Montag, 07. Juli 2025

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Samstag, 14 Juni 2025 06:30

Wie J.R.R. Tolkien, der Vater vom Hobbit und Herr der Ringe Epos, zeitgenössische Rock-Musik beeinflusste (Teil 3)

Von Lukas O. Ritzel, 2025 für Metal Factory
Coverbild bei Sepide Donne (2025)

2. Black Jade
Black Jade – Tolkiens Licht im Schatten des Metals. Black Jade ist eine faszinierende sehr konsequente Band aus der Innerschweiz (Ja, in der Gegend wo auch Tolkien im Jahre 1911 herumgewandert war – mehr darüber hier), die tief in Tolkiens Werken verwurzelt ist, insbesondere von den psychologischen Themen der Mythologie. Back Jade widmete sich fast ausschliesslich Tolkiens Legendarium, dies anfangs sogar noch mit deutschen Texten.

Black Jade - Von Trugbildern und Illusionen


Für Black Jade ist Tolkien keine Nische, kein Konzept, sondern eine persönliche Realität. Die kreative Kraft hinter der Musik der Band wuchs mit "Der Herr der Ringe" auf, so wie andere mit Märchen. Mittelerde wurde zu einer geistigen Heimat, an dem Träume, Ängste und Hoffnungen Wurzeln schlagen konnten. "In Mittelerde finde ich Antworten auf das Leben", erklärt Naragarth.

"Meine Musik spiegelt meine Seele wider, meine Mittelerde-Seele." Von der Schönheit und den Schatten der realen Welt, von Hoffnungen auf das, was sein könnte, und vor allem vom Wunsch, zu zeigen, dass das Licht über die Dunkelheit triumphieren kann, inspiriert, endet die Musik von Black Jade stets mit einer hoffnungsvollen Note. Jede Komposition, unabhängig vom Stil, trägt die Botschaft: Das Gute wird bestehen bleiben, egal wie dicht die Schatten auch sein mögen.

Diese tiefe emotionale Verbindung zu Tolkiens Welt ist allgegenwärtig. Der kreative Prozess der Band beginnt oft mit einem Thema, das zu einer Erzählung entwickelt wird – einer Geschichte, die an emotionaler Tiefe gewinnt, bevor sie in Melodien und Texte umgesetzt wird. Das Ziel ist nicht, Tolkien wörtlich zu illustrieren, sondern emotional mit seinem Geist in Resonanz zu treten. Ein Song kann die Trauer einer Figur widerspiegeln, ein anderer die Erhabenheit einer Schlacht, jedoch immer aus der persönlichen Perspektive der Künstlerinnen und Künstler.

"Es ist ein bisschen wie das Lied der Ainur", bemerkt die Band im Interview. Musikalisch lässt sich Black Jade nicht auf ein Genre festlegen. Ihre Songs reichen von Progressive Metal über orchestrale Passagen bis hin zu Folk-Einflüssen. Jede Geschichte erfordert einen anderen Ausdruck – Schmerz, Mut, Liebe, Opferbereitschaft – und die Band wählt den entsprechenden Sound. Es gibt keine Regeln, nur die Forderung, dass die Emotionen authentisch sein müssen. Unter den vielen von Tolkien inspirierten Songs stechen einige emotional besonders hervor: «Valinor's Light», «Fëanor's Curse Part I» und auch «Higher Than The Clouds» sind besonders persönlich.

Explosivere Tracks wie «Spirit Of The Water Lord» und «Warrior Princess» bringen eine andere Art von Intensität mit sich. Es sei unmöglich, einen Favoriten auszuwählen, sagen sie, denn jeder Song sei eine andere Welt. 2024 wurden zwei Alben und mehrere Singles veröffentlicht, doch die Reise ist noch lange nicht zu Ende. Für 2025 ist neues Material in Arbeit, darunter Elbereth's Grace und Black Jade,  neue Kapitel in einem ständig wachsenden, von Mittelerde inspirierten Katalog. Dieser anhaltende kreative Schub gipfelt 2025 in dem Black Jade Konzept-Album «White Hand Down».

