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Mittwoch, 18 Juni 2025 21:08

Savatage – Induction in Zürich Empfehlung

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18. Juni 2025, Zürich - Komplex 457
By Roger W.  -  Pics by Rockslave

Sehr lange ist es her, seit man das Savatage-Banner auf den Bühnen sehen konnte. Ich selber entdeckte die Band erst in den 2000er-Jahren, also viel zu spät für Live-Erlebnisse. Darum blieb mir nichts anderes übrig, als mir die Nebenprojekte Jon Olivas Pain, Circle II Circle (von Sänger Zak Stevens) und Trans-Siberian Orchestra anzuschauen. All diese Konzerte waren immer gespickt mit mal mehr, mal weniger Savatage-Liedern. Aber eben, das war nie das Original.

In Zürich zeigte sich, dass die Band nicht nur mir, sondern auch ganz vielen weiteren Metalheads fehlte und wie unglaublich viel deren Lieder ihnen bedeuten, respektive Teil der eigenen Biografie wurden. Zuerst durfte man sich aber noch die Power Metaller Induction anhören. Deren Konzert war aber bereits nach den ersten Takten des Headliners gleich wieder vergessen.

Induction
Durchaus engagiert und sympathisch präsentierten sich Induction. Diese 2014 als "Martin Becks Induction" gegründete Band entwickelte sich ab 2017 hin zu "Induction". Seither spielt als "prominenter" Faktor Gitarrist Tim Hansen mit, während alle anderen weiter zogen. Hansens Vater ist die Helloween und Gamma Ray Legende Kai Hansen. Das Gitarrenspielen liegt dem Filius also ebenso im Blut, aber leider nicht das Talent für geniales Songwriting. Lieder wie «Born From Fire», «Go To Hell» oder «I Am Alive» klingen zwar engagiert und verwursteln Einflüsse von Helloween, Sabaton und Rhapsody Of Fire, entpuppten sich in Zürich aber als unoriginelle und generische Massenware. Bestes Beispiel dazu war das Europe-Cover «The Final Countdown». Dieser Welt-Hit wurde zwar wuchtig dargeboten, aber anstelle es in ein eigenes (Power Metal) Gewand zu stecken, spielten sie den Track einfach nur nach.

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So hinterliess man jedoch keinen nachhaltigen Eindruck. Schade, denn die 2024 fast runderneute Band beherrscht ihre Instrumente ohne Zweifel, und sie vermochte durchaus ein paar Leute im Publikum auf ihre Seite zu ziehen, wie die Fanreaktionen zeigten. Für mich besonders störend war allerdings, dass sie keinen Keyboarder auf der Bühne hatten, obwohl die allermeisten Lieder von Tastenklängen mitgetragen wurden. Der "Geister-Tastenmann" war allgegenwärtig, wie auch der "Geister-Chor" und alles als Playback beigegeben. Das ist leider ein Phänomen vieler jüngerer Heavy Metal Bands. Dass es auch anders geht, bewiesen anschliessend Savatage mit gar doppelter Besetzung an diesem Instrument. Grösster Störfaktor war für mich aber klar das zu uninspirierte und austauschbare Songwriting.

Setliste: «Born From Fire» - «Fallen Angel» - «I Am Alive» - «The Final Countdown (Europe Cover)» - «Set You Free» - «Medusa» - «Beyond Horizons» - «Go To Hell» - «Queen Of The Light»

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Savatage
Glückliche Gesichter überall und dies ab dem ersten Ton von Savatage bis nach dem Konzert am Bahnhof Altstetten. Oft hörte man danach Worte wie "Offenbarung", "bestes Konzert seit Jahren", "Lehrstunde in Sachen Heavy Metal". Savatage kamen, sahen und siegen,sprich lieferten natürlichalles live ab. Dazu hatten sie, neben Sänger Zak Stevens, den beiden Gitarristen Criss Caffery und Al Pitrelli, Bassist Johnny Lee Middleton und Schlagzeuger Jeff Plate als reguläre Mitglieder, zwei zusätzliche Keyboarder dabei, die nicht nur ihr jeweiliges Tasten-Instrument spielten, sondern auch mitsangen. Wiegesagt war alles live und deshalb nicht zu hundert Prozent perfekt. Darum hörte man ab und zu auch mal ein paar schiefe Gesangs-Linien. Es standen ja schliesslich Menschen und keine Maschinen auf der Bühne. Dieses "Unperfekte" ging aber in der Euphorie des Publikums fast unter.

