
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
13. Oktober 2025, Pratteln - Z7
By Tinu (tin) & Rönu (rön) - Pics by Tinu
Die Monster waren wieder mal im Z7. Lordi gehören mittlerweile zum Inventar in Pratteln und beehren die legendäre Konzert-Location auf jeder Tour. Dieses Mal lieferten Mr. Lordi (Gesang) und seine dem Geisterhaus entsprungenen Bandmitglieder Nalle (Keyboards), Mana (Drums), Hiisi (Bass) und Kone (Gitarre) einmal mehr eine schaurig schöne Vorstellung, bei der neben Grusel-Effekten auch ganz viel Spass präsentiert wurde. Dazu der grossartige Bühnenaufbau mit dem bekannten Vorhang in der Mitte, hinter dem Mr. Lordi immer wieder verschwand und anderen "Statisten" die Bühne freigab, waren links das Schlagzeug und rechts das Keyboard zu sehen.
Mit einer grandiosen Lichtshow und den bekannten, spektakulären Show-Elementen begeisterten die Finnen ihre Fans von der ersten Sekunde an. Im Vorprogramm waren die beiden deutschen Truppen Blood White (cooles Konzept, sich als schräge Ärzte auf die Bühne zu stellen und am Merchstand eine Krankenschwester zu haben) und Null Positiv (mit grandioser Sängerin und Entertainerin in Form von Elli Berlin) zu sehen. Musikalisch ein sehr farbenfroher Kontrast. (tin)
Blood White
Auch wenn die Band mit ihrem Modern Metal, inklusive Hardcore Elementen, eigentlich überhaupt nicht zu Lordi passte, war es in Sachen Outfit und Image definitiv die passende Wahl. Vorhang auf für das Irrenhaus namens Blood White. In weissen Kitteln, bemalt und mit Gadgets wie Gasmaske oder Fliegerbrille, betraten die Jungs die Bühne und bretterten gleich knallhart los. Auch wenn die Band musikalisch eher nicht meine Baustelle war, so lässt sich dennoch festhalten, dass da einige heisse Riff-Attacken dabei waren. Obschon Sänger Dr. Zero das Publikum oft mit "Scream For Me Z7" aufforderte etwas mehr Stimmung zu machen, blieb es meist beim Höflichkeits-Applaus.
Man kann der Band daraus aber keinen Strick drehen, denn das Lordi Publikum erwartet halt nicht unbedingt Modern Metal als Vorspeise. Ein Song wie «Run Or Die» würde aber auf dem "Greenfield Festival" garantiert für einen mächtigen Circle-Pit sorgen. Etwas überrascht war ich nach dem Auftritt, als Dr. Zero sich in deutscher Sprache bedankte. Vorher gab es die Aussagen nur auf Englisch, was eventuell zur gut durchdachten Show gehörte. Blood White haben einen guten Auftritt gezeigt, wären aber auf einer anderen Tour musikalisch wohl besser aufgehoben. Sehr sympathisch war zudem, dass die Band nach dem Konzert am Merchstand für Autogramme zur Verfügung stand. (rön)
Setliste: «Intro» - «Don't Blame Me» - «Unholy Water» - «Closer To The Sky» - «Get Up» - «Run Or Die» - «Bloodified» - «Guns And Fear»
Null Positiv
Vor etwa einem Jahr habe ich in den Weiten des weltweiten Web ein Video vorgeschlagen bekommen. Die Sängerin Elli Berlin trat bei einer deutschen Show namens "All Together Now" auf, bei der es darum geht, von hundert Jury-Mitgliedern möglichst viele Buzzer zu erhaschen. Mit dem Rammstein Cover «Sonne» gelang es Elli mit ihrer wirklich sehr starken Stimme 87 Leute zu überzeugen. Allerdings habe ich mich mit ihrer Band Null Positiv nie wirklich beschäftigt. Die Mischung aus Neuer Deutscher Härte und Industrial Metal gehört halt nun mal auch nicht zu meinen Lieblings-Genres. Trotzdem war ich gespannt, ob es die Sängerin auch live schafft zu überzeugen.
Die Show startete für sie allerdings mit dem worst case: Ihr Mikrofon funktionierte nicht, ein Albtraum für jede(n) Frontmann/-frau. Zum Glück konnte die Panne schnell behoben werden, und was nun folgte, war ein "wake up call", der mich einmal mehr für meine Vorurteile gegenüber genrefremder Musik bestrafte. Klar, wir lassen die Kirche im Dorf, heisst Null Positiv werden es kaum schaffen, sich in meine Top-50 Bands zu katapultieren, aber nach der Show musste ich neidlos anerkennen, dass die Band wirklich so richtig durchstarten könnte. Songs wie der Ohrwurm «1000 Meilen», das emotionale «Ich Bin Hier» oder der fulminante Schlusspunkt «Freiheit» haben restlos überzeugt, auch weil die Texte weit weg von irgendwelchen billigen Klischees sind und durchaus zum Nachdenken anregen.