Hier widmet sich Black Jade ganz Tolkiens Welt, insbesondere dem tragischen Schicksal von Saruman dem Weissen. Die "Weisse Hand" steht dabei nicht nur für Verrat, sondern auch für gefallene Grösse. Das Album erkundet Sarumans Abstieg in die Korruption in epischen, vielschichtigen Kompositionen. Vom Eröffnungstrack «Shadows Temptation» bis hin zum triumphalen Finale «Rise Of Renewal» bietet «White Hand Down» eine musikalisch und erzählerisch reichhaltige Interpretation von Tolkiens Themen.

Gesprochene Passagen, orchestrale Klänge sowie Dudelsäcke und Klavier verleihen dem Album emotionale und filmische Tiefe. Trotz dynamischer Riffs und kraftvoller Soli bleibt das Album im Metal verwurzelt, seine Komplexität geht jedoch über das Genre hinaus. Tracks wie «Dusk Of Isengard» und «Gimbatul Durburz» verkörpern die klangliche Vielfalt des Albums. Ersteres malt mit hochfliegenden Gitarren die hereinbrechende Dunkelheit von Isengard, Letzteres lässt den Zuhörer mit Ork-Dialekt in die Welt der Uruk-hai eintauchen.

Doch selbst in der Dunkelheit bleibt die Botschaft bestehen: Erneuerung ist möglich. Bei Black Jade ging es schon immer um Ausgewogenheit, zwischen Schatten wie Licht, Komplexität und Zugänglichkeit sowie Verzweiflung und Hoffnung. In einer Welt, in der Tolkien oft durch die Düsternis des Death Metal musikalischen Ausdruck findet, bietet Black Jade mit seiner klanglichen Mittelerde eine Alternative: Hier leuchtet das Licht weiter, egal wie lang die Nacht auch sein mag.

Dusk Of Isengard (Album Edition)


Dieses Album wurde bei uns in den Reviews hier besprochen.

3. Dwarrowdelf
Dwarrowdelf – Tolkiens Mythos neu interpretiert in epischem Black Metal. Dwarrowdelf ist das Soloprojekt des britischen Musikers und Historikers Tom O'Dell, das epischen Black Metal mit doomigen und folkigen Einflüssen vereint. Seine Musik ist stark von J. R. R. Tolkiens Welt inspiriert und verbindet atmosphärische Klanglandschaften mit erzählerischer Tiefe. Melodische Gitarrenriffs, weitläufige Keyboardflächen und eine bewusst getragene Dynamik prägen den Stil – immer mit dem Ziel, die Weite, Tragik und Schönheit Mittelerdes musikalisch erfahrbar zu machen.

Tom O'Dells akademischer Hintergrund in byzantinischer Geschichte verleiht seiner Musik eine besondere historische Sensibilität. Sein Studium antiker und mittelalterlicher Kulturen schlägt sich in der strukturellen und thematischen Gestaltung seiner Kompositionen nieder: Es geht ihm nicht nur um Klang, sondern um Geschichtenerzählen, um Mythos, Macht, Fall und Erlösung. Diese historische Perspektive bereichert sein musikalisches Schaffen und spiegelt sich in der Tiefe seiner Themenwahl wider.

Inspiriert von Tolkien und Bands wie Summoning erschafft Dwarrowdelf Klangwelten, die weniger aggressiv als vielmehr episch und kontemplativ wirken. Die Songs thematisieren die Elben, Zwerge, Schlachten und inneren Konflikte aus Tolkiens Legendarium. Besonders auffällig ist die Verwendung musikalischer Leitmotive, die Charaktere und Erzählbögen wiedererkennbar machen – ähnlich einem Soundtrack. Die Kompositionen entwickeln sich oft in langen, atmosphärischen Spannungsbögen und lassen Raum für Interpretation und Emotion.

Dwarrowdelf gelingt es, Tolkiens Mythos mit musikalischer Ernsthaftigkeit und erzählerischem Anspruch neu zu interpretieren. Der Sound ist kraftvoll, melancholisch und vielschichtig – eine musikalische Reise durch das Erste Zeitalter, getragen von tiefer literarischer Kenntnis, musikalischem Gespür und spürbarer Leidenschaft für die Welt von Arda.

