Das Album beginnt mit «Efter Dis Kommer Dimma», einer sturmgeprägten Hymne, in der harte Growls mit hohen, klaren Vocals kollidieren und den Spirit der Band aus den späten 90ern transportieren. Tracks wie «Störtsjö» und «Malströmsbrus» beschwören die rohe Folk-Black-Metal-Energie herauf, mit der sich Vintersorg zunächst eine treue Fangemeinde aufgebaut hat. «Från Djupet Dunstar Tiden» verbindet Melodie und Wildheit auf eine Weise, die an «Till Fjälls» erinnert, ohne es zu wiederholen. Diese Momente brennen wie nordisches Feuer im Frost (Mein Anspieltip).
Es gibt auch durchaus überraschende Momente, wie etwa, wenn sich in der Mitte von «Ur Älv Och Å» das Sturmgetöse senkt und Vintersorgs Stimme klar und hymnisch hervortritt. Diese Passage wirkt wie ein Innehalten des Flusses selbst: Sie ist getragen, melancholisch und voller Weite. Sie bildet einen Kontrapunkt zum drängenden Metal, verleiht dem Lied Tiefe und lässt für einen Moment Natur und Gesang eins werden.
Doch die Odyssee bleibt nicht frei vom Mahlstrom. Die Produktion ist dicht wie eine Mauer und lässt wenig Raum zum Atmen. Die Drums wirken mechanisch und die allgegenwärtigen Keyboards übertönen manchmal zusehr die schärferen Kanten der Riffs und des Gebrülls. Während frühere Alben ein Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Urkraft fanden, schwankt das Pendel hier unruhig zwischen Grösse und Konvention, zwischen Experiment und Zurückhaltung.
Dennoch ist die Essenz von Vintersorg intakt. Die schwedischen Texte verweben Mythos und Natur zu einer Atmosphäre, die keiner Übersetzung bedarf, und Hedlunds unverwechselbare Stimme führt die Zuhörer*innen wie ein Skalde über Wind und Wellen hinweg. «Vattenkrafternas Spel» erobert vielleicht keine neuen Königreiche, bleibt aber ein würdiges Kapitel in einer drei Jahrzehnte langen Saga – ein Album von frostiger Grösse, kein makelloses Epos, das dennoch viele dazu aufrufen wird, erneut die Segel zu setzen. Also alles in allem eine solide Rückkehr, wenn auch nicht ganz die erhoffte Sturmflut.
Lukas R.