Dies ist ein Album, das Freude gegen Qual, Melodie gegen Dichte und Katharsis gegen Korrosion eintauscht. Von dem Moment an, in dem «Obsidian Mirror» loslegt, ist der Zuhörer in einem Grab aus Klang eingeschlossen. Die Riffs winden sich wie rostige Ketten, die Trommeln schlagen wie einstürzende Steine und der eher tierische als menschliche Gesang blutet durch Schichten von Verzerrung. Es gibt keine Einleitung, kein langsames Anlaufen, denn das Elend beginnt sofort und vertieft sich mit jedem Track.
Im mittleren Teil bei «Immeasurable Hell», «Looming Shapeless Entity» und «Cascading Misery» finden Ritual Mass zu ihrem Rhythmus und verbinden höhlenartigen Death Metal mit der Schwere des Doom. Die Gitarren bewegen sich dabei zwischen dissonanten Erschütterungen und langsamer, erstickender Schwere, während die Rhythmus-Gruppe einen rituellen Puls hämmert. Jeder Song fühlt sich wie eine neue Variation des Verfalls an.
Tempowechsel imitieren das Atmen von etwas, das stirbt, aber nicht aufhören will. «Cascading Misery» überzeugt nicht durch Komplexität, sondern durch Präzision, und jede Note scheint darauf ausgerichtet zu sein, ein Maximum an Angst zu erzeugen. Die von Greg Wilkinson (Ulthar, Autopsy) stammende Produktion hält den Sound brutal physisch und doch seltsam distanziert, als würde man den eigenen Untergang durch die Wände einer verlassenen Kathedrale hallen hören.
Und dann kommt «Disquiet»! Vierzehn Minuten absichtliches Ersticken, das als Untergang beginnt, sich zu einem Delirium steigert und in Stille endet, eine passende Auslöschung aller Form und Hoffnung. Es ist ein Finale, das das Leiden des Albums in etwas fast Transzendentes verwandelt: einen düsteren Frieden, den man nur durch Erschöpfung finden kann. «Cascading Misery» soll nicht unterhalten, sondern konfrontieren. In einem Genre, das oft in Aggression schwelgt, machen Ritual Mass die Verzweiflung selbst zur Waffe und liefern damit eines der düstersten und durchaus sehr eindrucksvollen Death-Doom-Statements des Jahres.
Lukas R.