Ein Album widmet sich dabei der Geschichte der sieben Söhne Fëanors, die Tom O'Dell auf dem Album «The Sons of Fëanor» jeweils mit einem eigenen Song porträtiert. Im Mittelpunkt stehen die verheerenden Folgen des Eides, den die Brüder schwören, um die gestohlenen Silmaril zurückzuerlangen. Maedhros, der älteste, wird von Schuld und Pflichtbewusstsein gezeichnet und findet schliesslich den Tod im Feuer, als er sich mit einem Silmaril in einen Vulkan stürzt. Maglor, der zweite, überlebt als Einziger, doch ist er dazu verdammt, ruhelos an den Küsten Mittelerdes umherzuwandern, gequält von Reue.

Die anderen Brüder – Celegorm, Curufin, Caranthir, Amrod und Amras – sind ebenfalls von Stolz, Impulsivität und innerfamiliären Spannungen geprägt, was in Gräueltaten wie dem Angriff auf Doriath und mehrfachen Brudermorden gipfelt. Dwarrowdelf gelingt es, jedem dieser Brüder ein eigenes musikalisches Thema zu geben, das ihre jeweilige Persönlichkeit und ihr Schicksal klanglich widerspiegelt.

Dwarrowdelf - The Sons of Fëanor (Full Album)


Ein weiteres zentrales Motiv in Dwarrowdelfs Werk ist die Kultur und Geschichte der Zwerge, wie sie unter anderem in der frühen Veröffentlichung «Of Mice And Dwarves» behandelt wird. Hier steht das Verhältnis der Zwerge zu ihrer Heimat, zu Stein, Metall und unterirdischen Hallen im Fokus – ebenso wie ihr Kampfgeist, ihre Ehre und ihr tragischer Stolz. Die Musik spiegelt dies durch schwere Riffs, düstere Atmosphären und langsame, wuchtige Rhythmen wider.

Darüber hinaus greift Tom O'Dell auch weitere Figuren und Orte aus Tolkiens Welt auf, darunter etwa Lúthien, deren Geschichte mit Beren zu den berührendsten Liebeserzählungen des Legendariums zählt.

Dwarrowdelf - Evenstar (Full Album)


Moongates
Echos aus Mittelerde: Moongates Guardian über Musik, Mythos und den Geist Tolkiens

In der ständig wachsenden Konstellation von Tolkien-inspirierter Musik strahlt Moongates Guardian mit einem ganz eigenen Glanz: Weder ist es eine akademische Hommage noch eine konzeptionelle Persiflage, sondern etwas Unmittelbareres und Intimeres. "Dies ist keine Studie über Tolkiens Vermächtnis durch Musik", sagt Skilar, die kreative Kraft hinter dem Projekt, "sondern ein Ausdruck der Eindrücke, die ich durch die Begegnung mit dem Werk des Professors gewonnen habe".

"Von Anfang an war ihre Arbeit von Ehrfurcht geprägt, und nicht nur vor dem Mythos, sondern auch vor der Person dahinter. "In gewisser Weise", fügt Skilar hinzu, "ist es eine Hommage an das Andenken und den Respekt vor der Persönlichkeit dieses Mannes." Tolkiens Texte finden bei Musikern aller Generationen Resonanz, und für Moongates Guardian ist es die Kombination aus "Schönheit, Epik, Grösse" und "dem Unfassbaren und Unbeschreiblichen", die sie immer wieder fasziniert. Für seriöse Musiker und Fans ist die Welt des Professors mehr als Fantasie, sie ist ein Gefäss für kulturelles Erbe: "Tolkiens Werke sind facettenreiche, literarische Werke, die das kulturelle Erbe der europäischen Völker verkörpern."

Mit Texten, die grösstenteils aus Tolkiens eigenen Gedichten stammen, sind Moongates Alben tief in den Mythos eingebettet. "All das ist in unseren Alben enthalten", erklärt Skilar und verweist auf Themen wie Heldentum, Abenteuer und Mythologie. "Wir versuchen, die Botschaft der Texte musikalisch zu vermitteln. Inwieweit uns das gelingt, müssen die Zuhörer beurteilen."

