Montag, 07. Juli 2025

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Donnerstag, 03 Juli 2025 21:44

Judas Priest – CoreLeoni – Phil Campbell And The Bastard Sons in Zürich Empfehlung

03. Juli 2025, Zürich - Hallenstadion
By Tinu

Sänger Rob Halford (74) liess vor der «Shield Of Pain» Tour verkünden, dass nach 2026 fertig mit dem Touren sein wird. Eine Nachricht, welche einerseits etwas überraschend kam, andererseits aber verständlich ist, denn nach über 55 Jahren "on the road" und einer nach wie vor meisterlichen Leistung sei es dem Engländer gegönnt, alles etwas ruhiger anzugehen. So beglückten Judas Priest das Zürcher Hallenstadion an diesem sommerlichen Juli-Tag und hinterliessen nach ihrer Show ein völlig begeistertes Publikum, während unser Rockslave sogar von einem Weltklasse-Gig sprach (ich gehe sogar noch weiter und proklamiere nur für mich persönlich "Jahrhundert-Gig!" Rsl)

Sah man sonst vor einem Konzert ein dicht bevölkertes Restaurant beim Hallenstadion oder die Eingänge beim Einlass bereits im Kolonnen-Modus, waren knapp eine Stunde vor dem Start des Events kaum Leute zu sehen. Dies änderte sich zum Glück, als Judas Priest die Bühne bestiegen, während Phil Campbell und auch CoreLeoni sich noch mit augenscheinlich weniger Besuchern begnügen mussten, da die Fans lieber die Verpflegungs- und Merchandising-Stände aufsuchten. Es schien, dass beide Vorbands nur bedingt auf das Interesse der Anwesenden stiessen und die Augen ganz auf die britische Metal-Legende gerichtet waren, die sich dann an einer deutlich grösseren Schar von Besuchern erfreuen konnten.

Phil Campbell And The Bastard Sons
Hinterliess der ehemalige Motörhead Gitarrist als Support von Accept am 03.11.2024 noch einen vorzüglichen Eindruck, so spielten Phil und seine Mannschaft dieses Mal einen eher mauen Gig. Stimmung kam nur bei den gespielten Motörhead Tracks auf, die dankbar und lauthals von den noch wenigen Besuchern vor der Bühne mitgesungen wurden. Dies trotz der sehr sympathischen Art von Sänger Joel Peters, der das Publikum aufforderte, Bassist Tyla Campbell mit "…fuck you Tyla…" zu begrüssen. Die "fick dich" Attitüde versuchten die Söhne von Phil immer wieder (zu Ehren von Lemmy) aufrecht zu halten, was aber nur die Wenigsten zu begeistern wusste. So verliessen die Musiker nach rund 25 Minuten den Ort des Geschehens wieder, ohne gross für Furore gesorgt zu haben.

Setliste: «We're The Bastards» - «Step Into The Fire» - «Going To Brazil» - «Hammer And Dance» - «High Rule» - «Born To Raise Hell» - «Straight Up» - «Dark Days» - «Ace Of Spades» - «Strike The Match»

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CoreLeoni
Die Jungs um den Gotthard Gitarristen Leo Leoni nutzten ihren Heimvorteil und konnten bedeutend mehr Fans vor die Bühne locken. Mit einer kernigen Auswahl der ersten Gotthard Songs und einer fulminanten Version von «Firedance», bei dem sich Leo zusammen mit Jgor Gianola einen kleinen Feuertanz auf der Gitarre lieferte, stand der erste Hit des Abends zu Buche. Gesanglich bot Eugent Bushpepa eine richtig geile Performance, schrie sich die Lunge aus dem Körper und animierte das Publikum immer wieder zum Mitklatschen wie Mitsingen. Wie schon bei Phil und seinen Mannen, standen kaum Requisiten auf der Bühne und man liess die Musik im Zentrum stehen. Dank «Mountain Mama» und dem Rausschmeisser «She Goes Down» konnten dann CoreLeoni einen klaren Punktesieg gegenüber Phil und seiner Rasselbande verbuchen.

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Judas Priest
Wurde bei der letzten Tour noch einiges an Bühnen-Deko aufgefahren, so liessen Rob Halford, Ian Hill (b), Richie Faulkner (g), Andy Sneap (g) und Scott Travis (d) dieses Mal die Musik für sich sprechen. Mit richtig geilen Videos-Sequenzen wurde den Songs mehr Würze verliehen, welche dadurch zusätzlichen Tiefgang und Nachhaltigkeit verliehen bekamen. Allein was an biblischen Bildern unterschiedlicher Religionen bei «The Serpent And The King» gezeigt wurde, liess einem das Blut in den Adern gefrieren, wie auch die Abhandlung bei «Between The Hammer And The Anvil». Im Zentrum des Geschehens stand nicht das letzte, grossartige Studio-Album «Invincible Shield», sondern (das in meinen Augen völlig überbewertete) «Painkiller». Zum 35 Jährigen Jubiläum wurden daraus acht von zehn Songs gespielt. Gestartet wurde nicht mit einem in die Höhe gezogenen Judas Priest Banner, sondern mit Rob, der allein auf die Bühne schritt und die ersten Textzeilen von «All Guns Blazing» in die Menge schrie.