Die sympathische Elli ist eine begnadete Sängerin (und grandiose Entertainerin, Anmerkung Tinu) und weiss genau, wie sie selbst ein eher konservativ eingestelltes Publikum knacken kann. Kein Wunder bildete sich nach dem Gig eine beachtliche Schlange vor dem Merch-Stand, wo sich die Band für Fotos zur Verfügung stellte. Wieso man allerdings absolut null Merchandise mitgebracht hatte, war dann schon etwas rätselhaft. (rön)
Setliste: «Was Bleibt Von Uns» - «1000 Meilen» - «Armageddon» - «Friss Dich Auf» - «Kollaps» - «Koma» - «Ich Bin Hier» - «Ich Brech Aus» - «Freiheit»
Lordi
"Oui, oui! Ja, ja!" waren an diesem Abend die Lieblingsworte von Mr. Lordi, der zu Beginn des Konzertes die Anwesenden fragte, wie viele Sprachen die Schweizer sprechen. Er beschränkte sich dann auf Französisch und Deutsch und bemerkte, dass "ja, ja im Deutschen doch "lick my ass" bedeuten würde. Mit dem neuen Studio-Album «Limited Deadition» im Gepäck, konzentrierte sich der Fünfer darauf, davon fünf Songs zu spielen. Und hier sind wir auch schon beim einzigen "Kritikpunkt" einer jeder Lordi-Show. Die Finnen haben mit ihren dreizehn Alben dermassen viele Klassiker eingespielt, dass es schwierig wird ein Set zusammenzustellen, das allen Fans gerecht wird. Klar wurden die Hits «Who's Your Daddy?», «The Riff», «Devil Is A Looser» oder «Would You Love A Monsterman?» gespielt.
Dabei fielen aber Monster-Tracks wie «Sincerely With Love», «Sick Flick», «Slashion Model Girls» oder «Like A Bee To Be Honey» dem Hackebeil zum Opfer. Sicher ein Jammern auf hohem Level, denn mit neueren Tracks der Sorte «Girl In A Suitcase», «Retropolis» und «Hellizabeth» machten die Dame und die Jungs wieder sehr vieles richtig. Die lauten "Lordi" Rufe manifestierten dies und liessen den Sänger dieses mit folgenden Worten kommentieren: "Yes, this is correct. You want more? Oui, oui? Ja, ja?" Dass Lordi KISS sehr am Herzen liegen, wurde mit dem Intro von «God Of Thunder» und dem Outro «God Gave Rock'n Roll To You» zementiert. Auch dass der Sänger ein bekennender Fan von Bruce Kulick ist, dem ehemaligen Gitarristen der US-Rocker und er sich wünscht, dass dieser wieder bei KISS mitspielt.
Zusammen mit Bruce komponierte der Shouter den Track «Call Of The Wedding», der ein weiterer Höhepunkt des Abends war. Ob bei einer Show jedes Bandmitglied seinen Solo-Part innehaben muss, stellte insbesondere Rönu in Frage. Immerhin kam die Melodie von "Knight Rider" beim Drum-Solo zum Einsatz (mit drehenden Bass-Drums, die hell beleuchtet waren!), während das von der Klassik inspirierte Keyboard-Solo seine absolute Daseinsberechtigung hatte. Beim Gitarren-Solo von «Retropolis» verdeckte Mr. Lordi Kone die Augen und war über die tadellose Spielweise sehr überrascht, um dann bei «Hellizabeth» dreimal den Refrain anzuspielen und sich mit den folgenden Worten vom Publikum zu verabschieden: "Thank you and good night! Come on, it's only humor!" Kone und Hiisi bewegten sich sehr agil auf der Bühne und waren dabei, trotz ihrer unglaublichen Bühnenkostüme, ein stetiger Aktivposten!
Der Sänger stand abwechslungsweise mit einem blutenden Beil auf der Bühne, erschreckte das Publikum mit einer übergrossen Kettensäge oder liess seine Fledermausflügel ausfahren. Mit dem ESC Gewinner Song «Hard Rock Hallelujah» beendeten die Finnen den Abend standesgemäss und liessen sich mit lauten Fan-Gesängen vom Publikum feiern. Es war ein cooler Konzert-Abend, der allerdings mehr Publikum verdient hätte. Der Umstand dass es ein Montagabend war, kostete den Nordländern sicherlich ein paar Besucher. Schade, denn die Abwesenden haben definitiv eine grossartige Show mit geiler Musik verpasst. Mr. Lordi genehmigte sich nach dem Konzert (noch in voller Montur!) eine Zigarette beim Backstage-Eingang, die er sich redlich verdient hatte. (tin)
Setliste: «Intro - God Of Thunder (KISS Song)» - «Intro - Song Played From Tape SCG XIX The Hexecutioners» - «Legends Are Made Of Clichés» - «Girls Go Chopping» - «Who's Your Daddy?» - «Drum Solo Mana» - «Fangoria» - «The Riff» - «Girl In A Suitcase» - «Keyboard Solo Hella» - «Syntax Terror» - «Call Off The Wedding» - «Retropolis» - «Hellizabeth» - «Bass Solo Hiisi» - «Blood Red Sandman» - «Guitar Solo Kone» - «Devil Is A Loser» - «Would You Love A Monsterman?» - «Hard Rock Hallelujah»