Trotz der emotionalen Tiefe ihrer Musik weigert sich Skilar, einen Lieblings-Song zu nennen. "Ich habe keine Lieblings-Songs oder -alben, und gleichzeitig sind sie alle meine Favoriten."

Skilar sieht die Zukunft der von Tolkien inspirierten Musik fest in der Tradition verwurzelt. "Der perfekte Soundtrack für Tolkiens Werke ist traditionelle englische Volksmusik. Seine Texte enthalten eindeutig Anspielungen auf skandinavische Skaldendichtung in Form von Kennings." Für ihn liegt der authentische Geist nicht in der oberflächlichen Ästhetik, sondern in der Atmosphäre. "Es wird sicherlich Elemente von Folk und epischer Musik geben.

Die Atmosphäre ist alles." Und wenn die Atmosphäre fehlt, dann ist Tolkien kaum mehr als ein geliehener Name. "Ich bin zufällig an ein Album gekommen..., Es war unverständlicher, beschissener Jazz, aber gleichzeitig gab es in den Titeln der Stücke klare Bezüge zur Welt von Tolkien. Diese Songs hätten genauso gut «New York Subway» und «Dol Guldur» heissen können, weil sie keine Atmosphäre hatten." Für Moongates Guardian bezeichnet echte, von Tolkien inspirierte Musik nicht nur die Welt, sondern muss sich auch so anhören. Und mehr noch: Sie muss sich auch so anfühlen.

The Moongates Guardian - The Funeral Of Theoden


4. Dave Brons
Eine keltische Prog-Reise durch Mittelerde. Dave Brons ist ein britischer Gitarrist und Komponist, dessen Musik Progressive Rock, orchestrale Elemente und keltische Folk-Einflüsse zu einer cineastischen Klanglandschaft verschmilzt. Diese ist tief von J. R. R. Tolkien inspiriert. Seit dem Erfolg seiner von Tolkien inspirierten Konzeptalben «Not All Those Who Wander Are Lost» und «Return To Arda» hat ist Brons eine führende Figuren der narrativen Prog-Musik.

In seinen Werken greift Brons die Themen Reise, Sehnsucht, Hoffnung und Heimkehr auf, die allesamt zentrale Elemente von Tolkiens Legendarium sind. Seine Verbindung zu Tolkien ist persönlich und tiefgreifend. Aufgewachsen mit den Geschichten aus Mittelerde, entdeckte er seine musikalische Berufung durch die Werke von Steve Vai und die keltischen Klangwelten von IONA und Troy Donockley.

Der Wendepunkt kam, als er während eines regnerischen Camping-Ausflugs "Die Gefährten" las und sich vorstellte, wie er mit Musik anderen helfen könnte, in Tolkiens Welt einzutauchen. Aus dieser Vision entstand «Not All Those Who Wander Are Lost», das in der Progressive Rock Community unerwartet grossen Anklang fand und Brons' musikalische Karriere lancierte.

Für Brons spiegelt Tolkiens Konzept der "Eukatastrophe" – unerwartete Hoffnung angesichts der Verzweiflung – die emotionale Widerstandsfähigkeit wider, die ein unabhängiger Musiker benötigt. Seine Kompositionen sind nicht nur Hommagen an Mittelerde, sondern auch emotionale Rettungs-Anker für viele Fans. Songs wie «Awakened By Starlight», «Ring Bearers» und «Prayer For The Fallen» haben für die Zuhörer eine grosse Bedeutung erlangt, und einige davon werden sogar bei Beerdigungen oder in Zeiten persönlicher Not gespielt.

Brons betrachtet das Komponieren als eine Art des Geschichten-Erzählens. Er visualisiert Szenen aus Tolkiens Büchern, als würde er einen Film vertonen, und diskutiert leidenschaftlich mit seiner Band darüber, ob ein Akkord ‘wie Faramir klingt’ oder die Dramatik von Gandalf Sturz in Moria einfängt. Jedes Detail zählt und spiegelt Tolkiens Präzision beim Aufbau seiner Welt wider.

