Bereits mit den ersten Klängen von «As an Angel’s Voice» betritt man einen Raum zwischen Nick Caves Murder Ballads und der apokalyptischen Stille von Michael Giras sakralen Trauergesängen. Glocken schlagen wie Rosenkranzperlen auf Stein, und Kanes Stimme, hohl und prophetisch, singt mit der Trostlosigkeit eines Wüstenpropheten. Über die Weite hinweg antwortet Samantha Stella wie der Geist von Nico (deutsche Sängerin, Schauspielerin und Model, bekannt als Muse von Andy Warhol und Sängerin bei The Velvet Underground.) – ihre gesprochenen Worte sind so kalt und leuchtend wie Mondlicht auf einer Gruft.
Das Album driftet durch vom Glauben versengte Landschaften: «My Pain Will Come Back to You» könnte das Bekenntnis Johnny Cashs am Ende der Welt sein, während sich «Until the Light of Heaven Comes» zu einer jodorowskyanischen Vision (‘el Topo’) ausweitet – Psychomagie und Sakrament verschmelzen unter einem unendlichen Himmel. «Mountain of Sin» ist ein zerbrechlicher Psalm, dessen Gitarrenarpeggios eine zitternde Linie zwischen Erlösung und Kapitulation ziehen.
Dies ist keine Folk-Musik, sondern Folk-Liturgie – Musik, die man ertragen muss, am besten zu zweit am offenen Feuer. Zwischen Orgeldröhnen, skelettartigen Bluesklängen und gespenstischen Harmonien beschwören Kane und Stella etwas Überirdisches herauf: ein Requiem für die Liebe, ein Gebet für den Tod und eine zerbrechliche, zitternde Hymne an die Poesie, die sie beide überdauert.
Der Winter naht.
Lukas R.