Obwohl sich das Line-up nicht verändert hat, klingen die Songs frisch und dynamisch. Schon beim ersten Anhören steht fest, dass The Haunted noch immer so etwas wie Feuer im Hintern und wirklich etwas zu sagen haben. Es gibt nur wenige Bands, die die aggressivere und thrashigere Seite des Melodeath so gut einflechten können, wie der Fünfer um Ola Englund (Gitarre), Jonas Björler (Bass, Backing Vocals), Marco Aro (Vocals), Adrian Erlandsson (Schlagzeug) und Patrik Jensen (Gitarre). Es ist manchmal eine Kunst, als Band zu erkennen, dass man zu dem zurückkehren muss, was funktioniert.
«Strength In Numbers» (2017) war keine schlechte Scheibe, aber sie wirkte manchmal seltsam lau. The Haunted scheinen am besten zu funktionieren, wenn sie schnell und tödlich sind. «Songs Of Last Resort» klingt, zumindest am Anfang, als hätte man dies erkannt, und so stapeln sich viele der schweren Brocken im Vordergrund. Songs wie der Opener «Warhead» zum Beispiel, dem mit «Death To The Crown», «Unbound» und «Hell Is Wasted On The Dead» ein paar ebenso heftige Knaller folgen.
Die unterschiedlichen Vorlieben von The Haunted zeigen sich schon früh mit den melodischen Groovern «To Bleed Out» und «Collateral Carnage», die genau im richtigen Moment einsetzen, wenn Songs drohen, sich zu stark auf nur einen Aspekt des Bandsounds zu stützen. Jede Runde, die man mit «Songs Of Last Resort» dreht, bringt neue Elemente zum Vorschein, die man geniessen kann. So zum Beispiel das Instrumental «Blood Clots», das im hinteren Teil, die Verrohung der ersten Plattenhälfte etwas auflockert.
Für Fans von The Haunted besteht also immer das Risiko, dass sich die Gruppe für einen längeren Winterschlaf zurückzieht. Wenn sie aber erwacht und ein Album wie «Songs Of Last Resort» im Gepäck hat, lohnt sich jede Warterei. Obwohl die Band auf viel Bewährtes zurückgreift, tut sie dies auf eine Art und Weise, die sie nicht auf ein Selbstplagiat reduziert. Es setzt mehr neue Impulse für die Gruppe, die hoffentlich eine nachhaltige Wirkung haben.
Oliver H.