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Noch selten habe ich in der Schweiz ein Konzert erlebt, in dem englische Texte teilweise so laut gesungen wurden, dass sie die Band fast übertönten. Das Komplex 457 verwandelte sich in einen heissen Hexenkessel, bei dem sich Savatage mit den Fans in einen wahren Rausch heraufschaukelten. Das Publikum schien zur atmenden Masse geworden, das jeden Ton gierig in sich aufsaugte und dies lebte. Als Intro war auf dem Bildschirm hinter dem Schlagzeug die weisse Gitarre von Criss Olivazu sehen, wie sie aus dem Boden wuchs und anschliessend von Ranken umwunden wurde. «The Ocean» ging nahtlos in «Welcome» über, bevor «Jesus Saves» und «Sirens» zum ausgelassenen Headbangen einluden. Dass die Band auch episch kann, zeigten anschliessend verschiedene Lieder wie etwa «Morning Sun», «This Is The Time» oder das emotionale «All That I Bleed». Gleich in drei Liedern gab es Kanons, die live vorgetragen wurden, wobei das Publikum das geniale «Chance» abfeierte, als gebe es kein Morgen mehr.

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Ich selber hatte mehrfach spontan Tränen in den Augen, weil ich merkte, wie viel mir die Lieder von Savatage bedeuten. Dabei wurden fast alle Alben berücksichtigt. Nur von «Fight For Rock» (1987) und dem genialen «Poets And Madmen» (2001) spielte der Headliner nichts. Ein grandioser Höhepunkt war «Believe» beschieden. Die Klaviereinleitung mit Gesang wurden dabei auf Video projiziert und man erlebte den Savatage-Mitgründer, Sänger und Songwriter Jon Oliva somit doch noch. Er hatte im Vorfeld verkündet, aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Tour teilnehmen zu können. Geschickt übernahm nach dem ersten Teil die Live-Band, während im Hintergrund Fotos des 1993 bei einem Autounfall tragisch verstorbenen Gitarristen und Oliva-Bruder Criss eingeblendet wurden.

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Gegen Ende sah man dann nochmals Jon Oliva. Dieser peitschte den Gesang mit Zak Stevens regelrecht hin und her. «Believe» entpuppte sich damit als würdige Ehrung vor dem Bandleader. Das galt aber auch für das ganze Konzert. Dieses offenbarte mit dem Doppelpack «Gutter Ballet» und «Edge Of Thorns», wie die Band unter der Ägide des verstorbenen Managers und Songwriters Paul O'Neil Musical mit Heavy Metal vermischte. Etwas, was mit dem massiv erfolgreichen Savatage-Ableger Trans-Siberian Orchestra in den USA seit Jahrzehnten für gesicherte Löhne der Musiker sorgt. Wem das zu viel Musical wurde, konnte schliesslich bei der der ersten Zugabe aufatmen. «Power Of The Night» ehrte die ganz frühen und sehr rohen Savatage, bevor zum Abschluss «Hall Of The Mountain King» den Bogen zu späteren Glanztaten spannte.

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Nach knapp zwei Stunden Spielzeit waren alle im Publikum platt und überglücklich. Natürlich konnte die Band nicht jeden Fan-Wunsch erfüllen und liess Fan-Favoriten wie etwa «When The Crowds Are Gone» oder «Hounds» aussen vor. Aber was nicht ist, kann ja bei einer hoffentlich bald stattfindenden Nachfolge-Tour noch werden. Der Merchstand (tatkräftig unterstützt durch unseren Cheffe Roxx und seine Freundin Anne!) wurde nach diesem geschichtsträchtigen Konzert förmlich überrannt. Dieser denkwürdige Auftritt in Zürich ist ein Ereignis, das bereits jetzt einen Ehrenplatz in meinen Erinnerungen einnehmen wird, und wie man danach von überall her hörte, nicht nur bei mir.

Setliste: «The Ocean» - «Welcome, Jesus Saves» - «Sirens» - «Morning Sun» - «The Wake Of Magellan» - «This Is The Time» - «Strange Wings» - «The Storm» - «All That I Bleed» - «Handful Of Rain» - «Chance» - «Instrumental (Starlight, Temp, Rev, Mozart)» - «Dead Winter Dead» - «Hourglass» - «Believe (mit auf Video-Screen eingespieltem Jon Oliva)» - «Gutter Ballet» - «Edge Of Thorns» -- «Power Of The Night» - «Hall Of The Mountain King»

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