessend zum Rest eingeflochten werden. Art Rock bietet schliesslich das Epos «Dive In» als fast viertelstündiger Schlusstrack.
Fakt ist, dass «Firehose Of Falsehoods», wie die vier vorangegangenen Alben, ebenso keine leicht verdauliche Alltags-Mucke enthält und erstmal entdeckt werden will. Dies gilt allerdings nicht für die Zielgruppe, die auch dieses Werk mit Genuss und ohne Anwärmen verschlingen wird. Mir ist das Ganze schlicht zu anstrengend und zu wenig eingängig. Das soll aber geneigte Fans, alt wie neu, nicht davon abhalten, hier reinzuhören.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/mOwBqJBpqE4
Das ist die zweite EP der Schweizer Band NEHARA. Musikalisch macht Sänger Roman Frei schon mal eine gute Figur. Ich mag seine warme, gefühlvolle Stimme. Seine Vielfältigkeit hört man schon beim über sieben Minuten langen Opener «As I Died». Er meistert sowohl die ruhigen, wie auch die härteren, etwas progressiven Passagen. Cooler Einstieg.
Auch «Gof Of Desperates», eine schnellere Double-Bass-Drum Nummer, klingt echt gut und erinnert mich von der Instrumentierung her etwas an Primal Fear. Ebenso «Video God», von dem es übrigens ein Lyric-Video gibt, ist eine starke Nummer mit viel Abwechslung, mal mit Doublebass-Drums, dann wieder in halbem Tempo und mit toller Gitarren-Arbeit. Im Vordergrund stehen dabei immer die melodiösen Gesangs-Linien. Die vierte und letzte Nummer «Train Of Nowhere» beginnt ruhig mit Klavier, eine Ballade mit Tiefe, klasse gesungen, erinnert mich an Bonfire. Die vier Schweizer legen hier mit «Lake Of Madness» eine wirklich starke EP vor. Da kann man sich hoffentlich bald auf Nachschub in Form eines ganzen Albums freuen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/S_7ioxtLP1E
Was für ein Brett! LIK kennen auf ihrem vierten Album keine Gnade und steigen mit diesem Album locker in die Champions League des schwedischen Death Metals auf.
"Wir wollten uns nicht wiederholen, aber natürlich wollten wir den Lik-Sound", erklärt Tomas den Entstehungs-Prozess von «Necro». "Wir haben zuerst den Song «War Praise» geschrieben, und das war der Song, den wir schreiben mussten; der Song, der genau so war wie unsere vorherigen, nur um zu sehen, ob wir etwas anderes schaffen konnten, das aber dennoch sehr LIK-mäßig war, und dann konnten wir weiterschreiben." Dieses Vorgehen scheint genau richtig gewesen zu sein und einen positiven Impact auf das Songwriting lässt sich schon anhand des Openers «Deceased» erkennen. Spielerischer Glanz, kompromisslose Wut, furiose Solos werden in einen Song gepackt, als gäbe es nichts Leichteres.
Das schon erwähnte «War Praise» erinnert mit seinen Melodien an At The Gates und ist tatsächlich ein Höhepunkt der Scheibe. Deren gibt es allerdings nicht wenige. Sei es das höllisch groovende «They», das fies klingende Doom-Monster «Morgue Rat» oder die Abrissbirne «The Stockholm Massacre». Alles klingt frisch, dynamisch, auf den Punkt gespielt, aber trotzdem steht man stets mit einem Bein in den Neunzigern. Dieser Spagat gelingt Lik tatsächlich locker. «Necro» ist für Death Metal Fans ein absoluter Pflichtkauf. Wer den klassischen Stockholm-Sound liebt, wird hier bestens bedient.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/ac-fndbGqrg
Hinter dem neuen Projekt VIGILHUNTER steht Alexx Panza, der sowohl auf dem Hitten Studio-Album «While Passion Lasts» sowie auch «Souls Of The Innocent» von Jack Starr's Burning Starr eingesungen hat. Die Genre-Bezeichnung Power Metal bezieht sich dabei auf die USA und Bands wie Vicious Rumors oder Savatage. Auch Bands wie Queensrÿche oder Fates Warning standen Pate beim Debüt.
Interessanterweise landete vor ein paar Jahren mit «Shadow Rider» schon ein Song im Internet, bevor man die Sache wieder ruhen liess. Doch letztes Jahr fand man wieder zusammen und hat nun acht Songs am Start. Wer die oben genannten Referenzen mag, dürfte bereits beim Opener «Disconnected» entzückt mit wedelnder Geldbörse im Plattenladen stehen. Auch «Titan Glory» und «Shadow Rider» lässt Erinnerungen an längst vergangene Tage wieder wach werden.
Natürlich kommt man nicht an die Klassiker der Bands ran, aber Vigilhunter klingen frisch und haben einige starke Nummern am Start. Die progressiven Songstrukturen sind deutlich hörbar, arten aber nicht in Gefrickel aus und sind songdienlich verpackt worden. Im Vordergrund steht zum Glück die Power des 80er US Metals. Die Gitarren braten amtlich, der Gesang ist stark, und kein Track ist ein Rohr-Krepierer, einzig ein Übersong ist (noch) nicht auszumachen. Die Frage, ob vom Projekt Vigilhunter noch mehr zu erwarten ist, wird die Zeit zeigen. Ein erster Schritt ist gemacht und das Potenzial ist definitiv mit jeder Note hörbar.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/8a5fZx5uMZE
Das Trio SOMETIME IN FEBRUARY aus North Carolina haut hier dem Zuhörer ein rein instrumentales Album auf höchstem, musikalischem Niveau um die Ohren. Da kann es schon vorkommen, dass in einem Song Progressive Metal, Jazz und Fusion durcheinandergewirbelt werden. Kurze Dream Theater Passagen treffen auf Iron Maiden, inklusive Yes-Einschübe und das in einem Song. Klingt etwas verwirrend, ist es auch.
«Phantom Sea» beginnt ruhig mit Keyboard-Klängen und geht dann ab wie ein Dream Theater Song mit Petrucci-Solo. «There Is Nothing Here But Technology» ist eher eine Fusion-Nummer, jedenfalls in der ersten Hälfte, bevor dann die tiefer gestimmte Gitarre den Lead übernimmt. Was bei fast allen zwölf Songs auffällt, ist das dominante Gitarren-Spiel von Tristan Auman. Der Junge hat echt was auf dem Kasten, unterdrückt dadurch aber die beiden anderen Musiker.
Ab und zu blitzt das Können von Bassist Morgan Johnson durch, sprich da hätte man gut und gerne mehr davon gehört. Das Album ist klasse produziert, und trotzdem fehlt hier irgendwas. Ich denke Gitarren-Freaks werden ihre Freude an diesem Rundling haben, aber wer auf mehr als nur Gitarren-Gefrickel steht, den wird «Where Mountains Hide» wohl schnell langweilen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/e3Nz_o5cliM
THURNINs «Harmr» präsentiert sich als düstere, introspektive Meditation über Trauer, aber es fehlt oft an emotionaler Wirkung und dynamischer Bandbreite, um den Zuhörer wirklich zu fesseln. Obwohl die Themen Trauer und Verlust auf dem Album klar formuliert sind, ist die Umsetzung eher gedämpft als überzeugend, so dass ein Grossteil des emotionalen Gewichts vom Konzept und nicht von der Musik selbst getragen wird.
Der Minimalismus des Albums, dominiert von Akustik-Gitarren, darüber gelegten Streichern und gelegentlichen Bläsern, schafft eine melancholische Atmosphäre, aber das Fehlen von Schlagzeug und Gesang lässt die Songs oft eindimensional und manchmal sogar monoton wirken. Im Gegensatz zur spannungsgeladenen und dramatischen Energie von Künstlern wie Estas Tonne, deren Auftritte von roher Intensität geprägt sind, bleibt «Harmr» fast zu zurückhaltend. Estas Tonnes virtuoses Gitarren-Spiel und ihr leidenschaftlicher Gesang reissen den Zuhörer in einen Strudel der Emotionen, doch Thurnins spärliche Instrumentierung und begrenzte Variations-Möglichkeiten lassen das Ganze statisch wirken. Die Überlagerung der Instrumente sorgt zwar für mehr Struktur, wirkt aber oft eher wie eine Übung im Stimmungsaufbau, als dass sie echte emotionale Tiefe erzeugt.
Das Auf und Ab der Harmonien, eine atmungsähnliche Qualität, die eine organische Bewegung erzeugen soll, wirkt oft so, als fehle ein entscheidendes Element der Dynamik, so dass das Album eher wie ein langes, ausgedehntes Lamento wirkt als wie eine Reise durch die Trauer. Emotionale Höhepunkte sind rar, und Momente, die mitreissend hätten sein können (wie das perkussionsgetriebene «Heortece»), erhalten nicht genug Raum, um wirklich zu explodieren. Stattdessen bleibt alles grösstenteils in seiner melancholischen Spur, ohne in die Art von dramatischen Höhepunkten abzugleiten, die mehr emotionale Resonanz verleihen könnten. Tracks wie «Fylgja» und «Folkvangr» sind auf ihre Art wunderschön, aber ihre Zartheit grenzt an Langeweile, wenn die Chose als Ganzes nicht genug in Ton oder Tempo variiert, um den Bann der melancholischen Nachdenklichkeit zu brechen.
Am Ende wirkt «Harmr»» eher wie ein Stimmungsbild als ein ausgereiftes Werk emotionalen Ausdrucks. Es gibt Momente von Anmut und Schönheit, aber das Album schöpft sein kathartisches Potenzial nie voll aus. Im Vergleich zu Künstlern wie Estas Tonne, die jede Note und jede Phrase nutzen, um tiefe und aufwühlende Reaktionen hervorzurufen, bleibt «Harmr» oft flach und lässt einen mit der Sehnsucht nach mehr Energie, mehr emotionalem Kontrast und mehr Dramatik zurück. Wenn Ihr auf sanften Gitarren Folk steht, solltet Ihr hier auf alle Fälle mal reinhören.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/u2dYFNepF-w
KARGs neuestes Album «Marodeur» verbindet atmosphärischen Black Metal mit Elementen aus Postrock, Grunge und Shoegaze (Ein Musikgenre, das sich durch dichte, verträumte Klangwände aus verzerrten Gitarren und ätherischen Vocals auszeichnet, die oft von Effekten wie Reverb und Delay geprägt sind). Die 2006 gegründete Band aus unserem Nachbarland zum Osten verfeinert ihren Sound seit fast zwei Jahrzehnten.
Mit «Marodeur» schlagen Karg nun einen kollektiveren Weg ein und präsentieren eine komplexe Mischung aus Genres, roher Energie und melancholischer Tiefe. Musikalisch ist «Marodeur» eine Reise der Kontraste. Das Album beginnt mit einem eindringlichen, atmosphärischen Shoegaze-inspirierten Intro, das sich schnell in schwerere, grungigere Gefilde entwickelt. Die Verschmelzung von atmosphärischem Black Metal und Post-Punk zieht sich wie ein roter Faden durch das Ganze hindurch und sorgt für eine dynamische und emotionsgeladene Atmosphäre. Der Einsatz von cleanen Gitarren und Synthesizern baut Spannung auf, um dann in rauere Black Metal Passagen überzugehen, die oft von schnellen Tremolo-Pickings und Blastbeats unterbrochen werden, was der Chose eine rohe und eigenwillige Note verleiht.
Gesanglich sind Karg so intensiv wie eh und je. Die Schreie sind bösartig, voller Qual und spiegeln die tiefe Trauer wie den Schmerz in den Texten des Albums wider. Manchmal überwiegen die Schreie die melodischen Elemente, besonders in Stücken wie «Annapurna» und «Reminiszenzen einer Jugend», wo das Nebeneinander von schwebenden, melancholischen Melodien und gutturalen Schreien eine starke emotionale Spannung erzeugt. Dieser Gesangs-Stil kann allerdings auch polarisieren, und ich selbst empfinde ihn als zu hart, was der emotionalen Tiefe, die die Musik zu vermitteln versucht, abträglich ist.
Thematisch beschäftigen sich «Marodeur» mit Themen wie Melancholie, Verlust und innerer Zerrissenheit, wobei die Texte im Dialekt von Koglers Heimat, dem Tennen-Gebirge, verfasst sind. Dieser regionale Touch verleiht der Auseinandersetzung mit zerbrochenen Beziehungen, Drogenmissbrauch und Depressionen auf dem Album Authentizität und ein persönliches Element. Songs wie «Burned Bridges» und «Yūgen» triefen vor Traurigkeit und vermitteln gekonnt das Gefühl tiefer emotionaler Erschütterung. Das Tempo ist abwechslungsreich gehalten, langsamere, introspektive Momente wechseln sich mit schnelleren, aggressiveren Passagen ab, was dazu beiträgt, das Interesse über die acht Tracks hinweg aufrechtzuerhalten.
Auch wenn «Marodeur» nicht jedermanns Sache ist, vor allem wegen der rauen Vocals, so ist es doch unbestreitbar ein fesselndes Hörerlebnis für Fans von atmosphärischem und Post Black Metal. Die Stärke liegt in der Fähigkeit, starke Emotionen hervorzurufen und rohe Aggression mit zerbrechlicher Schönheit zu verbinden. Anspiel-Tipps sind «Schnee ist das Blut der Geister» und «Annapurna», die beide die Fähigkeit der Band zeigen, tief emotionale und vielschichtige Kompositionen zu schaffen. Alles in allem ist «Marodeur» ein kühnes, leidenschaftliches Werk, das diejenigen ansprechen wird, die sich auf seine dunkle, gequälte Schönheit einlassen können..., und jetzt verspüre ich Lust auf ein Stück Sacher Torte.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/mMJFZCQeZGQ
Glaubt man dem Promo-Schreiben zum neuen Werk von ELVENKING, sind nur wenige Bands heutzutage in der Lage, eine so fesselnde Atmosphäre zu schaffen und einen direkten Zugang zu einer anderen Welt zu bieten, die voller Geschichten, Wunder und erhebender Melodien ist. Was damit genau gemeint ist, erschliesst sich mir erst so langsam nach x-Hördurchgängen.
Ja, diese Musik hat was, und nein, sie packt mich nicht sofort, sondern erst nach und nach, aber immerhin. Lese ich in der Promo, um was es bei diesem dritten und abschliessenden Teil einer von dieser italienischen Band kreierten Saga geht, wünschte ich mir, dass ich mir mehr gewohnt wäre, auf die Bedeutung auf englisch gesungener Texte zu hören, denn das Konzept wirkt durchaus spannend. So aber höre ich nur auf die Art des Gesangs und auf die Instrumentalisierung der Lieder, die mal Power, mal Folk Metal bieten, selten Ausflüge in Keif-Gesang Regionen unternehmen und insgesamt sehr symphonisch klingen. Vereinzelt scheinen die Chöre von Orden Ogan geklaut, während andere Lieder gar etwas in Richtung DragonForce tendieren. Für viel Abwechslung ist also gesorgt.
Und ja, das Songwriting ist auf diesem Album gut. Wer sich die nötige Zeit nimmt, kann wohl tatsächlich in diese Klangwelt eintauchen. Wobei mir auch der Gedanke an das böse Wort "Überproduziert" aufkommt. An vielen Stellen wären weniger Instrumente wohl mehr gewesen, ohne dass dabei der Kern der Lieder gelitten hätte, denn komponieren können die Italiener auf jeden Fall. Allerdings hege ich doch starke Zweifel, ob sich Elvenking damit "so langsam aber sicher als natürliche Thronfolger von Metal-Hohepriestern wie Helloween, Avantasia oder ihrem grössten Einfluss Skyclad erweisen". Diese Liga erscheint mir jedoch, trotz allen positiven Ansätzen, doch noch zu hoch gegriffen für die Italiener. Wer es selber herausfinden möchte, darf gerne bei «Reader Of The Runes - Luna» reinhören.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/ZHzWX_J6jNo
Was ist vom neuen Studio-Album der polnischen Death Metal Kapelle EMBRIONAL zu erwarten? So manches! Die Band, die zu Teilen aus Mitgliedern von Azarath besteht, bringt mit «Inherited Tendencies For Self-Destruction» ihr viertes Album auf den Markt, welches ein neues Kapitel in der Band-Geschichte aufschlägt.
Wer sich im Vorfeld mit der Single-Auskopplung «The World Deserves Self-Destruction» vertraut gemacht hat, weiss, was ihn auf dieser Platte erwartet. Das Vierer-Gespann aus Gliwice verfolgt einen neuen Ansatz. Vom Schreiben der Songs, über die Aufnahme bis hin zur Eigenproduktion durch Sänger Skullripper von Azarath. Die Drums und Gitarren klingen natürlich druckvoll und weiträumig, aufgenommen im atmosphärischen "Piek?o Niebo Studio", in Zusammenarbeit mit Ataman Tolovy.
Kombiniert mit heftigen Growls, hämmernden Bässen und rasenden Gitarren-Soli, aufgenommen in den "Panzer Studios", wird der Sound erdrückend und düster, überlagert von peitschenden Ausbrüchen, die auch vor ruhigeren Momenten nicht Halt machen. Während der fast 40-minütigen Spielzeit von «Inherited Tendencies For Self-Destruction» gestalten technische Elemente und eine ausgewogene Menge an Samples die Produktion abwechslungsreich. Gefühlt wird die Härte des Albums dabei noch verstärkt. Embrionals Sound-Signatur ist sehr gereift und hebt sich hörbar von ihren früheren Veröffentlichungen ab.
Ganz gezielt wurden die bisherigen Album-Erfahrungen, Kompositionen und Produktion einer bewussten Bearbeitung unterzogen, die in der Musik von Embrional bisher nicht zu hören war. Haldor Grunberg kümmerte sich bei allen elf Tracks um Mix und Mastering, das im bekannten "Satanic Audio" (Behemoth, Azarath, Pestilence) umgesetzt wurde. Maciej Kamuda zeigt sich fürs eindrückliche Cover-Artwork verantwortlich, das bereits beim Blick darauf keine Zweifel offen lässt, was die Zuhörerschaft zu erwarten hat. Deftig schönes Gegrunze!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/vPV1u95Edio
"NITE möchten ein Licht sein", sagt Sänger und Gitarrist Van Labrakis. "«Cult Of The Serpent Sun» handelt davon, wie wir in Zeiten grosser Dunkelheit durchhalten." Wer nach diesem Zitat nun ein lockerflockiges Melodic Metal Album erwartet, dürfte überrascht sein, denn die Amerikaner sind alles andere als fröhlich. Grundlage ist klassischer Heavy Metal, der aber durch den fiesen Gesang schwarz angehaucht ist.
Apropos angehaucht, die Stimme dürfte der grösste Streitpunkt sein, denn der gute Mann am Mikro verfolgt eine ziemlich eigene Idee von Gesang, der meist eher flüsternd und fauchend daherkommt. Das ist auf Dauer etwas anstrengend und eintönig, besitzt gleichzeitig aber auch etwas Kauzig-Charmantes. Als absolutes Highlight entpuppt sich schnell «Crow (Fear The Night)», eine super eingängige Midtempo-Hymne. Auch das etwas schnellere «Carry On» kann durch die geile Gitarren-Arbeit punkten, doch hier zeigt sich auch, dass mit etwas variablerem Gesang noch deutlich mehr herauszuholen gewesen wäre. «Cult Of The Serpent Sun» besitzt als drittes Album grosses Potenzial, wird aber aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Vocals eher ein Nischen-Produkt bleiben.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/pRD4iBYVd_U
EP 1: «De Toorn» - "Eine Reise durch Trauer und Wut" - die diesjährigen zwei EPs von AMENRA sind nicht nur eine Fortsetzung ihrer bisherigen Arbeit, sondern auch ein tiefes Statement ihrer künstlerischen und emotionalen Entwicklung.
Die erste Veröffentlichung, «De Toorn», ist eine bemerkenswerte Reise durch Trauer, Wut und Transformation. Die Band verknüpft die losen Enden ihres 2019 erschienenen Albums «De Doorn» und präsentiert eine reife, aber brutal ehrliche Auseinandersetzung mit der Trauer. Während der 26-minütigen Spielzeit bauen die beiden Songs «Heden» und «De Toorn» (Talisman) eine langsam brennende Spannung auf, die in einer kathartischen Erlösung gipfelt. Der Opener «Heden» beginnt mit einer atmosphärischen, minimalistischen Klang-Landschaft, die den Zuhörer in einem sensiblen Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung hält.
