«Inveighing Brilliance» ist eine Meditation über die Schönheit der Natur und darüber, wie sie auch unsere elende menschliche Gesellschaft betrifft. Selbst in Momenten des Lichts lauert Brutalität: Eier werden aus Nestern gestohlen, Fleisch wird zerrissen, um zu überleben und die Platte seziert diese Dualität und offenbart das Leiden, das in jedem lebendigen Moment steckt. Tracks wie «Beyond Recognition» und «To The Spoils Of Faith» erweitern diese apokalyptischen Themen. Ersterer stellt sich eine äussere Kraft vor, die die Menschheit aufgrund ihrer Arroganz vernichtet, aufgebaut auf einigen der bisher härtesten Riffs der Band, schwankend zwischen Chaos, Groove und völliger Auslöschung. Letzterer brodelt vor mechanisierter Verachtung für blinden Glauben und erinnert mit Texten, die den Glauben in seine eigene ironische Hölle ziehen, ein wenig an Meshuggah.
Während zehn Tracks fangen Tribal Gaze die Macht der Gedanken und des Sounds gleichermassen ein: kompromisslos und lebhaft selbstbewusst. Das digitale Artwork von Dom Pabon (Final Resting Place), das an Science-Fiction erinnert, zeigt verlorene Seelen, die in der Realität unter dem Druck ihrer eigenen Widersprüche zerbrechen. Der Aufstieg von Tribal Gaze zu Nuclear Blast ist alles andere als erstaunlich, denn nachdem sie auf Tour mit Frozen Soul die Bühnen dieser Welt erobert hatten, erregte die Band die Aufmerksamkeit des legendären A&R-Managers Monte Conner.
Der wartete, angeblich nach einem Gig in New York nur darauf, um seine Begeisterung auszudrücken. Dieser Moment besiegelte ein neues Kapitel für Tribal Gaze, das nun auf «Inveighing Brilliance» hörbar ist. Die Band nahm sich die Freiheit, sich kreativ, ohne musikalische Verwässerung weiterzuentwickeln. Sie haben Illusionen abgelegt, in den dunklen Abgrund gestarrt und ihm den Rücken zugewandt, um gestärkt in den Kampf gegen das Unmenschliche zu ziehen.
Oliver H.