Das liegt nicht daran, dass die Musik Enya imitiert, sondern daran, dass sie dieselbe Sanftheit und schimmernde Zartheit hat, die sich sowohl magisch als auch beinah zu angenehm anfühlen können. Marraco spielt zweifellos stärker, artikulierter und zeitgemässer Klavier. Ihr Ton ist warm, ihre Akkorde sind durchdacht und ihre Stimme fühlt sich im Gegensatz zu Enyas ätherischem, elfenhaftem Schimmer unverkennbar menschlich an. Titel wie «Flock» berühren mit einer emotionalen Aufrichtigkeit, die nicht künstlich erzeugt werden kann. Und wenn «Threshold» erklingt, steigt das Album plötzlich zu etwas Engelhaftem auf - ein Moment, in dem die Musik abhebt und auf ein viel grösseres Universum hindeutet (mein Anspieltipp!).
Doch dann sinken wir wieder herab. «Chaos in the Sky» bringt uns (entgegen des Titels) direkt zurück auf die Erde und mehrere Songs driften gar in den Bereich dessen, was ich nur als "Aufzugsmusik" bezeichnen kann: nachsichtig, beruhigend und darauf ausgelegt, die emotionale Temperatur auf Raum-Temperatur zu halten. «När du dör» ist wunderschön, aber ich wünschte mir, Marraco würde härter zuschlagen, das Klavier ab und an donnern lassen und die Trauer, über die sie schreibt, tatsächlich ausbrechen lassen.
«Light Bringer» klingt erstaunlich dunkel – vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst –, doch der Titel verspricht etwas anderes, und genau darin liegt ein merkwürdiger Bruch Nach dem letzten Titel, «Four Things», war ich mir unsicher: Hatte ich etwas übersehen? Sollte ich noch einmal ganz von vorne anfangen? «The Fold» ist exquisit komponiert, aber so sanft, dass es einem manchmal durch die Finger gleitet. Fans von Agnes Obel, den ruhigen Momenten von Chelsea Wolfe oder der traumhaften Ruhe von Enya werden hier einen wahren Schatz finden. Ich selbst bleibe jedoch hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und leichter Frustration.
Lukas R.