Das Stück baut sich mit methodischer Präzision auf und lässt sowohl Raum für Ruhe als auch für Chaos. Der Übergang zu den cleanen Vocals markiert einen Wendepunkt, der einen Hauch von Licht in die ansonsten dichte Atmosphäre bringt. Wenn Amenra tiefer in Trauer und Wut versinken, bricht der Gesang in Angst und Schrecken aus und verleiht dem Lied zusätzliche Intensität. «De Toorn» folgt mit einem melancholischen Grundton, der sich langsam zu einem donnernden Doom aufbaut, der von der kraftvollen Instrumentierung und dem gefühlvollen Gesang von Colin H. Van Eeckhout geprägt ist.
Beide Tracks sind von einem eindringlichen Gefühl der Endgültigkeit beseelt, aber «De Toorn» versinkt nicht in Verzweiflung, sondern erhebt sich und nimmt einen mit auf eine introspektive Reise der Erinnerung und Heilung. Die Fähigkeit der EP, eine solch atmosphärische Stimmung zu erzeugen und gleichzeitig die charakteristische Härte der Band beizubehalten, ist ein Beweis ihres Könnens. Für Fans der reichen Geschichte von Amenra, insbesondere für diejenigen, die ihre symbolische Reise verfolgen, ist «De Toorn» eine kraftvolle Reflexion über Verlust und Widerstandskraft.
Die Musik ist sorgfältig strukturiert, um tiefe emotionale Reaktionen hervorzurufen, und ihre Stärke liegt in ihrer Fähigkeit, die Seele anzusprechen. Das Cover spiegelt diese zyklische Reise wider und erinnert mit Bildern, die an «Mass I» erinnern, an die Ursprünge der Band und unterstreicht den thematischen Abschluss eines Kapitels, bevor es die Tür zum nächsten öffnet. Während man sich nun auf die Tour und dabei auch auf einen Auftritt in Lausanne im Mai dieses Jahres vorbereitet, wird klar, dass «De Toorn» mehr als nur ein Abschluss ist, sondern eine Vorbereitung auf das Feuer, das die Zukunft von Amenra antreiben wird.
EP 2: «With Fang and Claw» - Die Rückkehr zu den Wurzeln, während «De Toorn» eine Reflexion über Trauer und Transformation ist, geht Amenras zweite EP «With Fang And Claw» einen anderen Weg und kehrt zur ursprünglichen Intensität zurück, die ihre frühen Werke auszeichnete. Mit "nur" vierzehn Minuten ist «With Fang And Claw» eine Naturgewalt, heisst roh, ungezähmt und unerbittlich. Diese EP schlägt eine Brücke zwischen ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft und verbindet ihre Wurzeln auf «Mass I» mit dem kommenden «Mass VII».
Der Opener «Forlorn» ist ein Meisterwerk der Atmosphäre. Das Ganze beginnt langsam und bietet eine Atempause, bevor es richtig losgeht. Die knackigen, schlammigen Riffs werden von Van Eeckhouts gequälten Schreien begleitet, die ein Gefühl von Verzweiflung und Schmerz vermitteln. Die Struktur des Liedes ist eine sorgfältige Balance zwischen hohen und tiefen Klängen, respektive gibt den Ton für die gesamte EP an. Dem Song ist eine Dringlichkeit eigen, als würden Amenra ihre frühen Einflüsse mit neu entdeckter Präzision kanalisieren.
Die rohe Energie des Tracks erinnert an die frühen Jahre der Band, als Intensität an erster Stelle stand und jeder Ton wie ein Schlag in die Magengrube war. «Salve Mater» folgt mit einer ähnlichen Energie, aber dieser Track taucht noch tiefer in die Heaviness ein, mit massiven Gitarren und explosiven Vocals, die mit der Kraft eines Vorschlag-Hammers eintreffen. Der Song ist genau das Richtige für Fans, die in den dunkelsten und intensivsten Ecken der Musik von Amenra schwelgen wollen. Trotz seiner Kürze lässt «With Fang And Claw» keine halben Sachen zu.
Jeder Track ist vielmehr ein konzentrierter Ausbruch von Sound und Emotion. Für diejenigen, die mit den früheren Werken der Band vertraut sind, wirkt diese EP wie eine triumphale Rückkehr zur Form. Sie erinnert an Amenras unvergleichliche Fähigkeit, atmosphärische Tiefe mit unerbittlicher Härte zu verbinden. Während «De Toorn» nachdenklich und traurig wirkt, ist «With Fang And Claw» ein Aufruf zu den Waffen, die den Zuhörer an die ursprüngliche Kraft erinnern, die Amenra beschwören können. Mit «With Fang and Claw» beweisen die Belgier einmal mehr, dass sie eine Band der Gegensätze sind.
Getragen von intensiver, nachdenklicher Trauer bis hin zu unbändiger Wut, ohne dabei den einzigartigen Sound zu verlieren, der ihnen über die Jahre eine grosse und treue Fan-Gemeinde beschert hat. Während sie sich darauf vorbereiten, diese rohe Energie mit ihren Fans auf ihrer kommenden Tour zu teilen, bestehen wenig Zweifel daran, dass die Intensität von «With Fang And Claw» sich in einer unvergesslichen Live-Performance widerspiegeln wird. Für Fans dieser Band muss man zugreifen, und für die, die diese Band aus West-Flandern noch nicht kennen, einfach unbedingt mal reinhören!
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/HxgvOgDiZv4
Das zweite Album von WYTHERSAKE, «At War with Their Divinity», ist erscheint als eine Mischung aus Stärken und Schwächen, die den Zuhörer im Unklaren darüber lässt, in welche Richtung sich die Band noch weiterentwickeln wird.
"Nomen est omen" - Das Album welches übersetzt "Im Krieg mit ihrer Göttlichkeit" heisst, vermischt skandinavische Death und Black Metal Einflüsse der 90erJahre mit amerikanischem Extreme Metal, aber obwohl die Band ihr Können beibehalten hat, wirkt die Musik unkonzentriert. Die Rhythmus-Gitarren-Passagen spiegeln einen deutlich amerikanischen Stil wider, heisst mit schwerem Tuckern, das neben den symphonischen Elementen meiner Meinung nach fehl am Platz wirkt und einen störenden Kontrast bildet. Dieser Mangel an Kohärenz schmälert die insgesamte Wirkung des Albums.
Zwar glänzt die Band mit technischem Können und Ehrgeiz, doch hapert es oft an der Umsetzung. Die symphonischen Momente sind noch schwach integriert und dienen eher als Kulisse, als dass sie den Gesamt-Sound aufwerten. Zudem ist die Hinwendung der Band zu amerikanischen Melodic Death Metal Einflüssen wie The Black Dahlia Murder unüberhörbar. Stücke wie «Devour The Throne Of Grace» passen besser zu diesem Stil, als zum symphonischen Blackened Death, den die Band ursprünglich schaffen wollte.
Trotz dieser Probleme lassen bei Wythersake einige starke Momente aufhorchen, vor allem mit ihren Soli, die die Musik über die chaotischen Momente hinausheben. Ein grosses Manko des Albums ist jedoch der Mangel an Fokus und klarer Richtung, wodurch das Potenzial der Band nicht ausgeschöpft wird. Wenn ihre zukünftigen Alben in diese Richtung gehen, könnte es beim dritten Mal klappen, aber im Moment fühlt sich «At War With Their Divinity» wie eine verpasste Gelegenheit an, auf dem Versprechen des Debüts aufzubauen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/-482AR45AIA
Hört man sich das Eröffnungs-Stück «Dust» der Griechen NIGHTSTALKER an, kommen mir sofort Black Sabbath und Candlemass in den Sinn. Sänger Argy Galiatsatos singt dabei auch wie eine Mischung beider Frontmänner (fragt sich nur welche..., vor allem bei Candlemass! Rsl).
Mit dem folgenden «Heavy Trippin» geht es in dieselbe Richtung weiter. Schwere Iommi-Riffs, gepaart mit düsteren, ruhigeren Breaks wechseln sich ab. Genau wie das die Väter des Heavy Metal in den 70ern zelebriert haben. Sogar der wabernde Effekt, den Ozzy Osbourne oft bei seinem Gesang einsetzte, taucht hier ebenso einige Male auf. Die Herren aus Athen sind musikalisch schon sehr nahe an deren Musik, und sogar die Gesangs-Melodien erinnern auf «Return From The Point Of No Return» an den jungen Ozzy.
Die schleppenden Songs wie «Shipwrecked Powder Monkey» überzeugen mit etwas Eigenständigkeit, was man sie sich an der Stelle mehr wünschen würde. Klar, die Gitarren sind megafett, die Gitarren-Soli schweben über dem düsteren Sound und die trockenen Drums passen gut zum Ganzen. Aber ich hätte mir von den Griechen und deren siebtem Album etwas mehr an eigener Identität erhofft. So wie beim starken «Falling Inside», das von den anderen Tracks ein wenig abweicht, aber da müsst Ihr selber darüber urteilen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/jheDFHsitos
Die Schweizer Seefahrer Heavy Metaller ELCANO ziehen ihre Segel zu neuen Ufern auf. Musste ich bei ihrer ersten EP noch vermelden "Das Sextett spielt rhythmisch zwar eindeutig zusammen, aber es lässt an Druck und am Willen vermissen, die vier Lieder nach vorne zu treiben", klingt das auf ihrem ersten richtigen Longplayer nun ganz anders. Hier ist nun alles so, wie es sein sollte.
Wer es nicht glaubt, erhält die vier damals veröffentlichten Lieder eingebettet in das neue Album im neuen Soundgewand gleich mit. Damit gelingt die "erste Weltumrundung"», so in etwa der Albumtitel, grandios. Dazu kommt ein Konzept, das viele Episoden für weitere, musikalische Seefahrten bietet. Elcano befassen sich in ihren Texten mit Juan Sebastian Elcano der Teil der Magellan-Expedition war, diese aber Vergleich zum berühmten Kapitän Ferdinand Magellan auch tatsächlich zu Ende führte und vor allem überlebte. Diese damals eigentlich nicht beabsichtigte bis gar explizit verbotene Weltumrundung steht also im Zentrum dieser Nautic Metal Band.
Und ja, so dramatisch die Ereignisse damals sowohl für die Crew, wie auch für die neu entdeckten und teilweise (aus heutiger Sicht) unzimperlich behandelten Eingeborenen waren, so herrlich dramatisch und abwechslungsreich ist auch die Musik von Elcano. Auf auf einem Heavy Metal Fundament bauen sie Elemente aus Folk, Black Metal, Musical, Doom, Pop, Rock und Power Metal in die elf Lieder ein. Das sieht auf dem Papier ziemlich abenteuerlich aus, gelingt musikalisch aber hervorragend. Und ja, so was wie «The First Circumnavigation Of The World» hat man meines Wissens ins dieser Form noch nie gehört und überzeugt mich restlos.
Einziger, aber spürbarer Schwachpunkt ist leider der Gesang, denn sowohl die Stimme von Josy Fine wie auch diejenige von Marc Meli weisen noch deutliches Potenzial nach oben auf. Das betrifft sowohl das Treffen einiger Töne, wie auch das Stimm-Volumen. Gelingt es Elcano, dieses Manko (im besten Fall ohne Besetzungswechsel!) auszumerzen, sehe ich bei Band und diesem Album ein äusserst hohes Potenzial. Nimmt man dazu die Sympathie, welche Elcano sowohl mit ihrer durchdachten Live-Darbietung wie auch mit dem liebevoll gestalteten CD-Booklet ausstrahlen, kann hier eigentlich nur Grosses Entstehen. Elcano sind definitiv eine lohnenswerte Ergänzung der einheimischen Metal-Szene und eigentlich auch für den internationalen Markt.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/vDaX0aTLjtk
Keine Ahnung, wie genau sie in Griechenland zählen. ROTTING CHRIST wurden 1987 gegründet, 2014 sowie 2018 erschienen jeweils Compilations zum 25. respektive 30. Geburtstag und nun also ein weiteres Jubiläums-Album.
Wer rechnen kann, kriegt schnell die Krise, selbst wenn das Konzert des vorliegenden Live-Dokumentes schon letztes Jahr aufgenommen wurde. Aber nackte Zahlenspielereien sind ja auch nicht der Grund zum Kauf von geiler Mucke. «Live In Lycabettus» ist nämlich ein Monument und ein eindrücklicher Beweis dafür, dass Rotting Christ zu den besten Bands Griechenlands zählen. Leider wurde das Konzert im "Lycabettus Hill Theater" in Athen noch vor der Veröffentlichung von «Pro Xristou» aufgenommen, weshalb das geniale, neue Album nur mit «Like Father, Like Son» vertreten ist. Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Die Atmosphäre wurde perfekt transferiert, und mit 25 Songs ist die Setliste äusserst üppig ausgefallen. Somit eignet sich dieses Album auch perfekt als Einstieg in die Welt von Rotting Christ.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/1scOPQG1Hdo
Ein Live-Scheibe war eigentlich überfällig, denn kaum eine Band hat sich dermassen den Arsch abgespielt wie BATTLE BEAST. Die Aufnahme aus Helsinki erscheint als Digipak mit Blu-Ray und CD. Alles im Grünen? Nein, denn auf den zweiten Blick entpuppt sich «Live In Helsinki» als leise Enttäuschung.
Sowohl bei der Audio- wie der Video-Aufnahme fehlt nämlich das Elton John Cover «Can You Feel The Love Tonight» mit Eero Sipilä an den Vocals. Wenn man sich entscheidet ein Konzert an einem Abend aufzunehmen (was ich besser finde als jeden Song von einem anderen Ort), dann aber bitte auch komplett. Was mich noch viel mehr stört, ist die jedoch Tatsache, dass die gesamte Auswahl von den drei letzten Alben stammen und somit «Steel», «Battle Beast» und «Unholy Savior» keine Beachtung fanden.
Vor allem das erste Live-Album einer Band sollte halt schon eine gewisse Bandbreite des bisherigen Diskographie aufzeigen. Kleine Randnotiz: Nach «Unholy Savior» verliess Anton Kabanen Battle Beast bekanntlich und gründete Beast In Black…, sprich ein Schelm wer hierzu Böses denkt. Musikalisch werden eingefleischte Battle Beast Fanatiker keinesfalls enttäuscht sein. Die Band hat nämlich auch auf den neusten Alben unzählige Hymnen geschrieben, und Noora ist stimmlich eh eine Klasse für sich.
Auch wenn mir die Blu-ray zur Rezension leider nicht vorliegt, können die mittlerweile ziemlich beliebten Finnen aufgrund der vorgängig veröffentlichten Videos auch visuell überzeugen. «Live In Helsinki» ist auf jeden Fall, respektive dennoch ein äusserst kurzweiliges Live-Teil geworden, und trotzdem kann ich aufgrund der oben genannten Gründe keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Heisst somit reinhören und sich selber ein Urteil darüber bilden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/qzz_a4VfDfo
Jon Anderson ist vielen bekannt als Sänger und Gitarrist der sagenumwobenen Truppe YES. Mit ihnen feierte er nicht nur den Welthit «Owner Of A Lonely Heart» (1983), sondern konnte mit Steve Howe (Gitarre), Geoff Downes (Keyboard), Chris Squire (Bass), Billy Sherwood (Bass), Trevor Rabin (Gitarre) oder Rick Wakeman (Keyboard) ausgedehnt zusammenspielen.
Mit ihrem progressiven Art Rock Sound waren Yes ihrer Zeit weit voraus, konnten sich aber trotzdem einen sehr guten Ruf erspielen. Auf «Live-Perpetual Change» spielen sich JON ANDERSON & THE BAND GEEKS durch die musikalische Vergangenheit von Yes und werden somit die Liebhaber dieser Truppe verwöhnen. Die Songs befinden sich zwischen einer Spielzeit von acht bis 22 Minuten. Somit sind verspielten Parts keine Grenzen gesetzt, und die Sound-Fetischisten kommen nicht nur bei «Gates Of Delirium» auf ihre Kosten. Das musikalische Können der Herren ist aus jeder Note herauszuhören, und zwischen spielerischer Ausgelassenheit und songdienlichen Momenten findet sich alles auf diesem stimmigen Live-Werk.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/vQNKdGzuGMI
Was macht für mich ein gutes Live Album aus? Man muss sich fühlen, als sei man mittendrin. Das gelingt bei Bildaufnahmen natürlich besser als beim Anhören, wo die Publikums-Reaktionen eine noch wichtigere Rolle einnehmen. TEMPERANCE haben sich für «For Hermitage To Europe» dazu entschieden, verschiedene Aufnahmen zu verwenden, was ich immer für etwas heikel erachte, da so das Feeling eines einzelnen Konzert-Abends nicht gegeben ist.
Da es sich bei Temperance nicht um eine Band handelt, welche 1000er-Hallen füllt, sondern in kleinen Clubs auftritt ist, sind die Reaktionen zwar da, allerdings eher dezent. Aufgenommen wurde die Scheibe auf der Tour mit Serenity und Sirenia im Jahr 2024, von Sänger Michele Guaitoli (Visions Of Atlantis) gemixt, die Produktion übernahm Marco Pastorini (Serenity). Die Setliste berücksichtigt dabei gleich sieben Songs des letzten Albums «Hermitage – Daruma's Eyes Part 2», die restlichen sechs Alben kommen mit derselben Anzahl Songs tendenziell eher zu wenig zur Geltung.
Die neue Sängerin Kristin Starkey zeigt dabei, wie der Rest der hochkarätig besetzten Truppe, ihr handwerkliches Können. Natürlich ist musikalisch alles top, zumindest wenn man mit den Italienern bisher auch etwas anfangen kann, respektive konnte. Unter dem Strich ist das Live-Dokument «From Hermitage To Europe» aber aufgrund der genannten Gründe wohl eher nur für Fans der 2013 gegründeten Truppe aus dem Piemont und der Lombardei interessant.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/gCM0USFwoXM
Also der Pressetext ist mal wirklich gelungen: Bonn Area Thrash Strikes Back! Mit ihrem dritten Album kehren FABULOUS DESASTER, die vier Jungs aus der früheren Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, zurück und knallen uns ein schnelles Thrash-Werk vor den Latz, respektive eines, das lange nachhallen wird!
Innovativ ist hier eigentlich nichts, doch das ist auch nicht das erklärte Ziel. Nach vorne preschenden Thrash hat man sich auf die Fahne geschrieben, und das wird, mit Ausnahme des Stampfers «Ten Year Chaos», auch geboten. Ein zweiter solcher Song hätte sicher für mehr Abwechslung gesorgt, aber trotzdem geht das Album richtig gut ab. Die Vorbilder dürften eher in der Bay Area (Exodus, Testament) als im Heimatland zu suchen sein. «Misanthropolis», mit seinen extravaganten, aber geilen Gitarrenleads, ist ein Beweis für diese These.
Noch besser fährt «Trenchmouth» in die Ohrgänge, denn hier mischt man Exodus mit Anthrax, was für ein Hit! Der Titeltrack beginnt gemässigter, drückt dann aber auf das Gaspedal. Holy Shit, ist das geiler Tobak! Wer einen Song wie «Trapped In The Dark» an den Schluss eines Albums stellt, hat dann wahrscheinlich auch genug Selbstvertrauen. Live dürfte der Song für mächtig kreisende Mähnen und Moshpits sorgen. Nichts Glattgebügeltes, keine getriggerten Drums, kein Schnick-Schnack, sondern hundert Prozent ehrlicher Thrash, wie er in den Achtzigern gespielt wurde.
Das heisst nicht, dass wir es hier mit einer Garagen-Aufnahme zu tun haben, da das Teil immer noch über ordentlich Wumms verfügt. Ich muss zugeben, dass ich einen solchen Knaller nicht erwartet habe. Obwohl auch schon der Vorgänger wirklich gelungen war, sind sieben Jahre Wartezeit halt nicht wenig und man ist schnell mal aus den Gedanken verschwunden. Auch wenn das Warten mit einem bockstarken Album entschuldigt ist, darf es das nächste Mal gerne etwas schneller gehen. Zusammen mit der neuen Warbringer, ist «Cruzify This!» bisher das Thrash Highlight des Jahres!
