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02. Mai 2025, Seon - Konservi
By Lukas R. - Pics by Noah Ayer
Ich war schon bei der Plattentaufe des Über-Albums und dem Relaunch von Basement Saints im Jahr 2024 mit «Down South» dabei und habe seitdem sieben Gigs erlebt. Jedes Konzert war anders, jeder Auftritt war besonders. Nun, am Freitag, den 02. Mai 2025, ging es zum Konzert Nummer acht in gediegener Club- und Dinner-Atmosphäre ins Konservi in Seon mit vorgängigem Essen, und es wurde sogar speziell ein "Basement Saints Wein" (passend ein Bobal Robusta aus Spanien) aufgetischt.
Und haben die Saints auch hier abgeliefert? Ja und wie, denn nicht weniger als neuzehn Songs wurden in zwei Sets gespielt. Da gab es die Klassiker wie «Fine by Me», «Night Owl» und «Sunflower Seeds» zu hören, da wurden Piraten-Geschichten zum Song «Buccaneer» erzählt, bei «Boots» wurden Stiefel nach einer durchzechten Nacht verloren und nie wieder gefunden.
Ein Blick in die Zukunft durfte nicht fehlen: Zwei neue Songs wurden vorgestellt. «Dreams», ein melodiöser, von der Hammond-Orgel getragener Klassiker in spe überzeugte mit seiner zeitlosen Atmosphäre. Ein weiterer, neuer Titel, der zugleich als nächste Single erscheinen wird, ist «RNR». Mollys Schlagzeug-Intro erinnert da ein wenig an Twisted Sisters «We're Not Gonna Take It». Zu einigen weiteren Songs gab es musikalische "Easter Eggs" mit Kleinst-Interpretationen, die Themen von Pink Floyd und den Doors aufpickten.
Dann gegen den Schluss der grossartigste Rock-Song, der je von einer Schweizer Rock-Band komponiert wurde: «Highway Lines» begann mit einem Orgel-Intro, das die Legende Jon Lord nicht majestätischer und epischer hätte interpretieren können.
Als am Ende mit «House Of The Rising Sun» eine Cover-Version der Animals zelebriert wurde, hatten alle Besucher Freudentränen in den Augen. Es ist kein Konzert, was die Saints spielen, es ist eine Zelebrierung des besten Rock, den man spielen kann. Und was so besonders ist, es hat keinen einzigen Füller, heisst jeder Song ist gut genug, in den grössten Stadien gespielt zu werden. Warum dies bis jetzt noch nicht passiert ist, verstehe ich nicht.
Ohne einen Bass rückt Molly, der Schlagzeuger, noch stärker ins Zentrum des musikalischen Geschehens, und er meistert diese Verantwortung mit stoischer Souveränität. Kein Showman, kein Taktgeber im Rampenlicht, und doch ist er das pulsierende Rückgrat der Band. Sein Spiel ist präzise wie ein Uhrwerk, zugleich facettenreich und lebendig. Mit jedem Schlag schafft er Raum für die anderen, hebt sie empor und schmiedet aus jedem Stück eine kleine Klang-Kostbarkeit. Was er tut, geschieht im Dienst des Ganzen, und gerade darin liegt seine Grösse.
Die Stimme von Anton, von Robby Keys als Engels-Stimme angekündigt, ist wie immer warm, mit viel Blues, Soul und Gospel und vor allem Rock und trifft jeden Ton mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Für mich die beste Rock-Stimme, die es derzeit gibt, und nicht nur ich bekomme feuchte Augen, wenn Anton singt. Sein Gitarren-Spiel wird immer innovativer, verspielter und erinnert immer mehr an Saiten-Virtuosen wie Jack White, Joe Bonamassa und Steve Rothery. Seine Soli sind immer melodiös, aber Anton variiert sein Spiel und erfindet sich bei jedem Konzert neu. Er verlangt der Gitarre und seinen Fingern alles ab, respektive improvisiert bei jedem Konzert und jedem Song.
Und dann ist da noch Robby, das strahlende Sahnehäubchen auf der sturmumtosten Piraten-Torte, der leuchtende Stern am Firmament der Rock-Piraten. Seine Spielfreude sprengt die Bühne, seine Energie ist ein entfesselter Orkan, und was er an den Tasten vollführt, gleicht einem berauschenden Ritual. Kein Song, in dem nicht eine Überraschung lauert: ein Akkord wie ein Paukenschlag, eine Melodie so klar und funkelnd wie Berg-Quellwasser, ein Soundeffekt wie ein Hexenwerk, und dann diese Soli, diese eruptiven Meisterwerke, die klingen, als hätte sich der Geist von Jon Lord höchstpersönlich in seine Finger verirrt.
Was Robby spielt, kann man nicht beschreiben, man muss es erleben, sonst hat man das Leben verpasst. Nach dem zehnten Mal höre ich auch auf zu zählen, wie oft der Piratenhut auf Robbys Kopf durch die Luft fliegt und der Fliehkraft nachgibt. Der Erfinder der Hammond-Orgel, Laurens Hammond hätte sich wohl nie im Traum vorstellen können, wie ein Virtuose wie Robby sein ursprünglich als Kirchen-Instrument gebautes Instrument ekstatisch einsetzt. Aber schlussendlich ist es das Zusammenspiel von Anton und Robby, das die Band auf eine andere Ebene katapultiert, es ist wie bei Blackmore & Lord, ein freundschaftlicher und immer epischer Kampf der Giganten.
Vergesst Retro, vergesst den Vergleich mit den frühen Heeps und Purple, das ist Jetzt-Rock, bravourös gespielt von einer Jetzt-Schweizer Rock-Band im Jahr 2025. Wir können in der Schweiz wirklich stolz sein auf hervorragende Acts wie Gotthard, Krokus, Magma Ocean, Monkey3 und die Ellis Mano Band sein, aber wenn es um innovativen, melodiösen, energetischen Rock geht, gibt es auch international keine Band, die so abliefert wie die Saints. Es bleiben noch achtzehn Gelegenheiten, die Band im Jahr 2025 in der Schweiz zu sehen, also gönnt Euch wenigstens eine, Ihr werdet es mir danken!