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Doom trifft auf Soul, Feuer trifft auf Finesse. Mit ihrem dritten Album «III» setzen KING WITCH aus Edinburgh ihren Aufstieg als eine der stärksten Kräfte des modernen Doom fort.
Die Band, die in Underground-Kreisen bereits für ihre vernichtenden Riffs und ihre traditionelle Sensibilität respektiert wird, liefert mit diesem Album ihr bisher reifstes, emotionalstes und dynamischstes Werk ab. Und wie bei so vielen wirklich grossartigen Doom-Bands ist es die Stimme, die den Zauber vollendet. Laura Donnelly ist nicht nur eine starke Frontfrau, sondern eine transformative Frontfrau. Die wahre "Witch Queen" des "Untergangs-Rock".
Ähnlich wie Epitaphs jüngste Gesangs-Überarbeitung (in deren Fall war es eine neue männliche Stimme) ihrem bereits verehrten Sound neue Vitalität verliehen hat, erhebt Donnelly die Musik von King Witch zu etwas Erhabenen. Ihre Stimme ist eine Offenbarung: rau und doch präzise, kraftvoll und doch nuanciert, fähig zu bluesiger Seele, bansheeartigen Schreien und Momenten intimer Gelassenheit. Stell dir Janis Joplin oder Ann Wilson vor, die mit Candlemass und Soundgarden aufgewachsen ist, dann habt Ihr eine Vorstellung davon. Ihre Performance auf «III» ist wirklich faszinierend.
Tracks wie «Deal With The Devil» und «Swarming Flies» werden von hochfliegenden Refrains und eindringlichen Harmonien angetrieben. Selbst die ruhigeren Momente, insbesondere das akustische «Little Witch» und das introspektive «Behind The Veil» zeigen ihre erstaunliche Kontrolle und emotionale Bandbreite. Sie bringt ein Gespür für Drama und Storytelling mit, das den doomigen Sound der Band in cineastische Gefilde hievt.
Aber King Witch ist keine Solo-Künstlerin, es ist eine Band zu 100%. Gitarrist Jamie Gilchrist, der auch für die Produktion verantwortlich ist, kreiert Riffs, die gleichermassen massiv und melodisch sind. Von der bedrohlichen Schwere von «Sea Of Lies» bis hin zur galoppierenden Energie von «Suffer In Life» kanalisiert sein Spiel den Geist von Tony Iommi sowie die Härte des frühen Grunge mit gelegentlichen Ausflügen in psychedelische und bluesige Texturen. Seine Soli beeindrucken nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch Gefühl, denn sie verleihen den entscheidenden Momenten Farbe und Spannung.
Die Rhythmus-Gruppe ist ebenso solide. Bassist Rory Lee verankert den Sound mit einem grollenden Low-End-Groove, während der neue Schlagzeuger Andrew Scott sich als perfekte Ergänzung erweist: Sein Sabbath-artiger Swing und sein rockiges Timing verleihen dem Album einen lebendigen, organischen Puls. Was «III» auszeichnet, ist, wie es auf der Vergangenheit der Band aufbaut, ohne sie zu wiederholen. Zwar hat «Body Of Light» in einzelnen Momenten vielleicht höhere Gipfel erreicht, doch ist «III» stimmiger und emotional abwechslungsreicher.
Das Songwriting zeugt von Reife. Es geht nicht mehr darum, in jedem Moment hart zuzuschlagen, sondern vielmehr darum, Dynamik und Raum die Schwere verstärken zu lassen. In einem Genre, in dem Veränderungen oft langsam und subtil sind, kann die Hinzunahme einer einzigartigen Stimme, wie die von Donnelly oder dem aktuellen Epitaph-Sänger, bahnbrechend sein. «III» beweist, dass grossartiger Doom mehr braucht als nur Verzerrung und Verzweiflung. Er braucht Präsenz, und King Witch haben noch nie so lebendig geklungen wie hier.
Lukas R.