Rönu
https://www.youtube.com/embed/PSzzzLvl0bc
Das zweite Album von TRIBUNAL, «In Penitence and Ruin», stellt eine bedeutende Entwicklung für die kanadische Doom-Band dar und zeigt, dass sie sowohl klanglich als auch thematisch gereift ist. Nach dem Erfolg ihres Erstlings «The Weight Of Remembrance» festigt die Band mit ihrem zweiten Werk ihren Platz in der Doom Metal Szene.
Mit ihrer erweiterten Besetzung hat die Band ein gewaltiges Werk der Trauer geschaffen, das sich mit Themen wie Schuld, Strafe und Erlösung auseinandersetzt. Napalm Records beschreibt dies sehr treffend so: "...eine Elegie voller Trauer und Verlorenheit, die immer tiefer in den feierlichen Abgrund des Schmerzes hinabsteigt." Das Album ist eine nahtlose Mischung aus schwermütigen, tieftraurigen Melodien, die wie ein endloser, dunkler Strom durch die Seele ziehen und überwältigenden, düsteren Riffs, die von melancholischen Streichern und eindringlichen Keyboards untermalt werden.
Diese Elemente schaffen eine Atmosphäre des unausweichlichen Untergangs, wobei jeder Track von der emotionalen Aufgewühltheit eines Büssers durchdrungen ist, der der Last seiner Sünden nicht entkommen kann. Der ergreifende Gesang von Soren Mourne und die gequälten Growls von Etienne Flinn verleihen dem Ganzen zusätzliche emotionale Komplexität und vermitteln ein Gefühl von Verzweiflung und Sehnsucht im Stil von "The Beauty and the Beast". Ein bisschen auch wie eine Doom-Version von Evanescence.
In «Penitence And Ruin» ist nicht nur ein Doom-Album, sondern eine konzeptionelle Reise, bei der jeder Song Teil einer grösseren Erzählung ist. Der Sound zeigt sich klassisch, inspiriert von Kultbands wie My Dying Bride und Paradise Lost, vermeidet aber die üblichen Metal-Klischees. Das Cello als prägendes Element verleiht der Chose eine düstere Tiefe, die an Gothic-Einflüsse erinnert, doch das Songwriting der Band bleibt frisch und überzeugend.
Für Fans düsterer, introspektiver Musik, die die üblichen Genre-Tropen meidet, bietet In «Penitence And Ruin» ein eindringliches Erlebnis, das bei allen, die die Mischung aus Kraft und Schönheit des Doom zu schätzen wissen, grossen Anklang finden wird. Es ist eine überwältigende Schönheit, die zugleich von einer schmerzlichen Melancholie durchdrungen ist, die das Herz ergreift. Ein Werk, das sich nicht in einzelne Lieder zerlegen lässt, sondern als Ganzes lebt. Eine einzigartige Symphonie der Emotionen, die die Seele erhebt und zugleich tief in sie hineinwebt.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/L0kmtd8kgI4
BLOOD ABSCISSION proklamieren: "Vereint im Schmerz treten wir in den Abgrund, nicht als blosse Individuen, sondern als kollektive Kraft, die im Chaos nach Sinn sucht und in der Stille zwischen den Sternen eine Stimme findet".
Ohne vorherige Erwartungen oder Kenntnisse über die Band, respektive ihrer Herkunft (wobei ich doch auf USA tippen würde), ihrer Mitglieder oder irgendetwas anderes als die Musik selbst, wurde dieses Album zu (m)einem unvergesslichen Erlebnis. Es hat etwas so Magnetisches und Einzigartiges an sich, dass ich es mir immer wieder anhören musste (und bleibe deshalb mit meinen anderen Reviews hängen) und jedes Mal neue Schichten von Intensität wie Emotionen entdeckte. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen ein Album alle Erwartungen übertrifft und sofort zu einem Lieblings-Angelegenheit wird.
Die Kompositionen sind unglaublich, das musikalische Können ist perfekt und der Sound vermittelt ein starkes Gefühl von Unverwüstlichkeit. «II», der zweite Release der mysteriösen Blood Abscission, verbindet atmosphärischen Black Metal mit emotionaler Tiefe und technischem Können. Die Anonymität der Band, über deren Herkunft und Mitglieder nichts bekannt ist, macht das Projekt noch mysteriöser und übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus. Das Ganze beginnt mit «I», einem brutalen Stück, das aggressive Blastbeats und eiskalte Riffs entfesselt, bevor es in symphonische, transzendente Schichten übergeht.
Dieser dynamische Wechsel zwischen Aggression und ätherischer Ruhe ist ein Markenzeichen der Truppe, und die 13-minütige Spielzeit wirkt bemerkenswert prägnant, da die Band ständig neue Texturen und Schichten entwickelt, ohne dabei an Schwung zu verlieren. Track «III» ist ein weiteres Highlight, das sich von einer ruhigen, klaren Gitarren-Passage hin zu einer triumphalen, schwarzen Klangwand entwickelt. Die emotionale Intensität ist greifbar und beschwört Themen der Konfrontation und des Sieges herauf, während die Musik zu epischen Ausmassen anschwillt.
«IV» bietet ein eindringliches, vierminütiges Instrumentalstück, das die Fähigkeit der Band unter Beweis stellt, durch Einfachheit und Zurückhaltung tiefe Gefühle zu wecken. Eine der Stärken des Zweitlings ist die nahtlose Integration von Keyboards, eine Entscheidung, die die Atmosphäre eher verstärkt als stört. Diese Synthesizer-Elemente harmonieren perfekt mit der rohen Kraft der Gitarren und schaffen ein ausgewogenes und eindringliches Erlebnis, das sich nie überwältigend oder deplatziert anfühlt.
Die Produktions-Qualität ist klar und transparent, so dass die komplexen Details der Musik zur Geltung kommen und die genretypische Atmosphäre erhalten bleibt. Der Sound von Blood Abscission entwickelt sich organisch und wechselt mühelos zwischen Schönheit und Dunkelheit. Das ist Black Metal, der sich nicht in Verzweiflung suhlt, sondern Kraft und Entschlossenheit im Angesicht des Chaos ausstrahlt. Die Ausgewogenheit zwischen Aggression, Schönheit und emotionaler Tiefe gereicht zu einem herausragenden Werk des Genres und zeigt eine Band auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/HPLDTfN0aZM
SPIRITWORLD sind eigen, SpiritWorld sind anders, SpiritWorld sind grausam und reiten direkt in die makabere Vision des alten Westens. Mit «Helldorado», dem dritten Teil ihrer Death Western Trilogie, entführt Chef-Hombre Stu Folsom die Zuhörer tiefer in seine Welt, in der die gleissende Wüstensonne das Tor zur Hölle darstellt.
«Helldorado» lässt dem in der Mojave-Wüste begonnenen Blutrausch freien Lauf und unterstützt diesen mit stampfenden Tomahawk-Riffs. Die Platte klingt, wie sonst keine Heavy Metal Platte klingt. Vom eindringlichen Honky-Tonk-Swing des Openers «Abilene Grime» bis hin zu Riffs, auf die selbst Slayer stolz gewesen wären. «No Vacancy In Heaven» oder «Waiting On The Reaper» wären dazu passende Beispiele. SpiritWorld schlagen mit der Wucht eines ausser Kontrolle geratenen Viehtriebs zu.
Mit dem punkigrotzigen Schwung von «Bird Song Of Death» und den sparsamen, melancholischen Akkorden von «Prayer Lips» wagen sich die Cowboys des Todes schliesslich in noch unbekanntes Gebiet. Mit Country in der Seele und Metal in den Adern suchte Stu Folsom 2017 ein Team, mit dem er seine Vision verwirklichen konnte. Mit dem Produzenten und Mixer Sam Pura fand er seine rechte Hand, die ihm bis heute treu geblieben ist. Danach folgte der Rest der Crew mit Matt Schrum und Randy Moore (Gitarre), Nick Brundy (Bass) und Preston Harper am Schlagzeug.
2020 folgte das vielbeachtete Debüt «Pagan Rhythms », gefolgt von «Deathwestern» 2022. «Helldorado» ist nun das nächste Kapitel von Folsoms Zyklus westlicher Verrücktheit. «Stigmata Scars», das mit zusätzlicher Gitarren-Arbeit von Frédéric Leclercq (Kreator) beglückt wird, gräbt sich noch tiefer in die ohnehin schon grausamen Horror-Visionen. Die zehn Songs folgen gefühlt einem roten Faden, auch wenn jeder für sich wieder speziell klingt. «Cleansing» ist ein kurzes Instrumental, das für zarte Zwischentöne sorgt, während mit «Stigmata Scars» wieder die Post abgeht.
«Annihilism» macht schliesslich gemütlich den Sack zu und entlässt die Zuhörerschaft von «Helldorado» in die dunkle Nacht des wilden Westens hinaus. SpiritWorld live, das muss etwas ganz Besonderes sein, denn Stu Folsom und seine Crew betreten die Bühne jeweils in bestickten, strassbesetzten Jacken und Stetson-Hüten. Das energiegeladene Fünfer-Gespann ist die fleischgewordene "Elvis' Wrecking Crew from Hell". Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Truppe ein Album geschaffen hat, das genauso Sergio Leone ist, wie Slayer. Wohin sie ihr musikalischer Weg noch führen wird, ist klar, nämlich geradewegs in die Hölle!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/vbuFWWmfoOc
BJORN RIIS ist längst eine feste Grösse in der Progressive Rock Szene, sei es als Gründungs-Mitglied von Airbag oder mit seinen eindrucksvollen Solo-Alben. Bjorns Musik einzuordnen ist nicht einfach, da sich hier genrezugehörige Songs wie «She» finden, die an Pink Floyd oder auch Steven Wilson erinnern.
Auch das mit einem David Gilmour beginnenden Solo beim Titeltrack begeistert. Der Instrumental-Track beinhaltet erneut viel von Pink Floyd und wechselt auch in einen coolen, rockigen Part. Genau diese Symbiose macht es aus und lässt die Chose sehr spannend bleiben. Oder «Abandoned», das Spuren von RPWL zeigt, ein wunderbarer, ruhiger Track, der mit einem längeren Gitarren-Solo aufwartet, so wie es auch Kalle Wallner zelebriert. Dazu «Gone», eine rockige, treibende Rock-Nummer. Dem entgegen steht das 10-minütige «Panic Attack», das ruhig startet und etwas düster ist, bevor die Gitarren einsetzen und das Ganze Fahrt aufnimmt.
Hier blitzen gar, bedingt durch das düstere Gitarren-Riff, auch mal kurz Black Sabbath auf. Der ganze Song ist ein Auf und Ab von laut und leise, sehr interessant gemacht. Und so bietet «Fimbulvinter» eine Mischung aus sphärischen Gitarren-Landschaften, melancholischer Tiefe und hymnischen Rock-Elementen. Dabei spürt man den Einfluss klassischer Progressive Rock Grössen wie Pink Floyd ebenso, wie die rohe Energie einer Rock-Band. Hat man sich das Teil erst ein paar Mal durchgehört, erschliesst sich dem Zuhörer die wunderbare, musikalische Welt des Bjorn Riis.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/N-_khKamYOM
Mitten während der Entstehung von RAY OF LIGHT mussten die Jungs den Tod ihres Gitarristen Robby Boebel verkraften. Etwas das die Truppe, logischerweise, entsprechend ausbremste. Trotzdem erklingt «Salute» mit kernigem Hard Rock, wie man ihn von anderen Gruppen der Währung Evidence One, State Of Rock, Frontline oder Phantom V her kennt.
Alles Bands, welche die Handschrift von Robby trugen und die auch bei Ray Of Light nicht von der Hand zu weisen sind. Mit Bassist Thomas Hutch Bauer, Schlagzeuger Stephan Bayerlein, Gitarrist Joerg Wartmann und Sänger Gregg Cromack stehen gestandene Musiker in der Reihe von Ray Of Light. Wer auf die oben erwähnten Combos steht, wird auch an «Salute» seine helle Freude haben.
Kerniger Hard Rock, vorgetragen mit einer Reibeisen-Stimme und Lieder denen man anmerkt, dass sie ein gewisses Level niemals unterschreiten werden. «City Of Angels», «Best Of Me», «Frontline» und «How Long» (klopft an die Türe von Jaded Heart, als noch Michael Bormann sang) gehen als sehr gute Anspiel-Tipps durch und werden die Hard Rocks Fans sicherlich mit einem glänzenden in den Augen aufhorchen lassen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/JVo1sGC5c08
ANNISOKAY sind zurück mit einer brandneuen EP, die den Titel «Abyss Pt. II» trägt und am 11. April 2025 erscheint. Die deutsche Band liefert einmal mehr ihre einzigartige Mischung aus Post-Hardcore, bei der der cleane Gesang von Gitarrist und einzigem Original-Mitglied Christoph Wieczorek wunderbar mit den energiegeladenen wie wütenden, harschen Vocals von Rudi Schwarzer verschmilzt, der 2019 zur Band stiess und «Abyss Pt. II» zu seinem dritten Ausflug mit der Band und dem zweiten von Bassist Peter Leukhardt macht.
Hinter dem Schlagzeug glänzen einmal mehr die Fähigkeiten des langjährigen Drummers Nico Vaeen. Und das Mindeste, was man sagen kann, ist, dass dieses Album verdammt heavy ist, gefüllt mit überaus harten Breakdowns und Riffs, die direkt in die Fresse gehen, sowie mit heruntergestimmten Gitarren. Aber eine Heavy Band braucht auch grossartige Refrains, um erfolgreich zu sein, und Annisokay wissen definitiv, wie man einen eingängigen Refrain schreibt. «Any Given Day» fällt mir dazu als grossartiges Beispiel ein. In diesem Song findet sich gegen Ende sogar ein Dani Filth-ähnlicher Schrei ein. Sicherlich eine Überraschung, aber eine willkommene. Am anderen Ende des Spektrums zeigt das emotionale «Into The Gray» die sanftere und zerbrechlichere Seite der Band, mit einem Text, der das schmerzhafte Thema des Verlustes anspricht.
Die EP enthält auch Elemente aus anderen Genres, wie Tanzmusik, heisst subtile symphonische Anklänge oder sogar Elektro, wie bei «Never Enough» zu hören ist. Diese Elemente fügen eine weitere Schicht, eine weitere Farbe zu einem ansonsten dichten Sound hinzu, der in einem kraftvollen Mix verpackt ist. Eine Sache, die wir uns allerdings nicht wirklich erklären können, ist das Vorhandensein von Trap-Beats / Charley in einigen Tracks, wie zum Beispiel beim Opener «Get Your Shit Together». Trap-Beats, wirklich? Waren sie notwendig? Zum Glück, könnte man sagen, gehen sie schnell in der Härte unter. Insgesamt ist «Abyss Pt. II» ein intensiver Hörgenuss, sowohl was den Sound, als auch was die Texte angeht. Für Liebhaber von eingängigen Refrains und schweren Breakdowns.
Maxime
https://www.youtube.com/embed/fOAN9mwD51Q
Der Opener und Titeltrack des neuen Longplayers von SADIST startet als Abrissbirne sondergleichen, bringt aber auch etliche Überraschungen wie einen Akustik-Part hervor, besitzt Black Metal Elemente und hat ausserdem einen weiblichen Chor (!) zu bieten.
«Deprived» verbindet vertrackte Riffs mit einer Atmosphäre die an Sepultura zu «Roots» Zeiten erinnern. Der orchestrale Gesang ist auch bei «Kill Devour Dissect» wieder zu hören, und dieser Song gehört definitiv zu den Höhepunkten. Der Rest der Scheibe steht dem in Nichts nach, heisst Sadist überraschen immer wieder mit irren Wendungen. Auch mit Album Nummer zehn gelingt es den Veteranen nicht, mich zu mehr als Höflichkeits-Applaus zu bewegen, denn das Ganze ist mir einfach "too much". Das soll aber keineswegs die Fähigkeiten der Musiker in Frage stellen, denn die sind wirklich über alle Zweifel erhaben. Wer verrückten, ausgefallenen Death mag, wird an Sadist Freude finden. Meine Bewertung zu «Something To Pierce» kann deshalb getrost ausgelassen werden.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/hzBDoD1-MlQ
Der Album-Titel ist der Name einer Skulptur des polnischen Bildhauers und Malers Stanisław Szukalski aus dem Jahr 1965. Schade hat man das nicht auch auf das Artwort ausgeweitet, denn dieses ist leider ein ziemlicher Griff ins Klo. Auch wenn das Label selbstverständlich schreibt, dass sich EPICA neu erfinden, bleibt ansonsten ziemlich alles beim Alten, und das ist auch gut so.
Während sich Bands wie Within Temptation oder Ad Infinitum mehr und mehr in Richtung Modern Metal orientieren, bleiben sich die Niederländer einmal mehr treu. Das heisst im Umkehrschluss nichts anderes, dass nach wie vor bombastischer, aber auch komplexer Symphonic Metal mit Soundtrack-Qualitäten auf den geneigten Käufer wartet. Der Opener «Cross The Divide» ist mit seiner Eingängigkeit eine perfekte Wahl und nimmt den Zuhörer sofort mit in Epicas Welt.
Simone Simons singt einmal mehr herausragend, aber unterdurchschnittliche Musiker findet man bei Epica ja eh nicht. «Arcana» ist ein verspielter Track, der die ganze Bandbreite abdeckt. Orchestrale Bombast-Passagen, knallharte Riffs, Gänsehaut erzeugende ruhige Momente und sogar ein Kinderchor wurden in die fünf Minuten gepackt. Wer es flotter und härter möchte, wird mit «Fight To Survive – The Overview Effect» oder «T.I.M.E.» glücklich werden.
Wer übrigens seit dem 2009er Werk «Design Your Universe» auf eine Fortsetzung der «A New Age Dawns» Geschichte wartet, dürfte Luftsprünge machen, denn die Parts 7 bis 9 warten auf «Aspiral» auf Euch. Einen richtigen Ausfall habe ich auch nach mehrmaligem Anhören nicht ausmachen können. Natürlich braucht auch das zehnte Album wieder einige Durchgänge, aber wer bisher mit Epica etwas anfangen konnte, wird hier garantiert nicht enttäuscht und darf problemlos blind zugreifen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/fXeGXZqckF8
Das fünfte Album der Deutschrocker DREI METER FELDWEG bietet intelligente Unterhaltung mit dreizehn Liedern. Diese wirken stimmig komponiert, textlich abwechslungsreich und nie plump.
Erzählt werden verschiedene Geschichten, die mal den Zeitgeist aufrollen, aber auch die grossen Themen wie Liebe, Abschied und Durchhalte-Parolen behandeln. Hier wirkt alles herrlich bodenständig. Das unterstreichen die Deutschen auch mit dem Album-Titel «Gut Holz». Es ist ein Ausruf, den man in den teils ins Alter gekommenen Bundes-Kegelbahnen hört. Apropos «herzlich»: Die Texte zu «Fünf Kleine Kakteen», «Alle Deine Bilder» und «Neue Single» sind sowohl lustig, wie auch ernsthaft, während bei «Am Anfang gut» wichtige Weisheiten zum Besten gegeben werden.
Die Texte verpacken Drei Meter Feldweg in ein Sound-Gewand, das ich als härteren Rock bezeichnen würde. Darum gesellen sie Ausflüge in den Punk Rock und Ska. Mit ihrem Gespür für griffige Melodien könnte man gar von hartem Pop Rock sprechen. Bei «Keine Worte» wird es dagegen fast schon metallisch hart. Mit «Gut Holz» ist Drei Meter Feldweg ein Album gelungen, das Fans von Deutschrock begeistern dürfte. Ob es auch etwas für Heavy Metal Freunde hergibt, wird sich zeigen, denn eine gewisse, stilistische Offenheit der Zuhörer wird hier vorausgesetzt!
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/zVs8VPlLZiw
Seit der Reunion 2014 sind die Schweden in Sachen Veröffentlichungen recht fleissig. «Beyond The Abyss» ist nämlich schon das sechste Album seitdem und präsentiert eine Band, welche klingt, als hätten wir 1995. Bandgründer und Hauptsongwriter Håkan Stuvemark macht denn auch kein Geheimnis seiner Vorbilder, die da wären: Carcass, Dismember, Entombed und Edge Of Sanity.
