Frank Schäfer, geboren 1966, ist seit vielen Jahren als Literatur- und Musikkritiker für taz, NZZ und Zeit online tätig, insbesondere bekannt als Spezialist für Hard Rock und Heavy Metal. Auch in den Szene-Bibeln Rolling Stone und im Rock Hard betreut er eine ständige Kolumne zum Thema. Nun hat er sich, der, für lange Zeit, lautesten Band der Welt angenommen - Motörhead!

Als Mikkey Dee am 29.12.2015, einen Tag nach Lemmy Kilmisters Tod das Ende der Band erklärte, brach für viele Fans eine Welt zusammen. Vierzig Jahre heizte Lemmy, der berühmteste und wichtigste Repräsentant des Heavy Metal, der nach eigener Aussage sein Leben lang zwar Rock ‘n’ Roll spielte, mit seiner martialischen Truppe der Szene tüchtig ein. Während 261 Seiten beschreibt der Autor den Beginn, als Lemmy bei Jimi Hendrix die Marshalls aus dem Transporter schleppte, zunächst ein blosser Geheimtipp für die Hartgesottenen war und schliesslich zum Liebling aller, gar zum Gott der Szene aufstieg, und auch bei feministischen Musikerinnen eine beachtliche Reputation erlangt hat. Was sich erst einmal liest wie ein weiteres «White Line Fever», also eine weitere Lemmy-Biografie, entpuppt sich schnell zu einer Hommage an Motörhead.

Irgendwie logisch, dass das Buch mit dem Frontmann und Bassisten beginnen muss, denn die Gruppe Motörhead wurde 1975 schliesslich in London von Lemmy Ian Kilmister gegründet. Gemeinsam mit Edward Allan „Fast Eddie“ Clarke, Phil „Philthy Animal“ Taylor und ihrem offiziellen Debütalbum «Motörhead» zeigen die drei 1977 erstmals richtig, wohin die Reise gehen soll. Natürlich bekommt auch das Wahrzeichen, Snaggletooth oder War Pig, das mittlerweile die Kutten der Metalheads weltweit schmückt, seinen Teil zugesprochen.

Dieser Hybridtotenschädel mit Pickelstahlhelm und Eisernem Kreuz, der sich der bekannte Künstler Joe Petagno ausgedacht hat, bastardisiert aus Schädeln von Wolf, Gorilla und Wildschwein, könnte durchaus Alptraumszenarien wie H. G. Wells’ «Insel des Dr. Moreau» oder J. R. R. Tolkiens «Mordor» entstammen. Mit diesem Logo stiftet Lemmy nicht nur eine bandinterne Tradition, sondern beeinflusst die kommenden Metalbands massgeblich. V

iele Formationen nehmen sich ein Beispiel an Motörhead und suchen sich ebenfalls ein Bandmaskottchen: Iron Maiden, Megadeth, Overkill, Iced Earth, Sodom, Helloween und viele andere mehr. Man spürt in den geschriebenen Zeilen die Leidenschaft Schäfers, der sich selbst als Fan der ersten Stunde bezeichnet. Für Die-hard-Fans dürfte die erste deutsche Biografie über Lemmy Kilmister und seine Band nicht viel Neues an Informationen enthalten, aber die Liebe, mit der der Autor zu Buche geht, macht die Zeilen sehr spannend und abwechslungsreich. Frank Schäfer verzichtet nicht auf Fakten, lässt diese aber ganz organisch in seine Texte einfliessen.

Auf «Motörhead - die lauteste Band der Welt - Eine Biografie» hat vielleicht nicht die ganze Welt gewartet, aber vermutlich die ganze belesene Metalszene, denn der Ruhm der Band nimmt posthum noch immer weiter zu. Ihre Archive werden geplündert, und jedes Konzert wird für die unersättlichen Motörhead-Addicts auf Vinyl gepresst. Frank Schäfer erzählt eine ihrer Geschichten.

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