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"Twisting the strangle grip, won't give no mercy" erklang mit den brutalen und messerscharfen Vocals, wie man sie von der Studio-Version her kennt. Auch wenn Rob sicherlich nicht mehr den gleichen Stimmumfang wie Ende der Siebziger bis Ende der Achtziger hat, hinterliess der Metal Gott einen gesanglich sensationellen Eindruck. Während sich andere Shouter die einfacheren Tracks aussuchen, so geht der Englänger noch immer bis an seine Grenzen und schenkt sich nichts. Dass seine Stimme dabei von Song zu Song immer besser wurde, ist ein Gütezeichen, das nur wenige Stimm-Akrobaten besitzen. Mister Halford war immer in Bewegung, lief von links nach rechts und wieder zurück, huldigte seine Mitmusikern und war eine metallische Eminenz, wie man sie heute nur noch sehr selten sieht.

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Ian stand derweil, wie immer, auf der rechten Bühnenseite, bewegte sich von da nicht weg, poste zusammen mit Andy und zelebrierte seine Moves mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Der ebenfalls 74-jährige Bartträger genoss seinen Auftritt sichtlich und zauberte erneut einen mächtigen Groove aufs Parkett. Zusammen mit dem grandiosen Scott bildete er ein metallenes Fundament, das sich manche Metal-Band wünscht. Scott grinste wie ein Honigkuchenpferd, schmiss seine Sticks in die Höhe, liess sie in seinen Fingern rotieren und verlieh den Liedern genau den Punch, nachdem die Songs keifen. Die beiden Gitarristen (Andy wieder mit langen Haaren) spielten sich meisterliche Riffs und Solos wie im Traum zu. Dabei liess es sich Richie nicht nehmen mit dem Publikum zu spielen und ihm seine Plektren zuzuwerfen. Mit dem aktiven Posing, dem breitbeinigen Spiel und seiner unglaublichen Bühnen-Präsenz ist er bei Judas Priest seit vierzehn Jahren nicht mehr wegzudenken und geht seine rechte Faust in die Höhe, grölen die Fans ein lautes "Hey" ins Hallenstadion. Er hatte die Meute jederzeit im Griff und diese frass dem blonden Gitarristen gerne aus der Hand.

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Die Fans begrüssten die Band bereits zu Beginn mit lauten "Priest, Priest, Priest" Rufen und feierten den nach «Between The Hammer And Anvil» allein auf der Bühne stehenden Rob lautstark ab. Nun folgte seine einzige Ansage und so bedankte sich der Shouter bei den Konzertgängern mit folgenden Worten: "Thank you so much! You celebrate the music? Some smells good, some not", grinste der Sänger in die Runde und ergänzte: "The power of music is healing". Was leider fehlte, war der legendäre Satz: "It’s thursday night and the priest is back!", der Mitsing-Part bei «You've Got Another Thing Comin’» und die in Stuttgart noch zusätzlich gespielten Tracks «Metal Gods», «Firepower» und «Judas Rising». Dafür spielten die Herren endlich wieder «Solar Angels» von «Point Of Entry», einem der besten Priest-Alben.

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Als das bekannte Trommel-Intro zu «Painkiller» erklang, kannte das Hallenstadion kein Halten mehr. Wie auch bei der ersten Zugabe «Electric Eye», als Rob das Mikrofon gegen das Publikum richtete und den Fans den Refrain überliess, die ihn voller Hingabe schrien. "I’m elected electric spy, I’m protected electric eye". Das Hallenstadion war aus dem Häuschen und in Ekstase, als Rob mit seiner Harley auf die Bühne rollte. Dicht umhüllt von weissem Rauch und den elektrisierenden Gitarren-Klängen zu «Hell Bent For Leather». Als Rausschmeisser fungierte «Living After Midnight», bei dem nochmals alle Reserven gefordert wurden. Unter tosendem Applaus wurde die Band verabschiedet, die mit dem Versprechen "Judas Priest will be back" auf dem Videoscreen die wahrscheinlich letzte Tour der Legende ankündigte. Es war ein grandioser Konzert-Abend, bei dem Judas Priest zeigten, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und man sich schon jetzt auf die kommende Tour freuen darf. Die letzten Chöre zu "Living after midnight, rocking to the dawn" verhallten in der Konzert-Arena, und freudige Gesichter taumelten glückselig zum Ausgang.

Setliste: «Intro – War Pigs (Black Sabbath Song)» - «All Guns Blazing» - «Hell Patrol» - «You've Got Another Thing Comin'» - «Freewheel Burning» - «Breaking The Law» - «A Touch Of Evil» - «Night Crawler» - «Solar Angels» - «Gates Of Hell» - «Battle Hymn - Intro» - «One Shot At Glory» - «The Serpent And The King» - «Between The Hammer And The Anvil» - «Giants In The Sky» - «Painkiller» -- «The Hellion» - «Electric Eye» - «Hell Bent For Leather» - «Living After Midnight» - «We Are The Champions – Outro (Queen Song)»

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