Zumindest beim Opener «Words Unspoken» würde ich dieser Liste auch noch Paradise Lost zu «Gothic» Zeiten dazufügen. Das die Schweden durchaus abwechslungsreichen Death Metal spielen beweist die Geige bei «A Symphoy Of Dread» oder das Saxophon bei «Malevolant». Ansonsten frönen die Schweden dem eher schwerfälligen Death Metal, der brutal, aggressiv und groovig durch die Boxen wabert. Dabei fehlt den Songs aber auch das gewisse Etwas um aus der Masse herauszustechen. «Beyond The Abyss» bietet dem Käufer ein solides Todesblei Album, welches sich in einer Death Metal Sammlung nicht schlecht macht, aber auch ein wenig Potential zum Staubfänger hat. Charmant altbacken eben…
Rönu
https://www.youtube.com/embed/UiOIIlLkMjQ
MALTUKA aus Bergen (Norwegen) stehen auf der 4-Track EP «Black Rite» für wütenden Thrash Metal. Das Ganze liebäugelt dabei stilistisch gewaltig mit Death Metal und lässt die Stimme Viljar Brunvoll fast keifend rüberkommen.
Gitarrentechnisch hat der Vierer einiges zu bieten, und zumindest scharmützelt man mit traditionellem Metal und lässt die alten Slayer hochleben. Diese scheinen überhaupt einen grossen Einfluss auf die Jungs ausgeübt zu haben, während sich aber auch Morbid Angel mit den alten Platten öfters auf dem Plattenteller der Jungs gedreht haben dürften. Der mit sechs Minuten lange Titeltrack lässt diese Mischung immer wieder aufkommen. Die Combo besitzt definitiv Potenzial und wird jüngere Fans begeistern können. Alt-Thrasher werden sich an den zu heftigen Parts allerdings eher stören.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/Bt7wlTyPadg
«Catharsis Till Dawn» von TAÄR ist eine Black Metal Odyssee, in der die Kraft des griechischen und des schweizerischen Kulturerbes widerhallt, wo antike Schlachten auf die eisigen Gipfel der Alpen treffen. Aus dem Herzen dieser beiden unterschiedlichen Welten hat die Band ein Album geschaffen, das die rohe, ursprüngliche Energie des Black Metal der 90er Jahre aufgreift und gleichzeitig einem modernen, brutalen Sound treu bleibt.
Es ist eine nahtlose Mischung aus dem kriegerischen Geist der martialischen Vergangenheit Griechenlands und der unheimlichen Einsamkeit, die von den hohen Bergen der Schweiz widerhallt. Bereits mit dem Opener «Celestial Carnage» verschwenden TAÄR keine Zeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Die unerbittlichen Blastbeats und feurigen Riffs erinnern an antike, griechische Krieger, deren Schwerter inmitten der Echos eines Schneesturms in den Schweizer Alpen aufeinanderprallen. Die Produktion ist rau, roh und unverblümt und fängt diese Stimmung gut ein.
Der Kontrast zwischen der intensiven Aggression von «Perpetual Descent» und den atmosphärischen, fast mystischen Passagen von «A Depths Of Damnation» spiegelt die Dualität der griechischen und schweizerischen Landschaften wider: die feurige Leidenschaft der reichen griechischen Geschichte und die kühle, kalkulierte Unverwüstlichkeit der Schweizer. Jeder Track ist ein klangliches Schlachtfeld, ein intensives Wechselspiel zwischen Geschwindigkeit, Atmosphäre und Groove, wie der zeitlose Tanz zwischen Zivilisation und Natur.
«Catharsis Till Dawn» ist nichts für Weicheier. Es ist ein rohes, intensives Album, das sowohl den wütenden Geist des antiken Griechenlands, als auch die kalte, unerschütterliche Kraft der Schweizer Alpen in sich trägt. Wer auf der Suche nach einem Erlebnis ist, das Altes mit Neuem verbindet, liegt hier richtig.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/UkQcu-xcyig
Meine Reaktion auf das neue Album der Bayern: "Ach, die gibt es noch?" SOUL DEMISE haben in der ersten Dekade des neuen Jahrtausend ziemlich Gas gegeben und fünf Alben an den Mann gebracht. Danach folgte eine Wartezeit von sieben langen Jahren, bis «Thin Red Line» erschien. Tja, und nun schreiben wir das Jahr 2025, bis wieder neues Material auf die hungrige Meute losgelassen wird.
Der Fünfer gehört zu den härteren Vertretern im Melodic Death und erinnert somit eher an Bands wie Kataklysm oder At The Gates. «Destiny's Edge», der Opener, ist dabei schon mal eine Ansage. Eingängige Riffs, typische Göteborg-Melodie und ein hymnischer Refrain, so kann es weitergehen! «Uncharted» heisst der nächste Kracher, der als Stampfer beginnt, aber auch schnelle Parts bietet. Apropos schnell: «Unseen Void» ist ebenso, wie «Unbreakable», eine Blaupause für schnellen Death Metal, der aber immer noch auf melodiöse Riffs baut. Nicht ganz alle der elf Tracks sind auf einem hohen Niveau, aber trotzdem ist «Against The Abyss» ein amtliches, routiniertes Stück Melodic Death geworden. Die Produktion ist gelungen, ebenso wie das Artwork und hoffentlich lassen die Deutschen ihre Fans nicht wieder so lange auf neue Musik warten.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/XNm8caba7XA
Der Opener des zweiten Solo-Albums des Haken-Gitarristen Charles Griffiths beginnt mit «Tyrannicide», heisst harte Gitarren und schnelle Drums dominieren hier unter dem Banner von TIKTAALIKA, starker Einstieg.
Der folgende Titeltrack erinnert mich stark an eine Rage-Nummer, heisst Peavy Wagner drückt vor allem beim Refrain durch. Beim schwerfällig beginnenden «The Forbidden Zone» setzt es auch Growls auf die Ohren ab, die sich mit düsterem Gesang abwechseln. Wenn es mal ruhiger wird, wie bei «Mesozoic Mantras», bringt das eine gelungene Abwechslung. Sänger Vladimir Lalic überzeugt hier mit einer starken Gesangs-Leitung.
«Fault Lines» geht dann eher Richtung Metal Church, sprich voll auf die zwölf. Bei einem sehr melodiösen Refrain nimmt man den Fuss vom Gaspedal, cooler Song. Mit «Give Up The Ghost» haut man eine filigrane Progressive-Nummer raus, die an Symphony X und Disillusion erinnert. Das neun Minuten lange «Lost Continent» beginnt als hammerharte Thrash-Nummer, um dann in einen gebremsten, melodiösen Refrain überzugehen, krasse Mischung. Dazwischen legt man ordentliche Progressive-Parts vor.
Den Abschluss bestreitet der Bonustrack «Chicxlub»: Eine Instrumental/Progressive-Nummer, die zeigt, was die Musiker doch für ein hohes Mass an musikalischem Niveau besitzen. «Gods Of Pangaea» ist ein wildes, modernes Progressive-Album, weit weg von Griffiths Hauptband Haken, glänzt mit starken Songs, könnte im Gesamten aber etwas mehr Feeling versprühen, da einige Songs zu unterkühlt daherkommen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/8Q4oJETGecE
Fans der Amis mussten sich jetzt eine ganze Dekade gedulden, bis wieder neues Material ihrer Helden vorliegt, denn der Vorgänger «To Your Death» kam tatsächlich 2015 zum Vorschein. War man damals noch zu fünft unterwegs, zeigen sich CHRISTIAN MISTRESS aktuell in diesem Line-up: Christine Davis (v), Tim Diedrich (g), Reuben Storey (d) und Jonny Wulf als zweiter Gitarrist, der sich für die Aufnahmen zum neuen Werk gleich auch noch den Bass umgeschnallt hat.
Schaut man sich das Cover der neuen Scheibe an, will das Ganze zunächst nicht wirklich zum (g)riffigen Opener «City Of Gold» passen. Unter dem Banner Heavy Metal geht das Quartett mit etwas Retro-Schlagseite ans Werk und kehrt den "pure old heavy style" heraus, den zum Beispiel auch "unsere" Amethyst zelebrieren. Gewichtiger Unterschied sind natürlich die female vocals von Christine, die zum einen sicher zu dieser Spielart passen, über die Distanz aber zu eintönig daherkommen. Das sehen womöglich nicht alle so, doch die Stimmlage ändert sich, trotz der klaren wie melodischen Gesangs-Stimme kaum bis gar nicht.
Das kauft den durchwegs kernigen Gitarren und den immer wieder aufblitzenden Soli einiges von ihrem Schneid ab. Leider muss man sagen, denn obwohl ich dem herrlich produzierten Vintage-Sound einiges abgewinnen kann, dämpfen die zu monotonen Vocals meine Freude daran merklich. Da vermag auch der mehrstimmige (Studio-) Gesang beim Schlusstrack «Shadow» das Ruder nicht signifikant herumzureissen. Als "similar artist" gelten die Landskollegen von Castle, die allerdings doomiger unterwegs sind und der geteilte wie auch der Solo-Gesang die Nase eher vorn haben. Fazit: «Children Of The Earth» selber antesten.
Rockslave
https://www.youtube.com/embed/xA17ye4Wiko
IN THE WOODS... sind seit langem Meister des atmosphärischen und avantgardistischen Metals, und ihr siebtes Album «Otra» festigt ihr Vermächtnis als Pioniere des Genres. Für diejenigen, die mit den Wurzeln der Band im Black Metal und Progressive vertraut sind, ist «Otra» eine atmosphärische Reise, die einen reichen Teppich aus Melancholie, Doom und Progressive Metal Einflüssen webt. Für den Zuhörer ist es wie ein Spaziergang durch die dunklen, nebelverhangenen Wälder Norwegens, bei dem sich hinter jeder Biegung neue, emotionale Landschaften auftun.
Das Album geht nahtlos ineinander über, jeder Track fängt die Essenz des gleichnamigen Flusses Otra ein, der sich durch Südnorwegen schlängelt, von den sanften Hügeln bis zur Meerenge des Skagerrak. «Otra» lädt einen mit sanften, fast ruhigen Momenten zu dieser Reise ein, nur um dann in die stürmischen Stromschnellen des aufsteigenden Black Metals und der satten, eindringlichen Doom-Passagen zu stürzen. Melancholie wird heraufbeschwört, die Bands wie Green Carnation und The Vision Bleak so anziehend macht, und verbindet deren Fähigkeit, tiefe Gefühle zu wecken, mit den atmosphärischen Qualitäten, die beide Bands so gut beherrschen.
Der Opener «The Things You Shouldn't Know» ist ein Beispiel dafür, wie gut die Band das Tempo beherrscht. Es wechselt von ruhigen, fast ätherischen Passagen zu kraftvollen, groovenden Black Metal Momenten. Im weiteren Verlauf halten Songs wie «The Crimson Crown» und «Let Me Sing» die Balance zwischen Schönheit und Dunkelheit, indem sie auf die melodischen Hooklines von Green Carnation und die filmische Atmosphäre von The Vision Bleak zurückgreifen. Letzteres Stück ist mit seiner atemberaubenden Bassarbeit besonders fesselnd und erinnert an die doomige Melancholie des besten Gothic Metal.
«Otra» zeichnet sich auch durch seinen ausgefeilten Gesang aus. Bernt Fjellestads Clean-Vocals vermitteln ein Gefühl von Wärme und Intimität, wechseln aber mühelos in aggressivere und gequältere Formen, wenn es die Musik erfordert. Die Mischung aus cleanem und hartem Gesang webt eine fesselnde Erzählung, die der ohnehin schon reichen Klanglandschaft des ganzen Werkes noch mehr Tiefe verleiht.
Alles in allem ist «Otra» eine Reise, die der Vergangenheit der Band Tribut zollt und gleichzeitig neue Wege beschreitet. Es ist ein Album, das sich mit jedem Anhören weiterentwickelt, genau wie der Fluss, nach dem es benannt ist. Ob Ihr langjährige Fans von In The Woods... seid oder ihre Musik erst gerade entdeckt, «Otra» bietet ein tiefes und eindringliches Erlebnis, das so fesselnd ist wie ein Spaziergang in den dunklen Wäldern Norwegens. Ich mache nun genau dies und gehe mit «Otra» im Ohr im (Schweizer) Wald spazieren.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/by0FwbnHKnU
Der Band aus Los Angeles zu folgen ist gleichbedeutend mit einer Reise ins Ungewisse, in eine Welt voller musikalischer Mysterien und emotionaler Kontraste. Gleichzeitig ist es aber auch ein Tauchgang in wundervolle Post Rock-Landschaften, die von so vielen genreübergreifenden Elementen geprägt wird, dass man nicht so recht weiss, wo man denn jetzt genau die Musik von VITSKÄR SÜDEN einordnen soll.
Die Songs treiben mehrheitlich in ruhigeren, sphärischen Gewässern. Dabei hört man auch Ähnlichkeiten hin zu Pink Floyd, wie bei «Blue Alley Filth», heraus. Melancholie und verträumte Harmonien bilden eine Kerneinheit des Ganzen. Zwischen sanfter Elektronik, modernem Psychedelic Rock, vereinzelten düsteren Fragmenten mit minimalem Gothic-Bezug und entspanntem Indie-Sound. Und obwohl der Zugang generell nicht allzu sperrig ist, wird daraus keine Easy Listening-Angelegenheit. Man muss sich auf die Musik der Herren einlassen, in diese eintauchen und sich einfach mittragen lassen. Nur so kann man das aussergewöhnliche Feeling der acht Tracks geniessen. Spezielle Musik wird auf diesem selbstbetitelten Werk geboten, hört man nicht allzu oft, sehr interessant.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/B3WTVQI2rRU
Bei DARK DRIVEN handelt es sich um ein schwedisch-israelisches Trio, bestehend aus Drummer Nir Nakav (Salem), Gitarrist Joakim Rimhagen (Kriemhild) und Sänger / Bassist Filip Leo (ebenfalls Kriemhild). Gegründet wurde die Band 2022, und stilistisch lässt sich die Truppe in die Ecke Katatonia, Sentenced und Paradise Lost stellen.
Schon beim Opener «To Death, Too Soon» finden sich Elemente aus Melodic Death, Gothic und Doom Metal wieder, gepaart mit einprägsamen Melodien. Die Growls von Filip sind dabei gut verständlich, verleihen den Songs aber auch den gewünschten Härtegrad. Dark Driven drücken bei ihrer Mucke das Gaspedal selten runter, hiesst meist ist man im Midtempo unterwegs. Bei Titeln wie «Through Waves Of Sand» oder dem Titeltrack höre ich ausserdem auch Anleihen von Edge Of Sanity.
Zufall oder nicht, dass Mastermind Dan Swanö für den Mix zuständig war?! Die Growls von Filip sind auf jeden Fall gut verständlich, was Swanö bei seinem 98er Killer-Album «Moontower» ebenso auf meisterliche Art und Weise gelang. Die Scheibe bietet nichts Neues, ist oldschool und ein Übertrack fehlt ebenfalls. Trotzdem weckt «From The Unbeliever» positive Erinnerungen an die Frühwerke von Moonspell und den oben genannten Bands. Es lässt sich gut durchhören und punktet mit starken Melodien.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/LRKdmRtxBlM
Die Hardcore-Punks STATICLONE aus Philadelphia legen mit «Better Living Through Static Vision» ihr Debüt vor. Hardcore und Punk gehören nicht unbedingt zu den Genres, die Veränderungen zelebrieren. Es ist aber auch nicht der Fall, dass diese Musik stagniert. Es ist eher so, dass das Bewährte seinen Wert besitzt und alles Neue hinterfragt wird.
Legt man nun die aktuelle Platte von Staticlone auf, der Band, die George Hirsch (Vocals/Gitarre), Dave Walling (Gitarre) und Jeff Ziga (Drums) nach dem Ende ihrer früheren Kombo Blacklisted gegründet haben, hört man, was laut diesem Trio zusammenpasst. Der vierte im Bunde ist Bassist und Neuzugang Kush. Unkonventionell fängt das Album an, denn der Opener und Titeltrack ist eigentlich kein Song, sondern bloss das Intro. Danach ballert «Honeycomb» so richtig los. Der Bass knödelt die Sechzehntelnoten runter, und Staticlone antworten mit einem gern gehörten Hardcore-Riff.
So geht es bei den acht folgenden Tracks weiter, und nach knapp einer halben Stunde ist das abwechselnd schnelle Geschrote auch schon wieder vorbei. Was vielleicht aus dem klassischen Hardcore-Punk-Gebilde heraussticht, ist der Gesang. Die Stimme des Sängers ist angenehm rau, ohne die typische HC-Proll-Attitüde, eher ein Hauch von Lemmy, der da durchschimmert. Auf «Better Living Through Static Vision» kann man deutlich hören, wie alles von Crust über Metal bis hin zum Hardcore-Punk kanalisiert wird, also alles was seit Jahrzehnten zu den Mitgliedern durchgedrungen ist.
In der Summe dieser Teile folgen Staticlone dem Weg von Disfear, Wolfbrigade, Inepsy und anderen Gruppen, die die Wildheit des D-Beats mit Rock'n'Roll-Riffs kombinieren. Auf «Better Living Through Static Vision» wird diese wilde Poesie auf wunderbare Weise mit unerbittlichem, bissigem und hartem Hardcore und Punk von der Ostküste gepaart. Hardcore-Punk für Hardcore-Punks, so einfach ist das!
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/5QJqxynyrY8
Die Lausanner Schwarzmetaller MALPHAS melden sich mit «Extinct» zurück, ihrem vierten Album. Aufbauend auf ihrem aggressiven und doch melodischen Ansatz, verfeinert die Truppe ihren Sound weiter und mischt rohe und schnelle Riffs mit atmosphärischen und emotionalen Momenten. «Extinct» stellt einen dynamischen Sprung in der Entwicklung der Band dar, ohne dabei ihren dunklen, chaotischen Kern zu verlieren. Das Label erklärt dazu: "Das Album begibt sich auf eine neue Reise in chaotischere und wildere Gefilde und entfesselt den vollen Hass der Band auf die Welt."
Das neue Werk beginnt mit «Psychomachia», einem thrashigen Energieausbruch, der mit seinen rasenden Rhythmen und seiner wilden Intensität sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Von da an präsentiert die Band eine meisterhafte Mischung aus Aggression und Melodie. «Eradicate.Manifest.Define» mischt Hochgeschwindigkeits Black Metal mit Elementen des klassischen Thrash und Heavy Metal, während «Majestic Moon» sanftere, melancholische Momente einführt, die an Post-Rock erinnern, mit einem kraftvollen Piano-Part, der dem Ganzen emotionale Tiefe verleiht.
Auf «Extinct» gelingt Malphas der Spagat zwischen der rohen Wut des Black Metal und Momenten der Schönheit und Verzweiflung. Langsamere, melancholischere Passagen sorgen für Abwechslung und Nuancen, wie in «Consumed», wo ein melodisches Gitarren-Riff und stampfende Black Metal Elemente einen Kontrast zwischen Hoffnung und Verderben schaffen. «Butcher's Broom» folgt mit thrashigen Riffs und einer zarten Melodie, die in ein eindringliches, langsames Finale übergeht.
Die abschliessenden Tracks «Armada Christi» und «Astral Dissonance» zeigen die ganze Bandbreite der Band, indem sie ihre charakteristische Intensität beibehalten und gleichzeitig atmosphärische, fast mystische Elemente einfliessen lassen. Das Instrumental «Astral Dissonance» beschliesst das Album mit flirrenden Gitarren wie subtilen Dissonanzen und hinterlässt beim Zuhörer ein anhaltendes Gefühl der Mystik. Produziert von Markus Stock in der "Klangschmiede Studio E", ist «Extinct» ein klanglicher Triumph, der sowohl die aggressive, "böse" Seite der Band als auch ihre introspektiven, emotionalen Momente einfängt.
Der raue, kraftvolle Sound verstärkt seine Wirkung und macht es zu einem passenden Zeugnis von Malphas Wachstum als Band. Alles in allem ist «Extinct» eine facettenreiche und emotionsgeladene Veröffentlichung, die die besten Elemente des Black Metal mit Einflüssen des Melodic Death Metal verbindet. Malphas ist es gelungen, die Grenzen des Genres ein ganz klein wenig zu verschieben und ein Klangwerk zu schaffen, das sowohl schwer als auch eindringlich, aggressiv und wirklich zum Teil sehr melodisch schön ist. Für Fans von komplexem, dynamischem Black Metal ist «Extinct» eine durchaus coole Scheibe. Wenn Hass so schön tönt, dann her damit.