Der Stil der Band lässt sich nicht in ein festes Genre einordnen. Er schöpft aus keltischer Folkmusik, Metal, klassischer Musik, Filmmusik und virtuoser Gitarrentradition. All diese Einflüsse werden vereint durch das Ziel, die Zuhörer nach Mittelerde zu entführen. Sein nächstes Projekt ist eine ambitionierte Album-Trilogie, die auf "Der Herr der Ringe" basiert und mit «The Fellowship» beginnen soll, dessen Veröffentlichung für das Jahr 2025 geplant ist. Mit Orchestern, Chören und traditionellen Instrumenten will Brons den emotionalen und mythischen Kern von Tolkiens Erzählung durch ein musikalisches Erlebnis einfangen, das so weitreichend ist wie Arda selbst.

Dave Brons - Song Of The Sea


5. The Bardic Depths
Eine musikalische Hommage an Tolkien und Lewis: Freundschaft, Mythos und Vermächtnis im Progressive Rock. Diese Progressive Rock Band, bestehend aus Dave Bandana, Gareth Cole, Tim Gehrt (ehemals mit Steve Walsh von Kansas) und Peter Jones (aktives Mitglied bei Camel), hat sich aus der gemeinsamen Begeisterung für Big Big Train formiert. Das verbindende Element ist jedoch ein tieferes: die Liebe zur Literatur, insbesondere zu J. R. R. Tolkien und C. S. Lewis. S. Lewis. Die Idee für das Konzept-Album über die Freundschaft dieser beiden Schriftsteller stammt von Brad Birzer, Historiker und Tolkien-Kenner, der zwei Bücher über Tolkien verfasst hat. Er zeichnete auch für die Texte des Albums verantwortlich.

Das Ziel war nie, typische "Hobbit-Songs" zu schreiben, sondern es geht um den Menschen Tolkien, seine Kriegserfahrungen, seine mythologische Welterschaffung, seinen Glauben und die intellektuelle Verbindung zu Lewis. Die letzen beiden Alben widmen sich der Entstehung der Inklings, der theologischen und literarischen Auseinandersetzung zweier Giganten, die die moderne Fantastik geprägt haben. Besonders bewegend ist der Titel «Legacies», der die Nachwirkung ihrer Werke zusammenfasst: "Mittelerde" und "Narnia" sind die bleibenden, kulturellen Erben einer einstigen Freundschaft.

Musikalisch oszillieren die Alben zwischen introspektiven, atmosphärischen Klanglandschaften und energiegeladenen Passagen. Der Einsatz ungewöhnlicher Instrumente wie Marimba und Saxophon erweitert die Klangpalette und unterstreicht den erzählerischen Charakter der Stücke. Die Band nutzt die Freiheiten des Progressive Rock, um Themen wie Kampf, Demut und den Triumph der Schwachen über die Mächtigen aufzugreifen. Motive, die Tolkien selbst in den Mittelpunkt seiner Werke stellte. Titel wie «Depths Of Time» reflektieren die Schatten des Krieges, aber auch das Licht von Hoffnung und Glauben, in der Musik genauso wie in Tolkiens Dichtung.

Bemerkenswert ist auch, wie die Alben die Differenzen zwischen Tolkien und Lewis nicht scheut: So wird etwa Tolkiens Unbehagen über Lewis' Konversion zum Anglikanismus thematisiert, ein Wendepunkt, der zum Zerfall ihrer Freundschaft führte. Dennoch bleibt das Werk ein Denkmal für die geistige Verbundenheit, die aus einer geteilten Liebe zu Mythen, Sprache und Wahrheit erwuchs.

Warum ist das heute wichtig? Die Band zeigt, dass Tolkien nicht nur in Metal-Genres Nachhall findet, sondern im erzählerischen Progressive Rock auch neue Wege geht. Es lädt dazu ein, sich nicht nur von Legenden verzaubern zu lassen, sondern sich auch mit dem Menschen Tolkien, seinem inneren Ringen, seinem Glauben und seiner Wirkung auf Generationen von Lesern und Musikern auseinanderzusetzen. In einer Zeit, in der Freundschaft, Tiefe und Geschichten wichtiger denn je sind, schlagen diese Songs eine musikalische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

What We Really Like In Stories - (Official Lyric Video) by The Bardic Depths


6. Emyn Muil
Emyn Muil – Tolkiens Dunkelheit in epischem Black Metal. Emyn Muil ist das Tolkien gewidmete Soloprojekt des italienischen Multiinstrumentalisten Nartum. Dieser erweckt die epische Grösse von "Das Silmarillion" durch atmosphärischen Black Metal in der Tradition von Summoning zum Leben.

