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Schon der Titel lässt die Atmosphäre erahnen. «Cycle of the Dying Sun (Dawn of Ashen Realms)» fühlt sich an wie ein Ritual unter einem zusammenbrechenden Himmel. Was sich hier entfaltet, ist das reife Werk des nordischen Künstlers Nicklas Rudolfsson, der Runemagick nun als Ein-Mann-Projekt leitet. Er hat drei Jahrzehnte Doom und Death zu etwas Grossem, Zeremoniellen und seltsam Schönem erkoren.
Das ist 100% Doom Metal – aber durchtränkt von anderen Einflüssen, die ihm Grösse und eine beunruhigende Anmut verleihen. Die Musik bewegt sich mit unerbittlicher Midtempo-Schwerkraft; jeder Riff ist ein tektonischer Puls und jeder Schlagzeugschlag ein langsamer Herzschlag in der Leere. Rudolfsson schichtet Gitarren, Bass und Synthesizer zu einem rohen und meditativen Sound, der nicht zum Headbangen, sondern zum Eintreten einlädt. Er ist immersiv, beinahe liturgisch, ein langsamer Abstieg durch Klanglandschaften, in denen das Alte auf das Apokalyptische trifft.
Tracks wie «Wyrd Unwoven» und «Old Bones» beschwören eine Spannung zwischen Ruin und Wiedergeburt, zwischen dem verblassenden Sonnenlicht und der darauffolgenden aschgrauen Morgendämmerung herauf. Gelegentlich flackert eine weibliche Stimme oder ein akustisches Instrument durch die Dunkelheit – wie momentane Funken im Rauch der Auslöschung. Der Effekt ist nicht der von Songs, sondern von Visionen. Predigten aus einer sterbenden Welt.
«Embers of the Unwritten Dawn (TeilPart 1)» und «..(Part 2)» erscheinen als Bonustitel auf CD und digital. Sie fungieren als meditative Zwischenspiele, sind akustisch und ambient geprägt und haben eine sanfte Instrumentierung. Mindestens ein Teil enthält Klavier und eine weibliche Stimme, die sparsam zur Untermalung eingesetzt werden.
«Beneath the Solar Embers (Demo)» ist nur auf CD erhältlich. Es handelt sich um eine raue, rohere Version eines neuen Stücks, die unverfälschter als die Hauptproduktion des Albums ist. Das Stück erscheint primitiver, heller und weniger vielschichtig als der Rest des Albums.
«Cycle of the Dying Sun» sollte am besten laut und in Einsamkeit oder dann live erlebt werden (Wobei es nicht klar ist, ob dieser Werk je live gespielt werden wird), denn seine schiere Körperlichkeit kann einen Raum vollständig einhüllen. Es ist ein Beweis für die Ausdauer von Runemagick – ein Album, das die Sonne auslöscht und die Asche mit feierlicher Majestät krönt.
Lukas R.