Lukas R.
Mit dem siebten Album «Chasing Danger» wird die schwedische Combo CAPTAIN BLACK BEARD vorstellig. In der 15-jährigen Bandhistory mussten schon etliche Besetzungs-Wechsel verkraftet werden. Nur Bassist Robert Majd ist vom ursprünglichen Besetzung übriggeblieben. Aktuell musste auch der Posten hinter dem Mikro neu besetzt werden. Einerseits verlor man dadurch einen gewissen Teil der Identität, anderseits konnte man der Band-Geschichte ein neues Kapitel auf gleichbleibendem Level hinzufügen.
Musikalisch beackert man den klassischen und eben typischen schwedischen AOR wie melodiösen Hard Rock und ist dadurch im selben Atemzug wie H.E.A.T. und The Night Flight Orchestra zu nennen. Das heisst man brilliert durch enormen Drive und charismatische Melodien. Obwohl offiziell kein Keyboarder im Line-up genannt wird, ist es eben gerade das, was omnipräsent ist. Das Ganze harmoniert aber hervorragend mit der Gitarre und lässt so eine Symbiose der zwei Instrumente entstehen.
Zusammen mit der Rhythmus-Abteilung und den grossartigen Vocals resultiert dadurch ein durchwegs homogenes und voluminöses Gesamtbild. Songtechnisch kann man immer mal wieder mit grossartigen Hooks auftrumpfen. Mit einer entsprechenden Konstante auf Augenhöhe kann «Chasing Danger» allerdings nicht dienen. Fans der genannten Bands kommen trotzdem mit Sicherheit auf ihre Kosten und dürften ihre helle Freude an der neuen Scheibe der Skandinavier haben.
Chris C.
https://www.youtube.com/embed/I1qoL7AZhmA
Eine blöde Sache: Dieses Album wurde per 21. März veröffentlicht, per 24. März verkündeten die Amerikaner NIVIANE nun über Facebook ihre Auflösung. Sollte dies kein schlechter Scherz oder kein Marketingschachzug sein, darf man sein schwarzes Trauerkleid für diese Band anziehen. Denn was die vor zehn Jahren gegründete Gruppe hier auf ihrem dritten Album abliefert, besitzt durchaus Klasse, auch wenn ich nach etwa sieben Liedern den Faden etwas verliere.
Niviane liefern hier guten klassischen Heavy Metal mit Ausflügen in Richtung True und Power Metal, mit vielen Riffs, Gitarren-Soli und einem Gesang, der vereinzelt mal unglaubliche Höhen erklimmen kann, oft aber lieber unten durchkratzt. Von der Atmosphäre her erinnert mich das Ganze etwas an die ebenfalls tollen Amerikaner Visigoth. Das sogar so sehr, dass ich schauen musste, ob es sich nicht um denselben Sänger handelt, tut es aber nicht. Niviane Shouter Norman Skinner leiht sein Organ jedenfalls seit 2023 auch den amerikanischen Thrash-Veteranen Forbidden.
Ob dieses Engagement jetzt zur Auflösung von Niviane geführt hat, weiss ich nicht. Die entsprechende Ankündigung enthält überhaupt keine Hinweise zum Warum. Lieder vom neuen Album hervorzuheben, fällt mir schwer. Dies, weil mir eher die tolle und headbangbare Atmosphäre mit ihren melodiebetonten Gitarren in Erinnerung hängen bleiben, als einzelne Songs. Deshalb betrachte ich «Queen Of Phantoms» als Gesamt-Kunstwerk, welches für tolle Live-Stimmung sorgen würde. Dies wird jetzt aber wohl für längere Zeit nicht möglich sein. Schade, und trotzdem ein Grund für Fans von Heavy Metal mit erdigem Gesang, hier mal reinzuhören.
Roger W.
https://www.youtube.com/embed/fNH2WsjubOA
Mit «Apostle To The Malevolent» haben die Schweizer KERBEROS ihr zweites full-lenght Album am Start. Sehr klassisch beginnt der Longplayer mit dem Intro «Praeludium In H Moll». «Near- Violence Experience» kommt wie Rondo Veneziano auf Death Metal gebürstet daher. Ist geil gespielt, auch wenn mir der weibliche Opern-Gesang auf die Nüsse geht. So lassen Fleshgod Apocalypse eigentlich mit jedem Ton grüssen!
«Liar Within» startet furios sowie stürmisch, nur passen hier die Clean-Vocals von Ai-lan Metzger nicht wirklich dazu. Voll im Klassik-Modus zeigt sich hingegen «Alpine Sea» und offenbart, dass wieder einige Überschneidungen hin zu Fleshgod Apocalypse bestehen. Die Sängerin führt dazu den Song in Power Metal-Gefilde. Der Titeltrack folgt zum Schluss, wiederum garniert mit einer gehörigen Portion Rondo Veneziano meets Death Metal. Kerberos bieten mit Apostle To The Malevolent» eine gute Überbrückung an, bis das nächste Album von Fleshgod Apocalypse erscheint!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/P3IMVV8ujQ0
GHÖRNT haben sich mit «Bluetgraf» selbst übertroffen. Sie haben es nicht nur geschafft, die Essenz des klassischen Black Metals einzufangen, heisst schnell, wütend und unerbittlich melodisch, sondern sie haben es auch geschafft, den dunklen, eindringlichen Teppich aus Vampir-Legenden und lokalen Mythen zu weben. Und wie könnte man diese schaurigen Geschichten besser erzählen, als in meinem geliebten Luzerner Dialekt?
Vom ersten Schlagzeug-Schlag an bis zum letzten Gitarren-Schrei ist das Album ein Wirbelwind der Wildheit. Die Riffs schneiden tief, wickeln sich um deinen Schädel und lassen einen nicht mehr los. Die Intensität der Blastbeats wird Euer Herz zum Rasen bringen, während die melodischen Leads einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen und man an die rohe Energie des Black Metal der frühen 90er Jahre erinnert wird. Es ist wie ein Schlachtruf der alten Schule aus den Tiefen der Schweizer Alpen.
Das Besondere an diesem Album ist jedoch, dass es die unheimlichen lokalen Vampir-Legenden aufgreift. «Bluetgraf»? Genau. Lokale Mythen, die dir einen kalten Schauer über den Rücken jagen? Doppelter Check. All das wird durch die Kraft des Luzerner Dialekts erzählt, eine wirklich authentische Note. Es ist, als hätte die Band den blutigen Mythen neues Leben eingehaucht und mit ihren Texten Bilder gemalt, die einen auf eine Reise durch die dunklen Ecken meiner Heimatstadt schicken.
Die Produktion ist dank des genialen Mischers Christoph Brandes tadellos und die Instrumentierung hat es in sich. Nicht zu vergessen ist der kraftvolle Gesang, der sich anfühlt, als käme er aus dem Herzen des düsteren Bireggwald und erzähle Geschichten, die du in geflüsterten Legenden am Lagerfeuer gehört hast. «Bluetgraf» ist nicht bloss ein Longplayer, es ist eine Erfahrung. Egal, ob Ihr ein lebenslanger Fan oder ein Neuling in der Black Metal Szene seid, Ghörnt werden Euch fesseln. Die Leidenschaft, die Wut und die Liebe zu ihren Wurzeln in meiner Lichterstadt sind in jedem Track zu spüren.
«Bluetgraf» eröffnet dann auch als Song das Album. Ein entscheidendes Element der Legende ist das Blutritual des "Bluetgrafen", das in vielen Varianten als Mittel zur Unsterblichkeit dargestellt wird. Einige Erzählungen sprechen davon, dass der Graf durch das Trinken von Blut derer, die er ermordete, und durch den Einsatz dunkler Magie seine Jugend bewahrte und im Verborgenen über Jahrhunderte lebte. Und genauso verhält es sich mit diesem Werk, es ist zeitlos, düster, fesselnd und bleibt hier für die Ewigkeit. Also, besorgt Euch dieses Werk, sonst wird der "Bluetgraf" Euch holen.
Aber auch Song-Epen wie «Vlad» und «Hass» werden dir noch lange nach dem Ende der Musik das Blut wallen lassen. Das ist nicht nur Metal, das sind Hymnen für eine blutrote Nacht rund um den Wasserturm bei der Kappeler Brücke. Stammt Ihr aus der Stadt der sieben Türme? Wenn Ihr Euch das noch nicht angehört habt..., was macht Ihr dann überhaup hier? Nicht vergessen: Aus der Region für die Region!
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/n-eCqkIQrb4
ROCK-OUT, Die jungen Lokal-Helden der Schweiz kommen mit «Let's Call It Rock'n Roll» ums Eck. Die Jungs haben sich in der letzten Zeit bei vielen Musikfans einen sehr guten Namen erspielen können. Bei Jung und Alt und dies nicht nur bei «Stadt, Land, Talent» im Schweizer Fernsehen, sondern auch als Support von Shakra und Bad Ass Romance.
Was bei diesen zehn Songs heraussticht, ist nach wie vor die Stimme von Florian "Flopsi" Badertscher. Kernig, in Whisky getränkt und mit der nötigen "fuck you" Attitüde versehen. Musikalisch gräbt der Vierer tief in den siebziger Jahren, streift dem Ganzen aber ein aktuelles und sehr frisches Gewand über. Interessanterweise geht man, wie bei «American Way», nun auch eine Spur melodischer ans Werk. Ansonsten erklingen Airbourne («Pump It Up») oder jüngere Krokus («Dynamite»), während man mit der Klavier-Ballade «Tears Are The Rain» die weiblichen Zuhörer gleich reihenweise in den Backstage-Bereich locken wird.
Man darf gespannt sein, was Rock-Out mit Frontiers als neuem Label im Rücken noch alles erreichen werden. Die Vorschuss-Lorbeeren haben sich die Jungs auf jeden Fall hart erspielt. Ihre Spielfreude wurde bewahrt, auch wenn alles eine Spur "erwachsener" daherkommt. Die Riffs klingen immer noch so, wie man es sich von einer AC/DC inspirierten Truppe erhofft, und solange das Organ von Flopsi mitmacht, werden die Jungs auch ihr Aushängeschild als starkes Wiederkennungs-Merkmal auffahren können. Die Gefahr, dass man aber mit jedem weiteren Album zu "gleichförmig" agiert, bleibt aktuell jedoch noch bestehen.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/esWVQBwv1IE
Das Debüt der Australier erschien 2017, was aber nicht heisst, dass VALHALORE seither untätig gewesen wären. Tourneen mit Kamelot, Arch Enemy, Alestorm, Blind Guardian oder HammerFall sorgten dafür, dass nun bereits acht Jahre vergangen sind, bis der Nachfolger endlich in den Läden steht.
In Sachen Musik ist aber alles beim Alten geblieben. Noch immer sind Valhalore irgendwo zwischen Power, Symphonic und Melodic Death zuhause, und das Ganze wird mit einer ordentlichen Portion Folk garniert. Nach dem etwas zu langen Intro «Life» eröffnet man die Scheibe mit «Edge Of Forever», einem ziemlichen Hammer. Rhythmische Drums, Flöten und der Wechsel-Gesang zwischen clean und Growls, gepaart mit geilen Melodien. Klasse!
Ein ruhiger Panflöten-Part eröffnet «The Storm», bevor der Song merklich an Tempo zunimmt, aber stets diese melancholische Stimmung beibehält. Dass Valhalore auch Balladen können, beweisen sie mit «Wayfinder», einem Stück, das für Gänsehaut sorgt. Aus Schweizer Sicht interessiert natürlich auch «Heart Of The Sea», wo Valhalore mit Anna Murphy (Cellar Darling, Ex-Eluveitie) gemeinsame Sache machen. Wer übrigens den Eluveitie Song «The Call Of The Mountains» mag, dürfte auch hiermit glücklich werden.
Wenn ich Kritikpunkte suchen müsste, beträfe das wohl in erster Linie die etlichen Intros und instrumentalen Zwischenstücke, welche das Album etwas unnötig in die Länge ziehen und der Chose manchmal den Schwung nehmen. Ansonsten ist «Beyond The Stars» für Fans von Ensiferum, Wintersun oder Eluveitie Pflicht, aber auch Anhänger von Nightwish, Sonata Arctica oder Blind Guardian sollten Valhalore eine Chance geben, sofern sie sich von den Growls nicht abschrecken lassen.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/rbZDovOgeeA
Endlich gibt es wieder neue Musik und dies direkt aus dem Kernkraftwerk von CYTOTOXIN. Das neue Machwerk trägt den Ttiel «Biographyte» und mal hören, ob die nuklearen Brennstäbe zum Schmelzen gebracht werden.
Wie ein Hornissen-Schwarm, so schwirrt mir «Hope Terminator» um den Kopf. Brutal Death Metal der Sonderklasse wird geboten, der keinen Stein auf dem anderen stehen lässt. Virtuos und rasend schnell, das sind die Erkennungs-Merkmale von «Condemnesia». Die Alarmlampe leuchtet rot und der Super-Gau kündigt sich unheilvoll an. «Behind Armored Doors» nimmt Highspeed auf, und die Kernfusion stellt sich unweigerlich und sofort ein. Unerbittlich schiesst der Titeltrack aus den Boxen. Die Hitze steigt ins Unermessliche und die Kernschmelze ist am Beginnen.
Ruhe und Zeit sich vor dem nuklearen Niederschlag in Deckung zu bringen, bietet «Deadzone Desert». Der Geigenzähler schlägt auch bei «The Everslave» heftig aus, und so wird brutaler Death Metal der kontaminierten Art meisterhaft dargeboten. Der Groove-Knüppel wird mit «Eventless Horizon» aus dem Sack gelassen. Die eingestreuten Breaks sorgen gewaltig für Abwechslung. Der Geigenzähler zeigt mit «Bulloverdozed» bereits eine massive Strahlung an, und so nähern sich Cytotoxin gefährlich einer Kernschmelze an. Heftig und einer Explosion nahe, so geht es mit «Transition Of The Sharing Dead» weiter. Das Gitarren-Solo ist dabei atomar.
Cytotoxin sind an Intensität nicht zu überbieten! «Revelation» empfiehlt sich als kurzes Hörspiel und läutet so «From Bitter Rivers» als letzten Song eindrücklich ein. Nochmals werden massenhaft Neutronen freigesetzt und die Intensität wird bis zum Schluss auf dem höchstem Energie-Level gehalten! Sensationell, was da die fünfköpfige Truppe aus Chemnitz mit «Biographyte» erschaffen hat, und alles andere als die Höchstnote für dieses Brutal Death Metal Meisterwerk wäre eine Frechheit!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/fkmaTGH-x2g
ALLEGAEONs «The Ossuary Lens» ist ein Triumph, der die Entwicklung der Band zeigt, während sie ihren brutalen Wurzeln treu bleibt. Die Amis aus Colorado, bekannt für die Verschmelzung von technischem Death Metal mit progressiven und melodischen Elementen, haben ihre musikalische Komplexität ständig weiterentwickelt und dieses Album ist ihr bisher raffiniertestes Werk.
Jedes ihrer Alben ist melodischer und progressiver als das vorhergehende, aber die essentielle Brutalität, die ihren charakteristischen Sound ausmacht, ist nie verloren gegangen. «The Ossuary Lens» ist da keine Ausnahme, denn es vermischt messerscharfe Technik mit mitreissenden Melodien zu einem anspruchsvollen und zugleich wilden Erlebnis. Die neue Scheibe beginnt mit einem starken, melodischen Instrumental-Intro, «Refraction», das eine atmosphärische Stimmung erzeugt, bevor es in «Chaos Theory» übergeht, das die für die Band typische Mischung aus wilden Riffs und epischer Gitarren-Arbeit zeigt.
Tracks wie «Driftwood» zeigen die Entwicklung von Allegaeon, indem sie komplexe Riffs mit eingängigen, hymnischen Melodien kombinieren. Der Höhepunkt des Ganzen, «Dies Irae», führt die technischen Fähigkeiten der Band mit symphonischen Untertönen und einem kraftvollen, eingängigen Refrain zu neuen Höhen. Die Rückkehr des ursprünglichen Sängers Ezra Haynes fügt eine weitere Ebene der Intensität hinzu, sein kiesiges Grunzen bildet den perfekten Kontrast zu den technischen, melodiebetonten Instrumenten.
Während einige Tracks wie «The Swarm» und «Scythe» auf die volle Death Metal Aggression zurückgreifen, halten Songs wie «Carried By Delusion» und «Imperial» die Balance zwischen brutaler Technik und dynamischen, atmosphärischen Elementen, was «The Ossuary Lens» zu einem Werk von immenser Tiefe und Bandbreite macht. Mit «The Ossuary Lens» zeigen Allegaeon nicht nur ihre Entwicklung hin zu melodischeren und progressiveren Gefilden, sondern festigen auch ihren Platz an der Spitze des extremen Metals und legen ein Album vor, das sowohl Fans des technischen Death Metals als auch jene, die sich zu melodischeren Formen hingezogen fühlen, zufriedenstellen wird.
Lukas R.
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Dass die Franzosen immer wieder grossartige Metal Bands ans Licht brachten, bewiesen schon Sortilège, Warning, Trust oder Attentat Rock (mein Gott, wie ich diese Band liebe!). Mit HEART LINE folgt nun eine Truppe, die aus Brest stammt und mit kernigen Hard Rock kurz mal meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Schon der Opener «Fire In The Sky» und das harte «God Has A Plan For You» lassen mit einem grandiosen Gitarren-Solo aufhorchen und machen Lust auf mehr. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und überlassen nichts dem Zufall, sondern gehen mit dem dritten Werk mächtig ins Rennen. Mit einer feinen Keyboard-Melodie verzückt einen «Everytime You Smile», ein Track, mit dem man die Türe zum AOR leicht aufstösst. Mit «Liar» stellt man den Fuss noch mehr in die Lücke zwischen Türe und Zarge.
Bei «We Rule The Night», versehen mit einem fetten Riff, wird die Pforte zum Metal überschritten und mit der Ballade «Silent Dreamers» auch die feinfühlige Seite des Quintetts aufgezeigt. «I Don't Want To Live Without You» ist eine sich steigernde Nummer, die unter die Haut geht, aber mit ganz viel positiven Vibes versehen ist. Die Herren um Emmanuel Creis (Gesang, erinnert ein bisschen an Tommy Heart) und Yvan Guillevic (Gitarre mit grandiosen Solos!) machen sehr viel richtig. Freunde von melodischem Metal und hartem Rock sollten hier unbedingt reinhören!
Tinu
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Thrash Metal hat in unserem nördlichen Nachbarland eine lange Tradition. OUTBURST gehören zu den neueren Bands, gegründet haben sich die Flensburger 2019, und drei Jahre später folgte mit der EP «With A Vengeance» schon ein erster Vorgeschmack. Auf ihrem ersten Longplayer gibt es neunmal was auf die Ohren.
Lustigerweise klingen Outburst aber nicht wie ein Abklatsch von Kreator oder Sodom, sondern eher wie eine unheilige Allianz von Overkill und Exodus. Klar, die Klasse dieser Bands erreicht man nie auch nur im Ansatz, und trotzdem besitzt das Werk seine Momente. Der Opener «Written In Blood» geht zum Beispiel gleich mächtig ab, während «Warfare» klassischen Metal mit Thrash verbindet, und der Titeltrack spielt gekonnt mit Tempo-Wechseln. Insgesamt ist das alles recht kurzweilig und dürfte live seine Wirkung nicht verfehlen. Für ein Debüt ist «Devouring The Masses» solid, allerdings fehlen hier noch etwas die zündenden Ideen beim Songwriting, um länger im Gedächtnis zu verbleiben.
Rönu
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Etwas ganz Spezielles bietet das italienische Duo A.M.E.N mit dem Album «Argento». Mit einer Fusion aus Jazz und Dark Doom überrascht dieses Album.
Der Start kommt verzögert, um dann mit dem Song «Brindisi» und einem Klavier-Solo für Verwunderung zu sorgen. Danach gibt es sehr schrägen Gesang von Erba Del Diavolo und die Musik ähnelt sehr Bohren & der Club of Gore. Wieviel Magie steckt in «Magia»? Also die Flöten- und Klavier-Magie wird vielversprechend dargeboten. Die teuflische Sängerin trifft nun auch die Töne wesentlich besser. «Mistero» schleicht sich geheimnisvoll aus den Boxen, und mit ruhigen Klängen wird eine Ballade markiert, respektive zum Besten gegeben.
