
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
«Alunea» ist ein mutiger Schritt nach vorn für die Band, der eine Weiterentwicklung ihres Sounds und eine tiefere Erforschung ihres einzigartigen Genres "Deathgaze" zeigt. Die acht Tracks des Albums, das für seine Mischung aus Death Metal und atmosphärischem Shoegaze bekannt ist, erweitern die Grenzen des progressiven Death Metal, ohne die ätherischen Qualitäten zu vernachlässigen, für die die Band bekannt ist. Die Musik von KARDASHEV fängt ein dynamisches Spektrum von Emotionen ein, darunter Trauer wie Wut und bewahrt dabei einen natürlichen Sinn für Kontraste.
Das Album beginnt mit dem Titel «A Precipice. A Door.», das mit seinen lebhaften Melodien und dem intensiven Gesang den Ton vorgibt. «Edge Of Forever» hingegen dringt in dunklere, grüblerische Klangwelten vor und unterstreicht die emotionale Tiefe. Der Track «Reunion» ist eine Allegorie der Hoffnung. Das musikalische Fundament ist in der Aggression des Death Metal verwurzelt, wird aber durch bizarre, hallgetränkte Atmosphären und erhebende, überlebensgrosse Melodien ergänzt. Im weiteren Verlauf schwankt die Musik zwischen Hell und Dunkel, wobei sowohl klarer Gesang als auch komplexe Gitarren-Arbeit zum Einsatz kommen. Die konzeptionelle und philosophische Tiefe verkörpert dabei eines der herausragenden Merkmale.
Alunea ist eine direkte Fortsetzung der Erzählung, die 2017 mit «The Almanac» begann, und setzt dort an, wo «Beyond Sun and Moon» aufgehört hat. Die Geschichte dreht sich um die Hauptfigur Sky-Brother aus "The Almanac", der auf ein Wesen trifft, das von der Menschheit geschaffen wurde, um eine neue Zivilisation auf einer fernen Welt zu gründen. Hierbei werden tiefgründige Themen wie Verantwortung, Pflicht und Existenz erforscht. Es behandelt philosophische Fragen wie die, ob Menschen an die Rollen gebunden sind, in die sie hineingeboren wurden, und ob es ethisch vertretbar ist, neues Leben in eine Welt voller Leid zu bringen. Anstatt klare Antworten zu geben, setzt sich «Alunea» mit diesen komplexen Themen auseinander und lädt die Zuhörer durch ihre Musik wie Texte zum Nachdenken ein.
Einer der einzigartigsten Aspekte von «Alunea» ist die Verwendung einer konstruierten Sprache, die ebenfalls "Alunea" genannt wird. Sänger Mark Garrett, der sein Leben lang von Conlangs (konstruierten Sprachen) fasziniert war, hat diese Sprache entwickelt, um die emotionale und thematische Tiefe des Werkes zu verstärken. Garrett erklärt, dass er mit der Entwicklung von «Alunea» vor einigen Jahren begann, als er in einem Callcenter arbeitete. Es machte ihm Spass, mit grammatikalischen Regeln zu experimentieren, zum Beispiel mit der Länge der Vokale, um Pluralität anzuzeigen. Dieses Konzept wurde später in die Sprache aufgenommen und diente als Ausgangs-Punkt für die weitere Entwicklung. Mit der Zeit beschlossen Garrett und seine Bandkollegen, die Sprache in ihre Musik zu integrieren.
Dies, um dem Album mehr Authentizität und emotionale Resonanz zu verleihen. Die einzigartige Struktur der Sprache trägt zum atmosphärischen und jenseitigen Charakter von «Alunea» bei und passt perfekt zu den kosmischen und existenziellen Themen. In vielerlei Hinsicht erinnert Garrett mit Alunea an das Werk von J.R.R. Tolkien, der für seine fiktiven Welten mehrere Sprachen erfand. Wie Tolkien, der Elbisch, Khuzdul und andere Sprachen entwickelte, um den Kulturen in Mittelerde mehr Authentizität und Tiefe zu verleihen, nutzt Garrett «Alunea», um seine Musik zu einem reicheren und intensiveren Erlebnis zu machen. Tolkiens Sprachen waren für das thematische Gewicht und die Authentizität seiner Geschichten von zentraler Bedeutung.
So, wie auch Alunea ein wesentlicher Bestandteil des dortigen Welten-Baus ist. Die Verwendung der Alunea-Sprache und die Auseinandersetzung mit tiefgründigen philosophischen Themen hebt «Alunea» von anderen Progressive Death Metal Alben ab und festigt Kardashevs Stellung als Pionier des Genres. Neben der musikalischen und lyrischen Tiefe zeichnet man sich auch durch eine körnigere Erzählweise aus. Während die früheren Alben von The Kardashev Mythos breit und konzeptionell angelegt waren, konzentriert man sich nun auf eine detailliertere und intimere Erzählweise. Der Wunsch der Band, ein lebendigeres Gefühl für Orte, Charaktere und Szenen zu schaffen, führte zur Zusammenarbeit mit dem Künstler Karl E. für das Album-Cover, das das Thema der Erforschung des Unbekannten verkörpert.
Die visuelle Ästhetik ergänzt die musikalische Erkundung der Selbstfindung und des Aufbruchs zu neuen Ufern, sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Das Album markiert auch eine Veränderung im Produktions-Prozess der Band. Während die Mitglieder ihre Alben seit 2018 aus der Ferne produzieren, hat die Band nun mit einem neuen Mix- und Mastering-Engineer, Zack Ohren, zusammengearbeitet, um einen modernen und sauberen Sound zu erzielen. Das Ergebnis zeugt von einer energiegeladenen und lebendigen Qualität, die den Gesamt-Sound von Kardashev ergänzt. Die Band hat auch Gast-Auftritte integriert, darunter eine eindringliche Duduk-Performance von Pawel JJ Przybysz auf «We could Fold the Stars» und den Gesang von Erin von Genital Shame bei «Speak Silence».
Lukas R.