Emyn Muil alias Saverio Gioves schöpft stark aus Tolkiens tieferen mythologischen Schichten, insbesondere aus dem Untergang Númenors, und schafft Klanglandschaften, die sowohl Ehrfurcht als auch kreative Neuinterpretation widerspiegeln. Ursprünglich von Solo-Künstlern wie Falkenbach inspiriert, begann Nartum unter verschiedenen Pseudonymen zu komponieren. Dabei trat Emyn Muil als Vehikel für seine Liebe zu Tolkiens Welt hervor.

Obwohl das Projekt musikalisch eindeutig von Summoning und Bands wie Caladan Brood, Lord Wind und Burzum inspiriert ist, betont Nartum seine eigene narrative Stimme. Er erzählt Tolkiens Geschichten mit originellen Texten nach und zitiert dabei gelegentlich direkt aus dem Legendarium.

Das im Jahr 2020 erschienene Album «Elenion Ancalima» (zu Deutsch: «Der hellste aller Sterne») erkundet Tolkiens Erzählung vom Untergang Númenors, «Akallabêth», und verbindet cineastische Synth-Layers, Ambient-Texturen und Black Metal Elemente mit zusätzlichen weiblichen Vocals von Hildr Valkyrie. Dies stellt einen stilistischen Fortschritt gegenüber dem Debüt-Album «Túrin Turambar Dagnir Glaurunga» dar. Obwohl die Produktion eher orchestrale Atmosphären als traditionellen Metal-Punch bevorzugt, sieht Nartum dies als beabsichtigt an. Er deutet einen dunkleren, langsameren und epischeren Sound für zukünftige Veröffentlichungen an.

«Afar Angathfark», das dritte und ambitionierteste Album von Emyn Muil, ist ein Konzept-Album, das sich um Fëanor und seinen tragischen Krieg gegen Morgoth dreht, um die Silmarillen zurückzuerobern. Es beschäftigt sich mit Themen wie Eide, Verrat und epischen Reisen und ist eindeutig vom "Silmarillion" inspiriert. Musikalisch knüpft es an die epische Black Metal Tradition an.

Unter dem Dach von "Nartum Art" betreibt der Musiker mehrere stilistisch unterschiedliche Projekte, von Viking Metal bis Ambient und Space Doom, die alle Facetten seiner künstlerischen Persönlichkeit repräsentieren. Emyn Muil bleibt jedoch sein mythologischstes Projekt, ein akustischer Schrein für Tolkiens Sagenwelt.

Emyn Muil - Halls Of The Fallen


7. Battlelore
Echos aus Mittelerde: Wie Tolkien weiterhin den Sound von Battlelore prägt. Für die finnische Metal-Band Battlelore liegt die anhaltende Faszination von Tolkiens Legendarium in seiner mythischen Erhabenheit und literarischen Tiefe. ‘Tolkiens Welt ist mehr als nur Fantasie’, sagt Gitarrist und Texter Jyri Vahvanen. ‘Sie ist in nationalen Epen wie der Edda und dem Kalevala verwurzelt und reich an eigenen Sprachen, Geschichten und einer eigenen Kosmologie. Sie hat einen ernsten Ton, der ein erwachsenes Publikum anspricht und die Grenzen der Pulp-Fiction überschreitet.’