Die Frontfrau klingt wie die kleine Schwester von Antonella Ruggiero, die bei Matia Bazar in Diensten steht. Klavier-Dramatik pur liefert «Omicidio», aber mit Mord und Totschlag hat das Ganze dann so gar nichts zu tun. So könnte es in einer dunklen Hafenkneipe mit Live-Musik klingen. Das Licht wird mit «Cadaveri» gelöscht. Nochmals wird ausgedehnte Ruhe in Form von Saxophon-Musik geboten. A.M.E.N machen mit «Argento» Musik für ein Nischen-Publikum, und wer auf Bohren & der Club of Gore steht, sollte hier mal reinlauschen!
Roolf
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Eigentlich bin ich kein grosser Fan von harter Musik mit weiblichem Gesang, aber mit Evanescence wurde ich eines Besseren belehrt. «Morus», das neue Album von EUPHROSYNE aus Griechenland, ist ein ähnlich eindringliches Meisterwerk, das gekonnt Emotionen mit der rohen Intensität des Post Blackened Doom Metal und einer weiblichen Stimme verbindet.
Das Album ist sehr gut abgemischt wie gemastert und nimmt uns mit auf eine tiefe, eindringliche Reise durch Trauer, Schönheit und Zerstörung. Es beginnt mit dem Titeltrack «Morus», der eine sanfte, fast meditative Einleitung darstellt. Der gesampelte Gesang und die beruhigenden Melodien weichen allmählich einer grossen, emotionalen Tiefe, die sich im Laufe des Albums immer weiter entfaltet. Es folgt «July 21st», das den Hörer mit zarten Piano-Klängen und dem ätherischen Gesang von Efi Eva in seine melancholische Umarmung zieht, bevor es sich langsam zu einem Ausbruch roher Kraft aufbaut. Die eindringliche Violine, die das Stück begleitet, fügt eine weitere Ebene der Traurigkeit hinzu und macht schliesslich Platz für ein tiefes Weinen, das über die Musik hinausgeht und eine tiefe, persönliche Katharsis auslöst.
Dieser Track ist ein Beweis für die Fähigkeit der Band, Schönheit mit Dunkelheit zu verweben und eine Dynamik aus Schmerz und Befreiung zu schaffen, die tief beeindruckt. Der nächste Track, «Valley Of White», wechselt mit seinem unerbittlichen Tempo die Gangart und zeigt, wie gut die Band dynamische Wechsel beherrscht. Das Nebeneinander von Black Metal Riffs und orchestralen Elementen beschwört Bilder von mächtigen Winden herauf, die durch eine unbarmherzige Landschaft wirbeln. Die Kontraste des Stücks, heisst Momente der Ruhe, gefolgt von explosiver Intensität, spiegeln das emotionale Tauziehen zwischen Verlust und Erinnerung wider. «Eulogy», eines der emotionalsten Stücke des Albums, verschiebt die Grenzen des Stimm-Umfangs und der Interpretation.
Efis Gesang wechselt von giftigen, fast wilden Schreien hin zu schwebenden, engelsgleichen Melodien, die das Chaos der Trauer und die zerbrechliche Schönheit, die daraus entsteht, einfangen. Dieser Song ist dann auch mit klarer Refenz an Amy Lee gesungen. Er bietet die perfekte Überleitung zu den nachdenklicheren Momenten des Albums, wie zum Beispiel «Mitera», das auf Griechisch gesungen wird und eine raue und intime Verbindung zur persönlichen Geschichte der Band herstellt. Jede Note, jedes Wort hat eine tiefe Bedeutung, so dass es fast unmöglich ist, sich für ein Lieblingsstück zu entscheiden, denn sie glänzen alle auf ihre Weise. Im weiteren Verlauf zeigen Stücke wie «Funeral Rites» und «Mitera», dass die Band in der Lage ist, Aggression mit zarten Momenten der Nachdenklichkeit zu verbinden.
Diese Stücke werden härter, ohne jedoch die melancholische Schönheit zu verlieren, was die Musik auszeichnet. Die letzten Momente, insbesondere der Schlusstrack «Lilac Ward», nehmen den Zuhörer mit auf eine Reise durch alle Emotionen, die das Album hervorgerufen hat, mit instrumentalen Passagen, die auch ohne Text Bände sprechen. Der letzte Teil, in dem die Musik in ihrer Komplexität anschwillt, hüllt einen in eine transzendente Erfahrung. Ein Beweis für die tiefe emotionale und musikalische Reife des Werkes. Das handwerkliche Können von Euphrosyne zeigt sich in jedem Aspekt von «Morus». Das Wechselspiel zwischen schweren, überwältigenden Riffs und ruhigen, melodischen Gitarren-Linien schafft eine Scheibe, das gleichzeitig grandios und intim, dunkel und schön ist.
Die Tempo-Wechsel und die instrumentale Vielfalt sorgen dafür, dass das Ganze von Anfang bis Ende spannend bleibt und nie seine Fähigkeit verliert, zu überraschen oder zu fesseln. Jedes Bandmitglied leistet einen tadellosen Beitrag und führt die Chose, die aus einer Tragödie geboren wurde, zu einem Triumph der Kunst und der emotionalen Tiefe. «Morus» ist eine kraftvolle, emotionale Reise, und es ist offensichtlich, dass Euphrosyne ihre Seele in jede Note gelegt haben. Dieses Werk ist nicht nur eine Sammlung von Liedern, es ist eine Erzählung, eine lebendige, atmende Einheit, die Trauer, Verlust und die zerbrechliche Schönheit dazwischen vereint. «Morus» ist ein wahrhaft aussergewöhnliches Opus, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt und der Band für die Zukunft noch Grösseres verspricht.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/WOSNEHFMZIc
Vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal von dieser Band Kenntnis genommen, nämlich als ich auf einem Plakat las, dass sie Support-Band von d'Artagnan sind. Da ich aber dieses Jahr die Musketiere live nicht besuchte, habe ich auch auf eine Hörprobe von MANNTRA verzichtet, zumal der Begriff Industrial bei mir nicht auf Gegenliebe stösst. Das man nicht immer vorschnell urteilen sollte, beweist nun «Titans» eindrücklich.
Die Mischung aus Euro Power Metal, Folk und Industrial sowie das Gespür der Kroaten für eingängige Refrains macht aus dem Album einen echten Knaller. Dazu hat man mit Nina Kraljić, welche für den Folk-Gesang zuständig ist, einen echten Trumpf in der Hand. Komischerweise hat man mit dem Titeltrack eine etwas schwächere Nummer an den Anfang gestellt, doch das folgende «Teuta» ist ein Ohrwurm par Excellence. Der Stampfer «Unholy Water» glänzt durch orientalische Melodien, starkem Gesang von Nina und Marko Matijević Sekul sowie einem Refrain, der sich sofort ins Gehirn frisst.
«Higher», eine flotte Tanznummer, ist ein weiterer Anspiel-Tipp eines Albums, das einige neue Fans einbringen dürfte. Einzig die Doppel-Nummer «Forgotten» zwingt mich immer wieder dazu, die Skip-Taste zu betätigen. Manntra haben mit «Titans» ein Werk erschaffen, welches sich wohltuend von der Konkurrenz abhebt und sowohl für Fans von Eluveitie, Sabaton bis hin zu Rammstein interessant werden könnte. Die starke Produktion und das geile Artwork sind weitere Argumente für einen Kauf.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/khsnyVeBm9o
Within Temptation und Ad Infinitum haben es vorgemacht, und EDGE OF PARADISE ziehen jetzt nach. Die Rede ist von einem Stilwechsel, weg vom symphonischen, sprich hin zum Modern Metal. Wobei sich das bei den Amerikanern schon auf den letzten beiden Alben angekündigt hat und sie schon immer über den Tellerrand geblickt haben.
Thematisch hinterfragt man auf dem sechsten Studio-Album den technologischen Fortschritt und sie rufen dazu auf, die menschliche Stärke in einer von künstlicher Intelligenz dominierten Welt neu zu entdecken. Songs wie «Death Note», «Prophecy Unbound» oder «Rogue (Aim For The Kill» schlagen eine Brücke zwischen Alternative, Industrial und Melodic Metal und klingen dabei eben wie die neuen Within Temptation. Die Melodien und Refrains schielen auch in Richtung Pop. Das klingt alles sehr professionell und ist ausserdem stark produziert, aber mich packen Edge Of Paradise damit nicht.
Selbst die Ballade «Hear Me» kann keine grossen Stricke zerreissen. Wie so viele Bands im Modern Meta,l fehlt mir hier die Seele, und alles klingt ziemlich austauschbar. Auch die Stimme von Sängerin Margarita Monet klingt moderner, als noch auf dem dritten Album «Universe» (2019). Natürlich spielen persönliche Referenzen bei Reviews eine zentrale Rolle, und Edge Of Paradise werden mit diesem Album sicher viele neue Fans dazugewinnen können. Doch wie beim neusten Erguss unserer Schweizer von Ad Infinitum kann ich mich nicht durchringen, hier eine starke Bewertung zu zücken.
Rönu
https://www.youtube.com/embed/oot4pfIkvL4
Eigentlich mag ich Raging Speedhorn - ihre Art und Weise, Heavy Rock zu zelebrieren, ist sowohl eingängig wie auch arschtretend. Nun, dies gilt auch für die vorliegende Veröffentlichung. Und doch, irgendwas hindert mich daran, diese Scheibe für gut zu befinden. Ich kann den Finger nicht wirklich in eine bestimmte Wunde drücken, es ist mehr das Gesamtgefühl.
Die Songs fliessen zu sehr ineinander über, wirkliche Distinktion findet nur spärlich statt, und dann auch so, dass man danach suchen muss. Will heissen: Der Sound tritt Arsch, kein Thema, und der Gesang ist auch schön brachial - aber alles zu sehr auf einer Linie. Man kann ein Stück anfangen zu hören, weggehen, und nach einiger Zeit wiederkommen und feststellen, dass man praktisch nix verpasst hat und alles immer noch so klingt wie vorher. Gut, summa summarum: Wer eine Platte für eine deftige Rock-Party sucht, bei welcher man mit steigendem Alkoholpegel eh nicht mehr viel mitbekommt, der ist mit der neuen Raging Speedhorn-Scheibe gut bedient. Wer aber Nuancen und Finessen sucht, der wird wohl weitersuchen müssen. Geschmackssache!
Toby S.
https://www.youtube.com/embed/mCu7ylblNHc
Bergen..., allein die Erwähnung dieser gespenstischen, regengetränkten Stadt in Norwegen ist die perfekte Bühne für eine Reise in die unerbittliche Kälte und Dunkelheit. NATTVERD mit ihrem unverblümt rohen und brutalen Black Metal kehren mit ihrem fünften Album «Tidloes Naadesloes» zurück, und wie erwartet ist es ein eiskalter Sprung in die dunkelsten Ecken des Genres.
Der Titel «Tidloes Naadesloes» ist wohl in einer Mischung aus altertümlichem Norwegisch oder einer kreativen Sprache gehalten, die sich an nordische und dunkle Themen anlehnt. Insgesamt könnte der Titel «Tidloes Naadesloes» also etwa "Zeitlose Gnadenlosigkeit" oder "Zeitlose Freiheit der Gnade" bedeuten, was thematisch zu den düsteren und oft metaphysischen Texten von Nattverd passen würde. Es könnte eine Reflexion über das Fehlen von Gnade in einer unendlichen, vielleicht sogar tragischen Zeitlosigkeit sein. Das Album bleibt dem unerbittlichen Stil der Band treu: düstere Riffs, gnadenlose Blastbeats und Gesang, der mit eisiger Wildheit durch die Luft schneidet. Die Atmosphäre ist dicht und beklemmend und schöpft aus den tiefsten Quellen des norwegischen Black Metal, doch unter der Wut liegt auch ein Hauch von Melancholie, eine schattenhafte, fast hypnotische Stimmung, die dem Ganzen eine gewisse Tiefe verleiht.
Der Opener «Iskalde Horn» ist ein Sturm aus chaotischen Trommeln und geknurrtem Gesang, ein brutaler Einstieg in den eisigen Griff des Albums. Es ist unerbittlich, aber mit subtilen Andeutungen von Melodie zwischen dem wütenden Ansturm. «Doedsfugl» (Drossel Vogel) folgt mit einem langsamen, bedrohlichen Aufbau, der eine düstere, unheimliche Atmosphäre schafft, die sich allmählich steigert, ohne ihre Vorahnung zu verlieren. Die Gastauftritte von Hoest (Taake) und Dr. Von Hellreich (Slagmaur) verleihen der Chose eine unheimliche Dimension, die dem Gesang und dem Gesamtsound noch mehr Biss verleiht. Besonders hervorzuheben ist das Stück «De Sviande Ord Vaagar Ikje For Sitt Liv» (Die Worte des Verrats fürchten nie um ihr Leben), in dem die Balance zwischen roher Aggression und dunklen, melancholischen Melodien wirklich glänzt.
Das Tremolo-Picking ist scharf und eindrucksvoll, und die kurze akustische Passage in der Mitte des Stücks bildet einen starken Kontrast, der die düstere Atmosphäre noch verstärkt. Dieses Stück fasst die kalte Schönheit des Albums zusammen und wird noch lange nach dem Ende im Gedächtnis bleiben. «Naar Vi Har Dolket Guds Hjerte» (Wenn wir Gottes Herz durchstochen haben) , eine Cover-Version von Dødheimsgard, stört den Fluss ein wenig. Obwohl diese Interpretation gut gemacht ist, wirkt sie hier im Gesamtkonzept fehl am Platz und stört das Tempo kurz vor dem starken Schlussstück «Ens Egen Grav» (Dein eigenes Grab). Dieser Track kehrt zu den dunkleren, langsameren Wurzeln des neuen Werkes zurück und hinterlässt mit seinem eindringlichen Gesang und dem fast gespenstischen Tempo einen intensiven, nachhaltigen Eindruck.
Die Produktion von Tidloes Naadesloes ist modern, behält aber dennoch die raue Kante, die Fans des Black Metal der alten Schule schätzen werden. Die Klarheit verstärkt das eindringliche Erlebnis, verliert insgesamt aber nie seine kalte, erstickende Atmosphäre. Auch wenn hier keine neuen Wege in diesem Genre beschritten werden, beweisen Nattverd, dass sie Meister darin sind, fesselnden, atmosphärischen Black Metal zu schreiben, der seinen Wurzeln treu bleibt. Alles in allem ist «Tidloes Naadesloes» ein starker Eintrag in Nattverds Katalog, heisst brutal, atmosphärisch und fesselnd. Es ist ein Album, das nicht über das Ziel hinausschiesst, sondern das perfektioniert, was es zu tun vorgibt. Vielleicht nicht die bahnbrechendste Veröffentlichung, aber auf jeden Fall eine solide Wahl für alle, die düsteren, rohen und atmosphärischen Black Metal zu schätzen wissen.
Lukas R.
https://www.youtube.com/embed/auR_0AKixxE
Das Sextett aus den USA legt hier ein ziemlich düsteres und schweres Album vor. Schon der erste Song «Your Girl» zeigt das deutlich. Melancholischer, teils wütender Gesang und tiefergestimmte Gitarren untermauern den Sound von RAINBOWS ARE FREE.
«Runnin' With A Friend Of The Devil» rutscht durch den düsteren Gesang und das Riff tief in die Anfangs-Phase von Black Sabbath hinein. Das folgende «Solar Flare» kommt sogar noch düsterer daher. Der Zuhörer wird in einen Strudel hineingezogen, dessen hypnotische, melancholische Wirkung man schwer zu entkommen scheint. Auch «Sleep» geht in dieselbe Richtung, nur, dass sich der Song gegen Ende in ein schnelles, wütendes Finale verwandelt. Auch hier sind deutlich Spuren von Ozzy und Tony Iommi auszumachen. Der monotone Gesang bei «Hide» und die über allem schwebenden Synthies erinnern zudem an den 80er New Wave Sound, nur etwas schwerer, was das folgende «The Light» noch unterstreicht.
Mit dem schnelleren, auf ein paar wenige Akkorde reduzierten «Dirty» haben die Jungs aus Oklahoma auch eine Punk-orientierte Nummer am Start. Das Album endet dann mit dem sehr schweren Doom-Riff-Song «The Gift», angereichert mit düsteren Chören und einem schreienden Brandon Kistler am Mikro. Wer auf diese Art von Musik steht, wird mit «Silver And Gold» bestens bedient. Depressive Menschen sollten sich hingegen von diesem Werk besser fernhalten und sich dafür eher etwas Lebensbejahendes als Alternative aussuchen.
Crazy Beat
https://www.youtube.com/embed/l1vsB2nS1Ks
Paris, die Stadt der Liebe, ist die Heimat der Band CKRAFT, die mit «Uncommon Grounds» ihr zweites Album zum Kauf bereitstellen. «All You Can Kill» setzt hierbei gleich mal ein furioses Startzeichen. Das klingt nach Alarm-Sirenen, die bei einem Einbruch losheulen und die Fusion von Synthesizer-Akkordeon, Saxophon, Gitarre, Bass und Schlagzeug ist wie ein Abenteuer-Trip in den Urwald!
Dort ist man ähnlich vielen Geräuschen ausgesetzt! Auf die ruhige französische Art, so beginnt «Bring Forth The Imperial Ghost», um nachher wieder mit Fusion für einen Hirnfick zu sorgen! Panzer-Ballett aus Deutschland lässen herzlich grüssen. In der gleichen Kategorie spielen auch «Steadfast (In The Face Of Tribulations)», «Misconstruction Of The Universe», der Titeltrack und «Pageantrivia». In diesen Songs passiert so viel, dass es mir gelegentlich die Sprache verschlägt.
Das ist definitiv keine Musik für schwache Nerven! «Swallowed By The Storm» bratzt derweil mit einem massiven Riff aus den Boxen. Im Kontext von Ckraft ist das schon fast 08/15 Musik! Das abschliessende «Nostre» beginnt ruhig und versöhnlich, so ähnlich wie der Besuch einer heiligen Messe. Mit der Ruhe ist es dann aber bald vorbei, denn jetzt setzt es nochmals ein geiles Riff ab! Ein gelungener Schluss eines wirklich abgedrehten Albums. Für Leute, die Musik ohne Grenzen lieben, ist «Uncommen Grounds» sicher sehr interessant!
Roolf
https://www.youtube.com/embed/gvCy6s0faN8
Hört man sich die ersten Takte («In The End We Fall») von ALIEN an, erinnert man sich an die melodischeren Lizzy Borden und Dokken. Setzt der Gesang ein, kommen Night Ranger dazu und beim Chorus leichte Vergleiche zu Journey. Schon mal kein schlechter Einstieg der Jungs aus Schweden, die seit 1986 (!!!) am Musizieren sind.
Das lässt auch erkennen, warum alles tief in den Achtzigern verwurzelt ist und einen unglaublichen Charme ausstrahlt. Mit «If Love Is War» tauchen die Jungs tief in den AOR ein, um mit dem nachfolgenden «Aiming High» auf bluesrockenden Pfaden zu wandern. Dabei wird den Melodien aber ganz viel Platz gelassen. «We Are Living» ist ein rockendes Beweis-Stück dafür, dass die Herren um Sänger Jim Jidhed noch immer mit viel Spass in den Backen am Werkeln sind. Mit «I Belong To The Rain» stösst man die Türe zu Rainbow (in der Zeit mit Joe Lynn Turner) ganz weit auf, um mit dem Titelsong eine feinfühlige Ballade zu spielen, welche Gary Moore alle Ehre machen würde. Wer auf Classic Rock mit viel Melodien steht, sollte sich das Album «When Yesterday Comes Around» unbedingt mal anhören!
Tinu
https://www.youtube.com/embed/V-pWzFZ1JpY
Black oder Death? Melodic oder Blast? Als Fan hat man die Qual der Wahl. Schwerer fällt der Entscheid, wenn man als Band das passende Genre sucht. Für HEATHEN HERETIC aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, denn sie haben sich für den maximalen Mix entschieden.
