Die Geschichte ihres vierten Albums «Banned» spiegelt die feurige Vergangenheit von Deep Purple wider. Im heissen Sommer 2024 zog sich die Band in eine Bergvilla in der Nähe von Porto in Portugal zurück, um neues Material zu schreiben. In ihrer ersten Nacht fegten verheerende Waldbrände durch die Region und zwangen sie zu einer Notfall-Evakuierung. Von einer nahegelegenen Veranda aus beobachteten sie, wie der Wald brannte, ein unheimliches Echo auf das Erlebnis von Deep Purple im Jahr 1971 in Montreux, als der Brand des Casinos «Smoke On The Water» inspirierte. Diese Tragödie wurde zur Legende und nun fragt sich der Autor dieser Zeilen unweigerlich, ob das Inferno in Portugal einen neuen Funken für die Rock-Geschichte entzünden könnte?
Musikalisch fängt «Banned» sowohl Gefahr als auch Trotz ein. Der Opener «Inferno» gibt mit geschmolzenen Riffs und Orgelklängen, die wie Glut knistern, den Ton an. «Beast» reitet auf Paices unverkennbarem Shuffle, teils Blues-Groove, teils wildes Feuer, während «The Escape» auf rauchigen Hammond-Klängen und verzweifelten Call-and-Response-Vocals aufbaut, die das Chaos jener Nacht heraufbeschwören. «Blood Red Moon», das vom aschefarbenen Himmel inspiriert wurde, ist langsam wie filmisch, sprich schafft eine Balance zwischen Melancholie und Erhabenheit. Der Titeltrack «Banned» kommt als eine Art Protest-Hymne daher, verpackt in prahlerischen Classic Rock Riffs und cleveren Wortspielen, die Zensur in Solidarität verwandeln – «Banned» als Band.
Das Album endet mit der wunderschönen Ballade «The End», in der Sänger Robby Thomas Walsh fragt: «Is this the end?» – Hoffentlich nicht! Denn wer weiss, vielleicht erklingt ja auf dem nächsten Album ein neues «Smoke…». Produziert in Italien, Polen sowie Grossbritannien von Alessandro Debiaggi und Walsh, atmet das Album analoge Wärme: donnernde Drums, klagende Gitarren und Vintage-Hammond-Soul (Robby von den Basement Saints sei gegrüsst). Während «Smoke On The Water» die Flammen von Montreux einfing, lässt «Banned» die Feuer Portugals lodern. Ein Beweis dafür, dass Purpendicular nicht nur die Flamme von Deep Purple am Leben erhalten, sondern sie zu etwas ganz Eigenem entfachen. Wirklich gute, handgemachte Rock-Musik. Gerne mehr davon!
Lukas R.