Vahvanens Verbindung zu Mittelerde ist mehr als nur künstlerischer Natur, sie ist zutiefst persönlich. Seine Reise begann in seiner frühen Jugend, als er zufällig auf ein Rollenspiel zu Mittelerde stiess, das ihm die Türen zu Tolkiens Werken öffnete. "Ich konnte nicht mehr aufhören" erinnert er sich. "Wir haben dieses Rollenspiel fast zwanzig Jahre lang gespielt, bevor das Leben dazwischenkam." Was als Teenager-Obsession begann, entwickelte sich zu einer lebenslangen Leidenschaft, die nicht nur sein musikalisches Schaffen, sondern auch sein Privatleben beeinflusste.

"Unser Haus ist voller Tolkien-Erinnerungsstücke. Meine Frau ist ebenfalls ein grosser Fan und hilft mir oft dabei, die Texte auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Sogar unser Sohn ist mit dabei, er hat ein gutes Gedächtnis für die Geschichte und korrigiert mich, wenn nötig."

Diese Liebe zum Detail ist in der Welt der von Tolkien inspirierten Musik unerlässlich. Fans sind bekannt dafür, dass sie die Überlieferungen streng schützen, und Fehler, egal wie klein, bleiben selten unbemerkt. "Ich erinnere mich an eine Online-Diskussion, in der Leute einen Text aus unserem Song Forked Height über die Winde in Isengard in Frage stellten", sagt Vahvanen lachend. "Sie diskutierten, ob der Wind wegen der Berge aus dem Norden kommen könne. Es gab sogar Wind-Diagramme! Das war lustig, aber auch eine Lektion darüber, wie ernst die Leute diese Welt nehmen."

Trotz gelegentlicher Kritik, insbesondere zu Beginn, als Battlelore ihr Debüt-Album etwa zur gleichen Zeit wie Peter Jacksons Filmtrilogie veröffentlichten, betont Vahvanen, dass das Engagement der Band für Tolkien niemals opportunistisch war. "Wir hatten Angst, dass die Leute denken könnten, wir würden auf der Welle des Films mitschwimmen, aber das war nicht der Fall. Unsere Arbeit wurzelt in der Liebe zum Ausgangs-Material."

Songs wie «Bow and Helm», «Awakening», «Avathar» und «We Are The Legions» stechen für Vahvanen besonders hervor, obwohl er es schwierig findet, zu erklären, warum bestimmte Stücke ihn mehr ansprechen als andere. "Manchmal ist es die Melodie, manchmal der Entstehungs-Prozess oder die Art und Weise, wie die Texte entstanden sind." Tolkien hat die Musik von Battlelore unverkennbar geprägt.

Die grundlegenden Elemente seiner Welt, heisst Elfen, Orks, Zauberer, magische Schwerter und epische Schlachten, haben den epischen, fantasievollen Sound der Band mitgeprägt. "Tolkien hat den Standard für alles gesetzt, was wir heute mit "Schwert und Zauberei" Fantasy verbinden", sagt Vahvanen. "Er hat das lange vor allen anderen in der modernen Literatur getan."

Mit Blick auf die Zukunft ist Vahvanen optimistisch, dass auch neue Generationen von Musikern sich weiterhin von Tolkiens Werken inspirieren lassen werden. "Diese Geschichten besitzen eine Magie, die nie verblasst. Jede Generation entdeckt sie neu, und damit kommen auch neue Interpretationen in der Musik. Es ist nicht nur Aufgabe der alten Bands, die Fackel weiterzutragen." Obwohl er zugibt, dass er ein bisschen altmodisch ist und mit den neueren Musiktrends nicht Schritt halten kann, räumt er ein, dass Innovationen oft aus unerwarteten Ecken kommen. "Es gibt immer neue Türen zu öffnen, neue Klänge zu entdecken. Man muss nur den Mut haben, seiner eigenen Vision zu folgen."

Letztendlich ist Mittelerde für Vahvanen und Battlelore mehr als nur ein Thema, es ist ein gemeinsames Universum, eine Familien-Sprache und eine Quelle endloser Inspiration. Solange Tolkiens Geschichten die Fantasie beflügeln, werden ihre Echos durch Gitarren, Growls und hochfliegende Refrains widerhallen, wie ein Lied, das vom Wind aus den Türmen von Isengart herüberweht.

Battlelore - Bow And Helm

Anhänge und Referenzen – hier.
Nächste Woche geht es weiter mit Teil 4
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