Die fünfköpfige Schweizer Melodic Blackened Death Metal Band aus Zürich kombiniert ihren Sound aus schnellem Death Metal mit klaren Black Metal Einflüssen sowie melancholischen Clean-Parts. Ende 2019 fanden sich Styx (Sänger/Gitarrist) und Schlagzeuger Nils bereits unter dem aktuellen Bandnamen zusammen. Kurze Zeit später stiessen Bassist Beer und Lead-Gitarrist Mischa zur Gruppe hinzu. Vervollständigt wurde das Line-up schliesslich durch die Sängerin Viola. Das Debüt-Album «The Blessing Of Fire And Darkness» erblickte am 18. Dezember 2021 das Licht der Welt und sorgte für ordentlich Furore im metallischen Untergrund der Schweiz.
Die EP «Heavens Damnation» folgte 2023, und von dieser konnte besonders die Single «Conquer For A Worthless God» einen grossen Erfolg verbuchen. Zum diesem Song wurde sogar ein Video gedreht. Danach folgten Konzerte in der Schweiz, der Türkei, Deutschland, Litauen, Malta und der Tschechischen Republik, wo der Fünfer unter anderem Support-Gigs für Bands wie Abbath, Ensiferum, Aephanemer und Deserted Fear spielte. Jetzt ist die Zeit reif für ihren zweiten Longplayer, der den Titel «Whispers From The Abyss» trägt. Die neun Tracks sind nicht wirklich freundlicher Natur, lassen jedoch stets Platz für einen Funken Hoffnung.
Die Vocal-Parts, in denen Viola klar singt, besitzen etwas Sanftes, ja gar Gutmütiges, das sich mit den harschen Screams, die normalerweise das Geschehen bestimmen, aussöhnt. Versöhnung ist indirekt ein Thema, das bei «Whispers From The Abyss» eine Rolle spielt, denn die Platte befasst sich auf unterschiedlichen Ebenen mit düsterem Inhalt. Songs wie «Root Of Evil» oder «Martyr Of Hell» bringen finstere, christliche Themen wie die Todsünden oder den Höllensturz von Lucifer zur Sprache. «Into The Black Forest» und «Melancholy» hingegen, spielen sich auf der Gefühlsebene der Menschheit ab. Sie thematisieren Krankheiten wie Depressionen, die mit negativen und komplexen Emotionen einhergehen und den allenfalls daraus resultierenden Suizid.
Keine einfache Kost, aber Aspekte, die absolut der Realität entsprechen. Diese klare Sprache spricht auch das garstige Cover-Artwork, das bei "Grace_xiii" in Auftrag gegeben wurde. Das kraftvolle und gleichzeitig beklemmende Bild stellt die Ankunft Satans in der Hölle dar und unterstreicht zweifelsohne die Musik und die Themen, die auf «Whispers From The Abyss» besungen werden. Heathen Heretic zeigen der Metalwelt ihr Potenzial und stellen eindrucksvoll klar, dass künftig mit ihnen zu rechnen ist.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/x0xbGtnrR3Q
Kauzig! Wenn ein Wort CABALLERO zusammenfasst, dann dieses. Denn nicht nur die Musik verdient das Prädikat, sondern auch die Band-History. Die Finnen fanden bereits 2009 zusammen, spielten genau einen Live-Gig (!!), und erst fünfzehn Jahre später kommt es nun zu einer Veröffentlichung.
Die Jungs wollten damals schon Bands wie Cirith Ungol, Brocas Helm oder Manilla Road Tribut zollen, und tatsächlich ist der Einfluss dieser Bands nicht von der Hand zu weisen. Allerdings kann mich das, was mir hier angeboten wird, nur mässig begeistern. Hängen bleibt nicht viel, heisst ein paar Riffs die aufhorchen lassen, sind aber schon vorhanden, aber mehr auch nicht. Dazu kommt mit Aguirre ein Sänger, der für Gesprächs-Stoff sorgt.
In den Höhen bekundet er mächtig Mühe, weshalb die ganze Mucke noch eintöniger klingt, dazu kommt ein sehr eingeschränktes Stimm-Volumen. Ein typisches Beispiel ist «Mortally Wounded, Counting The Galaxies», welches mit einem einigermassen prädestinierten Sänger ein richtig starker Titel sein könnte. Ich habe keine Ahnung, was die Band sechzehn Jahre lang gemacht hat, aber die Zeit hätte man definitiv besser nützen können. Wer aber auf obskure Bands steht und kauzigen Metal mag (man könnte hier auch noch Smoulder dazunehmen), kann Caballero gerne eine Chance geben. Vor Blindkäufen rate ich aber ab!
Rönu
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Zwei Jahrzehnte lang musste POP EVIL Frontmann Leigh Kataky bis an seine Grenzen gehen, um die Band von der lokalen Szene in Michigan an die Spitze des modernen Rock-Geschäfts zu bringen. Riesenerfolge, bittere Niederlagen! Kakaty hat alles überstanden.
Pop Evil, ergänzt durch die Gitarristen Dave Grahs und Nick Fuelling, den Bassisten Joey "Chicago" Walser und den Neuschlagzeuger Blake Allison, haben die Ehre, ihr achtes Album «What Remains» unters Volk zu bringen. Das neue Werk knüpft an den Erfolg des gefeierten Longplayers «Skeletons» aus dem Jahr 2023 an und ist sowohl klanglich als auch thematisch das bisher härteste Werk der Amis aus Grand Rapids, Michigan. Die Platte ist eine donnernde Sammlung von arena-tauglichen, modernen Rock- und Metal-Hits, in denen Kakaty Herz, Verstand und Seele öffnet.
Das Album ist eine gewaltige Explosion lebensbejahenden Lärms, ein Strudel aus sägenden Riffs und knallharten Drum-Beats, die regelmässig in die für die Band typischen, hymnischen Refrains abdriften. Die zehn Tracks bewegen sich auf einem Terrain, das der Pop Evil Familie auf Anhieb vertraut sein wird. Mit Produktionshilfe von Drew Fulk (Disturbed, Knocked Loose), Zach Jones (Fever 333, Maggie Lindemann), KJ Strock (Ice Nine Kills, Motionless In White) und dem Sparrow Sound Team von Joe McQueen und Spiritbox-Bassist Josh Gilbert (Bad Wolves, As I Lay Dying) wird der Sound noch auf Hochglanz poliert. Die Musik von Pop Evil war schon immer ein Spiegelbild ihres hart erkämpften musikalischen Weges.
Grundsätzlich ist es aber einfacher, ergreifender, gitarrengetriebener Rock mit einer starken Nu Metal Kante. «Overkill» ist Abschluss-Track und die einzige Ballade auf «What Remains», aber sie ist die Ehre wert, denn mit ihrer zarten Untermalung und Kakatys Gesang, bietet sie noch eine andere Facette. Der Fünfer klingt wie eine Band, die das Hard Rock Genre im Herzen trägt. Auch nach acht Alben kein Hauch von Selbstgefälligkeit, denn «What Remains» ist ein aufregendes Stück Musik, das beweist, dass Post-Grunge und Nu-Metal auch 2025 noch frisch und aufregend klingen können.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/rJTzUO58xI4
Boston, Foreigner und Michael Bolton Fans sollten hier unbedingt weiterlesen. Das Trio BLUE AMBITION, bestehend aus Tommy Denander, Robbie LeBlanc und Frédéric Slama wird Euch begeistern!
Mit feinen Gitarren-Melodien, einer sehr guten Stimme, welche die nötige Härte nicht vermissen lässt und Keyboard-Melodien, welche für das Radio wie aus Gottes Hand scheinen, machen die Jungs alles richtig. Lieder wie «Holding On To You» (erinnert mit dem Keyboard-Intro vage an «Runaway» von Bon Jovi), dem Titelsong, «Paradise Hunter» und «Without Compromise» treten die Musiker offene Türen bei den AOR-Fans ein. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und balancieren geschickt mit der Härte und den Melodien, ohne Sicherheits-Trapez. Dieses benötigen sie nicht, denn ihr geschicktes Händchen führt sie mit «Seduction Of The Innocent» raus aus dem Studio und direkt in die Herzen der Fans.
Tinu
https://www.youtube.com/embed/Q63U_uWFbMw
2013 begann die Geschichte von TYRMFAR und ihrem rasanten Aufstieg in der Metal-Szene. Die Schweizer Formation um Kévin Sanchez und Florian Métrailler (Gitarren), Quentin Brunner (Drums/Backing Vocals), Robin Délèze (Vocals) und Yannick Dulon (Bass) veröffentlichte 2017 das vielgefeierte Album «Human Abomination», das ihr bald darauf Slots auf europäischen Festivals einbrachte.
All diese Erfahrungen sind in die Entwicklung ihres bahnbrechenden, zweiten Albums «Renewal Through Purification» eingeflossen. Diese Sammlung von atemberaubenden Songs bildet die perfekte Symbiose zwischen der Atmosphäre des Black Metal und der Kraft des Death Metal. Im Jahr 2022 kam Platte Nummer drei, «Dialectic Of Ego And The Unconscious», die die musikalischen Grenzen von Brutalität und Melodien noch weiter ausdehnten. So war es auch nicht weiter erstaunlich, dass der Fünfer die Möglichkeit bekam, zum 30-jährigen Jubiläum von Gorgoroth, mit ihnen zu touren.
Damit bewiesen sich Tyrmfar als würdige Anwärter der Weltbühne, bereit, ihren blutigen Weg zum Thron zu bahnen. Die aktuelle EP «Symbiosis» stellt eine weitere Auslotung ihrer kompositorischen Ideen dar. Das Ziel war, das Beste aus jedem Mitglied herauszuholen, und dafür nahmen Tyrmfar erhebliche Anstrengungen in Kauf, was ihren kreativen Prozess betraf. Vor dem Hintergrund des weltweit angespannten, ökologischen und sozialen Klimas transportieren die fünf Tracks ein Gefühl des Unbehagens und bringen die Verwirrung, über die Beziehung der Menschheit zur Natur, zum Ausdruck.
Die EP «Symbiosis» ist stark vom skandinavischen Black und Death Metal der 90er Jahre-beeinflusst, wobei stets moderne melodische Elemente eingeflochten werden. Angesichts der unterschiedlichen Musikvorlieben der Band-Mitglieder war der Songwriting-Prozess eine Herausforderung, die nur gemeinsam zu bewältigen war, also die Mischung ihrer bevorzugten Stile. Die Band legt grossen Wert auf emotionalen Ausdruck in ihrer Musik, und dieser scheint auf «Symbiosis» klar zum Tragen zu kommen. Fans von Blackened Death Metal dürfen sich auf dieses Kurzwerk freuen.
Oliver H.
https://www.youtube.com/embed/s-st7kG5ku8
Arrrrrrghh! Wenn die britischen Death Metal Veteranen BENEDICTION neues Material ankündigen, steigt mein Blutdruck merklich an. Ihr Comeback-Album «Scriptures», das 2020 neue Musik und die Rückkehr des langjährigen Sängers Dave Ingram ankündete, war von durchschlagendem Erfolg bei Fans und Presse. Fünf Jahre später will es die Formation nun erneut wissen und veröffentlicht mit «Ravage Of Empires» Album Nummer neun.
Auf dieser mit Spannung erwarteten Platte ist erstmals der neue Bassist Nik Sampson zu hören, der Benediction, seit dem Ausstieg von Dan Bate, schon länger live am Viersaiter unterstützt. «Ravage Of Empires» kommt schnell zur Sache und verschwendet keine unnötige Zeit. Bereits der Opener «A Carrion Harvest» stürzt sich in ein Sperrfeuer aus unerbittlichem Riffing, hämmernder Schlagzeugarbeit und der teuflisch guten Stimme von Dave Ingram. Der Fünfer besitzt einen Groove, der völlig ohne Blastbeats auskommt und dennoch mitreisst. Ingrams tiefe, kehlige Growls klingen noch immer so bösartig wie früher und manövrieren sich gekonnt melodiös durch die schnittigen Oldschool-Riffs der Gitarren-Fraktion um Darren Brookes und Peter Rew.
Meiner Meinung nach besitzt die 1989 in Birmingham, England, gegründete Truppe einen musikalischen Code, dem sie all die Jahre gefolgt sind. Die Saiten-Fraktion legt, gemeinsam mit den Drums, den perfekten Grund-Sound, an dem sich Ingram gesanglich austoben darf. Die Produktion von «Ravage Of Empires» ist erneut stark ausgefallen und erweckt die typischen Benediction Sounds zum Leben, fast so, als wäre die rohe Energie der frühen Tage wieder angezapft worden. Die zweite Hälfte der elf Songs starken Platte erfährt sogar noch eine Steigerung mit den hintereinander folgenden Abrissbirnen «Crawling Over Corpses» und «In The Dread Of The Night», gefolgt vom nicht minder wütenden «Drought Of Mercy». Erstgenannte liefern eine erdrückende, fast hypnotische Wucht, die auch nach deren Ende noch nachhallen.
Der Rest des Albums setzt diesen Trend fort, wobei «Psychosister» eine dunklere Saite anschlägt, während der Titeltrack den Longplayer mit einer groovigen Note beendet. Nach 47 Minuten Spielzeit ist der Spass vorbei und man kann nicht anders, als «Ravage Of Empires» erneut zu starten. Wie bereits beim Vorgänger «Scriptures», hat sich die Zusammenarbeit mit Scott Atkins (Grindstone Studio) erneut ausgezahlt. Auch das Cover-Artwork stammt wieder von Wolven Claw Artist, das dem Album, mit seinen satten Farben, das gewisse Etwas verleiht. «Ravage Of Empires» setzt die makellose Diskographie der Engländer fort und verspricht, eines der unbestrittenen Highlights von 2025 zu werden, im Oldschool Death Genre bestimmt! Auch wenn die Hälfte der Truppe bereits ausgewechselt wurde, besitzt dieses Album einen harten Punch, ist energiegeladen, unterhaltsam und hält den Geist der Vergangenheit lebendig, was wohl der Schlüssel zum Erfolg ist.
Oliver H.
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Adrian Smith (Iron Maiden) und Richie Kotzen (unter anderem The Winery Dogs, ehemals Mr. Big, Ex-Poison) lassen dem zweiten Streich ihrer Kollaboration unter dem Banner SMITH/KOTZEN erneut freien Lauf. Dass die beiden Protagonisten wieder auf ihre Wurzeln des ersten Albums, sprich dem Blues Rock zurückgreifen, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Dabei gönnen sich beide sehr grosse Freiräume bei den solistischen Ausflügen und machen eine Nummer wie «White Noise» zu einem songdienlichen Track, der aber zugleich vom musikalischen Können der beiden Saiten-Zauberer geprägt ist. Das schwerfällig, verträumte und hoffnungsvolle «Darkside» besitzt etwas leicht Balladeskes, während das sanft startende und in ein furioses Feuerwerk übergehende «Life Unchained» das Gespür der beiden für einen spannenden Song wiedergibt. Mit rauchiger Stimme und Erinnerungen an Tangier («Wraith»), verbreiten Smith/Kotzen einen Steppenbrand, der seinesgleichen sucht.
Wer auf Classic Rock steht, der seine Wurzeln im Blues hat, sich ab und zu in Solos austobt und dezent in den Mittelpunkt stellt, muss sich diese coole Scheibe anhören. Bei «Outlaw» mit wiederum kernigem Blues Rock und dem tiefgehenden, an sanfte Momente von Cinderella erinnernden «Beyond The Pale» machen die Jungs alles richtig. Wer Adrian bisher nur von Iron Maiden her kennt, kriegt den Gitarristen von einer anderen, nicht minder bemerkenswerteren Seite zu hören. Zusammen mit Richie ergibt dies eine dynamische Kombination, die man sich nicht entgehen lassen sollte. «Black Light / White Noise» ist ein Album zum gemütlich im Sessel sitzen, sich den Kopfhörer aufsetzen und in musikalische Welten einzutauchen, in denen Musik eben noch Musik war.
Tinu
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Sänger Scott Kennedy, die Gitarristen Craig Gowans und Steven Jones, Schlagzeuger Ali Richardson und Bassist Davie Provan, allgemein bekannt als BLEED FROM WITHIN, gelten seit langem als die wertvollsten Vertreter des schottischen Metals.
Nach zwanzig Jahren Band-Geschichte haben Bleed From Within ihren Zenit erreicht, könnte man meinen. Aber die Band aus Glasgow steht nicht vor dem Ende, sondern gehört zu den am härtesten arbeitenden Acts im Metal-Business, und so kommt es, dass bloss ihr siebtes Album den «Zenith» erreicht. Die elf Songs sind härter, eingängiger und unerschrockener als alles, was die Band bisher produziert hat. Ihre ersten Alben machten sie zu Aushängeschildern der Deathcore Szene, bevor «Uprising» ihre Palette mit Groove Metal Adrenalin und Melodic Death Fähigkeiten erweiterte. Fünf Jahre später kehrten Bleed From Within mit der wilden Platte «Era» zurück. Die beiden Nachfolger «Fracture» (2020) und «Shrine» (2022) erwiesen sich als ihre bisher grössten Triumphe. Mit dem Werk «Zenith», das im Vorfeld bei Tourneen mit Slipknot, Trivium und Bullet For My Valentine angekündigt wurde, ist das Quintett endgültig bereit für den Sprung in den Superstardom.
Während elf Songs erforscht «Zenith» die Parameter dessen, was pulsierender Metal leisten kann. «Violent Nature» ist der stärkste Opener, den die Band je geschrieben hat und steigert sich von einem verzerrten Intro zu einem Ansturm von Schlagzeug-Salven, Blitzkrieg-Riffs und schichtweisem Geschrei. Die Single «In Place Of Your Halo» lebt vom Kontrast, heisst der wuchtige Groove führt überraschend zu einem Dudelsackteil, der die Verbindung zur Heimat hält, während der Fünfer sich auf der Weltbühne behauptet. Von erfrischenden Streicher-Passagen bis hin zum finalen «Edge Of Infinity», das sich von akustischen Gitarren und Gesang zu einem gewaltigen Crescendo steigert, war der Horizont der Formation noch nie so breit gefächert. Genau deshalb fühlen sich ihre Songs so belebend an.
Dass BFW zu den aufstrebenden Metal-Helden gehören, beweist die Vielzahl der Gast-Beiträge, die auf «Zenith» zu hören sind. Ex-Periphery Bassist Adam Getgood kehrte zurück, um das Schlagzeug einzuspielen, während Sikth Gitarrist und gefeierter Produzent/Songwriter Dan Weller bei der Gesangs-Produktion half. Wes Hauch von den US-Death-Lieblingen Alluvial und die aussergewöhnliche Schredderin Rabea Massaad (Toska, Vower, Frog Leap Studios) steuerten einige Gast-Soli bei. Am auffälligsten und prestigeträchtigsten sind jedoch die Guest-Vocals von Alis Sylosis Bandkollegen Josh Middleton auf der neu abgemischten Single «Hands Of Sin» und Brann Dailor von den Prog-Idolen Mastodon auf «Immortal Desire». Wenn Bleed From Within erst einmal im Metal-Olymp angekommen sind, wird das Genre eine seiner kreativsten, aufregendsten und produktivsten Kräfte erleben!
Oliver H.
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Glaubt man der Presse, so steht unsere Vernichtung unmittelbar bevor. Entweder liefern AS THE WORLD DIES nun den passenden Soundtrack dazu oder sie wenden die Zerstörung mit ihrem triumphalen zweiten Album «Nebula» nochmals ab.
Der Fünfer hat die musikalischen Grenzen erweitert und ein Album geschaffen, das sowohl brutal ist, als auch nachdenklich stimmt. Es ist härter, düsterer und tiefgründiger als alles, was die Band bisher produziert hat, eine kolossale Lektion in vernichtendem Death Metal und kosmischer Mystik. Urgestein Scott Fairfax (Leadgitarre/Keyboard) weiss genau wie das geht. Drei Jahre nach dem markerschütternden und stargespickten Debüt «Agonist» schiessen As The World Dies ein kosmisches Death Metal Requiem von kolossalem Ausmass ins All. Wenn ein Typ wie Fairfax die Fäden zieht, dann weiss der Kenner, dass man etwas Besonderes erwarten darf.
Neben seinen Aufgaben als Gitarrist und Songwriter bei den mächtigen Memoriam spielte er auch bei Massacre und begleitete Benediction bei ihren Live-Auftritten. Er ist ein echter, britischer Death Metal Lunatic. Auf «Nebula» finden sich zehn Songs, die mit Elementen aufgepeppt sind, die Fairfax wirklich mag, heisst Synthesizer aus den Achtzigern und eine Art industrielle Atmosphäre. Die Platte enthält alle Merkmale des Genres, neigt aber dennoch zu einer symphonischen, regelrecht progressiven Seite. Nicht weiter erstaunlich, da Scott Genesis und Devin Townsend zu seinen absoluten Favoriten zählt.
Was ist also zu tun, wenn sich ein Klumpen Weltraum-Gestein unerbittlich auf uns zubewegt? «Nebula» laut aufdrehen und die morbiden Geschichten geniessen! Die Tracks, die von Fairfax in seinem Heimstudio "Riff Central" zum Leben erweckt und aufgenommen wurden, bewegen sich meist im Midtempo-Bereich und rasten selten in unkontrollierte Blastbeat-Attacken aus, im Gegenteil! Teilweise wird der Sound eher noch in doomige Gefilde geführt, ohne an Härte und Düsternis einzubüssen. Wütende, eindringliche und traurige Lieder sind das Fazit von «Nebula». Ein Album, so kompromisslos und bedrohlich, so unerbittlich wie ein Asteroid, der auf die Erde zurast. Geniesst die Platte, solange Ihr könnt.
Oliver H.
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Wenn Ihr Thrash Metal und nerdigen Weltraum-Kram mögt, dann liefern CRYPTOSIS den passenden Soundtrack dazu. Nach ihrem gefeierten Debüt-Album «Bionic Swarm» (2021) und der EP «The Silent Call» (2023) kehren die niederländischen Future-Metaller nämlich mit ihrem Zweitling «Celestial Death» zurück.
Das Trio um Laurens Houvast (Vocals, Gitarre), Marco Prij (Drums) und Frank te Riet (Bass, Mellotron, Synths, Backing Vocals) gehört, neben Bands wie Terminalist und Cryptic Shift, in die Kategorie der modernen Bands, die mörderischen Space Metal produzieren. Die elf Tracks sind ein exemplarischer Mikrokosmos dafür, was die erweiterte Synthesizer-Arbeit dem Output der Band hinzufügen kann. Die meisten Songs sind Blitze aus feurigem, tremolobetriebenem Thrash, bieten aber immer wieder Räume, in denen die Synthies einsetzen und einen Sci-Fi-Horror-Effekt erzeugen.
Dazu kommen drei Instrumental-Stücke in Form des Intros «Prologue – Awakening», des Zwischenspiels «Motionless Balance» und des Schlusstracks «Coda - Wandering Into The Light». Alle drei stützen sich stark, wenn nicht sogar ausschliesslich, auf die Synthesizer und das Mellotron, die eine Atmosphäre für ein vollständiges Hörerlebnis schaffen. Die restlichen Songs besitzen einen starken Angriffs-Modus, der mit der kreierten Atmosphäre einhergeht. Songs wie «Ascending», «Faceless Matter» und «In Between Realities» sind allesamt aggressiv, die nicht-traditionellen Instrumente sind Farbtupfer, aber Tempo und Aggression sind die primären Treiber.
«Celestial Death» sitzt sattelfest im spacigen Thrash-Stuhl, und dennoch gibt es Momente, die den Zuhörer die Einflüsse der Band erahnen lassen. «The Silent Call» fährt ein bombastisches Intro auf, das in eine Reihe von Tremolo-Läufen übergeht, und ähnlich verhält es sich mit dem Song «Cryptosphere», der mit einem beschleunigten Riff und einem Gespür für Dramatik den Geist des Power Metal verkörpert. Gemischt wurde das Werk von Fredrik Folkare in den "Chrome Studios" (Unleashed, Necrophobic, Hellbutcher) in Schweden und schliesslich gemastert von Tony Lindgren in den "Fascination Studios" (Arch Enemy, Borknagar, Amorphis).
«Celestial Death» glänzt erneut mit einem Artwork von Eliran Kantor (Kreator, Testament, My Dying Bride) und präsentiert die Band auf einer dunkleren, härteren, melodischeren und extrem cinematischen Reise während 42 Minuten Spielzeit. Cryptosis haben ihr Debüt weiterentwickelt und den Sinn für das Dramatische gesteigert sowie die atmosphärischen Momente aufgebaut. Sie haben dabei aber nicht vergessen, den technisch angehauchten Thrash beizubehalten. Wenn das Debüt bereits funktioniert hat, gibt es keinen Grund, weshalb die Fortsetzung nicht ebenso hinhauen sollte!
Oliver H.
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Gitarrist Neil Fraser hat mit seinem Solo-Projekt, das er TRISHULA nennt, schon ein paar Schritte unternommen. Mit Jason Morgan hat er schon bei Rage Of Angels zusammengearbeitet und bietet nun auf dem vierten Trishula Album Musik, welche Fans von TEN, Demon und entfernt Magnum begeistern könnte.
An mir plätschern die Songs jedoch eher vorbei, als dass sie offene Türen einreissen würden. Auch wenn Jason eine wirklich grossartige Stimme besitzt, ist der Rest irgendwie schon x-mal veröffentlicht worden und kann nur bedingt überzeugen. Mehr Ecken und Kanten wären nicht schlecht gewesen, aber im Vergleich zu den eingangs erwähnten Truppen weisen TEN, Demon und Magnum die viel besseren Songs auf.
Tinu
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Ganz ehrlich, als ich den Bandnamen DAMON SYSTEMA las, dachte ich mir nur: Och nö, nicht schon wieder irgendwelche Kiddies, die es ach so böse und brutal finden, etwas mit "Dämon" im Namen vor sich hinzurödeln. Nun gut, so kann man sich irren: Die Griechen musizieren seit 2008 in konstanter Besetzung (ist auch etwas wert heutzutage) und haben ihre Sporen bereits in unterschiedlichen Bands abverdient, unter anderem On Thorns I Lay, Ocean Of Grief, Shattered Hope oder Evil Within.
Diese 6-Track-LP (jupp, hat 'ne Spieldauer von knapp 45 Minuten, kann also durchaus als "vollwertig" angesehen werden) ist effektiv ein wenig wie ein Trip durch dunkle, jedoch auch melodiöse Sound-Landschaften. Erinnert irgendwie an die Landsleute von Rotting Christ, wenn die mal einen Gang zurückschalten. Heavenwood aus Portugal sind auch eine gute Referenz. Interessant ist, dass jeder der sechs Tracks effektiv die Eigenschaft besitzt, den Zuhörer zu fesseln und nicht zu langweilen, sprich ein Stück so erklingen zu lassen, als wären es mehrere an sich und man effektiv nicht einem, sondern gleich mehreren Songs lauscht.
Dies, zusammen mit der Tatsache, dass dieses Album offenbar das Debüt-Album der Griechen darstellt, ist auch aufgrund der wirklich sehr guten Produktion und Abmischung bemerkenswert. Ergo, langer Rede kurzer Sinn: Wer Dark Metal mit gewissen Färbungen in andere Richtungen interessant findet, der sollte Damon Systema unbedingt antesten. Ich persönlich bin hin und weg von den Hellenen und hoffe, dass man den mit «Ate» eingeschlagenen Weg unbeirrt weiterbegeht. Geheimtipp!
Toby S.
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Das fünfte Album der US Thrasher bietet tatsächlich eine geile Mixtur aus Testament und King Diamond. Bereits im September 2024, aber ohne Label erschienen, packte nun High Roller hier zu. Ja, sicherlich eine komische Mischung, aber statt sich nur im Thrash wohlzufühlen, bringen die Jungs um Sänger Mike Alvord auch verspieltere Parts ein, welche das Ganze zu einer sehr eigenständigen Chose werden lassen.
«West Of Nowhere» ist dabei eine ebenso gelungene Nummer, wie «Road To Madagascar». Mit grandiosen Gitarren-Parts und einem Hauch von traditionellem Metal lassen die Jungs nichts anbrennen. «Beneath The Trees» lässt Morgana Lefay aufleben, und das schnelle «Crusaders» klopft leicht bei Schmier und seinen Destruction an. Mit einer feinen Bass-Einleitung («Source Of Destruction»), grüssen die alten Running Wild instrumental, und mit der Angepisstheit der Suicidal Tendencies sowie der Stimme des aufgekratzten Lemmy bereichert «Into The Known» das Album. Auch wenn sicher nicht alles Gold ist was glänzt, aber die Jungs haben ganz vieles verdammt gut hingekriegt. Sollte man sich definitiv anhören.
Tinu
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Die Wiederveröffentlichung des Debüts «Canonisation Of The Foul Spirit» zum 20-jährigen Jubiläum von HELL MILITIA bringt nichts Neues. Das Album besitzt eine raue, düstere Atmosphäre, die typisch für den Black Metal der 90er-Jahre ist. Die Produktion ist rau, mit düsteren Riffs und chaotischen Blastbeats versehen. Meyhnachs Gesang ist intensiv, aber oft schrill und unpassend.
Musikalisch hält sich das Album an bekannte Black Metal Formeln, mit sich wiederholenden Riffs und konstanter Aggression. Die Stücke gehen ineinander über und es findet sich wenig Abwechslung. Der raue Sound bleibt zwar erhalten, wird aber eintönig. «Canonisation Of The Foul Spirit» führt keine neuen Ideen ein und sprengt keine Grenzen. Es bleibt seinen Wurzeln treu, mit einer düsteren, bedrückenden Atmosphäre und einer Lo-Fi-Produktion. Die Neuauflage mag Fans des Genres ansprechen, bietet aber wenig für diejenigen, die etwas Neues suchen. Ich finde es einfach nur langweilig und schrecklich monoton.
Lukas R.
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Mit ihrem zehnten Album klingen die Proggies COHEED AND CAMBRIA eingängiger als bei früheren Werken. Es folgt auf das 2022 erschienene Album «Vaxis Act II: A Window Of The Waking Mind». Songs wie «Goodbye, Sunshine» sind perfekte, leicht zugängliche Progressive-Nummern, die von der unglaublich faszinierenden Stimme von Claudio Sanchez getragen werden.
Die New Yorker verstehen es einfach, interessante Progressive Rock Nummern zu kreieren, die den Zuhörer fesseln. Wie das Anfangs etwas Yes-orientierte «The Father Of Make Believe». Grösstenteils klingen die Jungs aber schon seit Beginn ihres Daseins sehr eigenständig. Die Krönung dieses Werkes ist sicher das auf vier Parts aufgeteilte «The Continuum». Hier zeigen die Amis aus New York die Vielseitigkeit ihres progressiven wie konzeptionell ausgerichteten Rocks auf.
Das geht von harten Riffs über verspielte Teile bis hin zu sehr gefühlvoll gesungenen Parts. Interessant ist vor allem, dass die Spannung der einzelnen Tracks immer hochgehalten wird. Auch bei fast poppigen Songs wie bei Part IV obengenannter Songs. Coheed And Cambria stehen für aussergewöhnlichen Progressive Sound seit Beginn ihrer bereits 30-jährigen Karriere. Und so bietet auch «Vaxis III: The Father Of Make Believe» erneut ein aussergewöhnliches Hörerlebnis.
Crazy Beat
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Aus Portland, Oregon erreicht uns das zweite Lebenszeichen von STAINLESS in Form einer 4-Track EP. Vor drei Jahren startete die Band um die kanadische Sängerin Larissa Cavacece und den Gitarristen Jamie Byrum. Verstärkt wird die Formation durch die Rhythmus-Fraktion mit Mira Sonnleitner am Bass und Joe Sugar am Schlagzeug.
Bereits der Erstling, eine in Eigenregie produzierte Single mit den Tracks «Snakebite» und «Too Hot To Steal», war nicht von schlechten Eltern. Mit «Nocturnal Racer», «Shot For Shot», «Believer» und «The Evil Lives» wird nun noch ein Scheit mehr ins Feuer geworfen. Man überzeugt durch hochenergetischen Heavy Metal / Hard Rock mit ordentlich Drive. Herausstechend sind dabei die messerscharfen Vocals von Larissa. Der Vergleich mit Wendy O'Williams (R.I.P.) liegt dabei auf der Hand. Treffend startete die Dame ihre Karriere als Sängerin einer Plasmatics Cover Band.
Weitere Vergleiche mit der Kombination aus schnörkellosem Kick Ass Rock'n'Roll und female Vocals sind Chastain mit Leather Leone und die deutsche Band Skew Siskin mit Nina C. Alice. Songtechnisch hat man vier catchy Songs verfasst, die schnell auf den Punkt kommen. Für das sich in der Mache befindende, erste full-length Album dürfte man die Hooklines aber durchaus noch eine Spur abwechslungsreicher gestalten. Nichtsdestotrotz besitzt «Nocturnal Racer» aber Charisma und Substanz. Sichere Werte also für die Zukunft der Band, worauf wir schon mal gespannt sind.
Chris C.
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Das zweite Album der Finnen SCUMRIPPER erschien eigentlich schon im Oktober vergangenen Jahres, damals noch in Eigenregie. Dying Victims Records machen es nun auch der breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Ob dies eine Erfolgs-Geschichte wird? Darüber gibt es einige Pro und Contras.
Fangen wir mit den Minus-Punkten an. Mit etwas über 27 Minuten Spielzeit ist das Album äusserst kurz geraten, heisst da sprechen wir eher über eine EP. Die Produktion weist viel zu viel Hall auf und klingt blechern. Anspruchsvoll ist der schwarz angehauchte Thrash / Death Metal auch nicht. Was also spricht für den Kauf? Nun, die Finnen besitzen eigentlich ein ziemlich gutes Gespür für Abgeh-Nummern wie der punkige, eingängige Opener «I Am The Trash Of Evil Men» oder der zum Moshpit einladende Titeltrack beweisen. Zu oft verliert man sich jedoch noch in durchschnittlichem Geprügel. Aufgrund der massiven Konkurrenz mit wöchentlich dutzenden von Veröffentlichungen dürfte es somit schwierig sein, mit «For A Few Fixes More» für Furore zu sorgen.
Rönu
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Spätestens seit dem Release ihrer EP «Pirate Scum» 2016 sind STORM SEEKER dabei, die Bühnen im In- und Ausland mit ihrer musikalischen Mischung aus klassischem Pirate Metal und folkigen Melodien zu erobern.
Nach dem Release ihres Debüt-Albums «Beneath In The Cold» 2019 gewannen Storm Seeker durch einen stürmischen Festival-Sommer an Erfahrung, Expertise und sicher auch Trinkfestigkeit. Im Frühjahr 2020 trotzte die verschworene Nautic Force, gemeinsam mit Mono Inc., den meist geschlossenen Häfen und der drohenden Flaute. Im April 2023 folgte das Erfolgs-Album «Nautic Force» und 2025 nun die grosse Überraschung: nach zwölf Jahren verlässt Gründungs-Mitglied Timo Bornfleth, respketive Timothy die Band. An seiner Stelle steht plötzlich Sean Graham alias Manuel Depryck, der eigentlich bei Tir Saor das Mikrofon würgt und vor einem Jahr mit seiner Crew die «Nautic Force» Tour anheizte. Stimmlich eine ziemliche Veränderung, die dem Sound von Storm Seeker erst einmal standhalten muss.
Erstaunlicherweise klappt dies ganz gut, denn gerade die schnelleren Piraten-Tracks auf «Set The Sails» sind wie gemacht für die tief raue Stimme Grahams. Wer bei Storm Seeker anheuert, darf also weder Tod noch Klabautermann fürchten. Entweder man hält der mitreissenden Strömung aus mehrstimmigen Chören, harten Gitarren-Riffs und betörenden Klängen von Drehleier und Flöten stand - oder man wird erbarmungslos fortgespült. Track wie «Old Maui» oder «Jack The Jolly Pirate» sind gute Beispiele dafür. Die Balladen «Stormiest Seas» und «Waking Of The Flood» gefallen mir persönlich, trotz mehrstimmigem Seemanns-Chor, weniger gut und hinterlassen weniger Spuren als die Party-Kracher der Band.
Mit seiner ebenso kraft- wie gefühlvollen Stimme hat Sean Graham aber den Kurs der fünfköpfigen Nautic Force aufgenommen und prägt die dreizehn Songs auf seine ganz eigene Art und Weise. Wer also auch nur entfernt etwas von Seemannsgarn, Piraten-Abenteuern und den Geschichten des rauen Nordens hält, darf sich auf alles freuen, was Storm Seeker in petto haben. «Galway Girl» ist übrigens keine Cover-Version, sondern ein punkiger Rock-Kracher, der gar nichts mit Ed Sheerans Mädchen zu tun hat. «Set The Sails» ist gerade in stürmischen Zeiten die Gute-Laune-Musik, die es braucht, um uns aus dem Alltagstrott zu holen und gute Stimmung zu verbreiten. Wer die Naturgewalt der Nautic Force auch live erleben möchte, muss damit rechnen, dass sie von ihren Abenteuern auf den Weltmeeren nicht zurückzukehren. Also Leinen los und «Set The Sails»!
Oliver H.
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Mit dem Album «Bioluminescence» präsentieren sich die Amis DAWN OF OUROBOROS aus Oakland zum zweiten Mal unter dem Label-Banner von Prostetic Records. Den Reigen eröffnet der Titeltrack mit einer Mischung aus rasendem Black/Death Metal und im Wechsel mit Easy Listening. Genauso speziell wie diese Mischung klingt, hört sie sich auch an.
Bemerkenswert, wie die Sängerin Chelsea Murphy die beiden Parts, also von Clean-Vocals und Gegrowle in einer Person vereint! Rasend schnell treibt «Nebulae» voran und ist technisch einfach sehr geil gespielt. Trotz dem hohen Tempot wird eine intensive Atmosphäre aufgebaut, und so fügen sich die ruhigen Clean-Vocals wie fehlenden Puzzle-Teile ins Gesamtbild ein. Verführerisch wie auch sehr zärtlich beginnt «Slipping Burgundy» mit gehauchten Vocals, bevor dann ein Sturm mit massiven Riffs und Growls aufzieht! «Poseidon's Hymn» kommt als epische Hymne daher und wird mit einem ruhigen Part von Chelsea Murphy gekonnt aufgepeppt.
Gar proggig wird es mit «Dueling Sunsets» und markiert ganz grosses Kino, denn diese Musiker sind wahre Meister ihres Fachs. Metalcore-mässig geht es mit «Static Reition» voll ab, heisst sehr modern und trotzdem überragend umgesetzt. Wie ein Maschinengewehr, so rattert «Fragile Tranquility» als ein weiterer Volltreffer, den Dawn Of Ouroboros hier abliefern. Zudem verleihen die zauberhaften Breaks dem Ganzen das gewisse Etwas. Die Schluss-Nummer «Mournful Ambience» setzt dann nochmals auf ganz viel Gefühl. Mit «Bioluminescence» liefern die Kalifornier gewaltig ab und gehören für mich zu den Bands, die man sich unbedingt merken muss. Weitaus mehr als nur ein Geheim-Zipp!
Roolf
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Das fünfte Album der Costa Rico Thrasher CHEMICIDE lässt den Bass knarzend erklingen, die Double-Bass-Drums wie ein Maschinen-Gewehr losfeuern und die Gitarren-Salven quasi wie herumfliegende Patronenhülsen auf den Zuhörer niederprasseln.
Der angepisste, wütende "Gesang" von Frankie tut sein Übriges, um das Album wie eine Mischung aus alten Kreator, Suicidal Tendencies und Nuclear Assault erklingen zu lassen. Eine ziemlich gefährliche Mischung, die aber wegen der Härte und der Bissigkeit der Jungs den Songs ein bisschen das Flair raubt. Bei «Systemic Decay» finden sich noch leichte Anthrax Grooves, während «Parasite» (logischerweise) Slayer aufhorchen lassen. Die Punk-Nummer «That's Right, We'reThat Spic Band!» mit der Spielzeit von nur einer Minute und achtzehn Sekunden bringt die Lacher auf ihre Seite. «72 Seasons» von Metallica und «Hear Nothing, Say Nothing» von Discharge beenden das Album. Wer auf kompromisslosen Thrash Metal stellt, sollte sich «Violence Prevails» auf jeden Fall mal anhören.
Tinu
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