Die Schelte war dermassen gross, dass Brings fürs Erste von der Bildfläche verschwand – körperlicher und seelischer Kollaps inklusive. Ich hatte also kein gutes Gefühl dabei, mir das Album «Süden» anzuhören. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde. Andy Brings & Band klingen wie eine Schlagerkapelle, die auf den momentanen Heavy-Trend aufspringen möchte. Gitarrengeschrammel, knackige Drums und rockige Beats. Die Texte wenden sich aber eher dem Schlager als dem Metal zu, und die Stimme von Brings klingt ziemlich dünn. Teilweise kommt das Ganze sogar noch etwas schlüpfrig daher. In deutscher Sprache ist manches heikler, was im Englischen keine Rolle spielt. Ich will mich aber hier nicht im Verriss üben, denn Musik ist noch immer Geschmackssache. Was mit Sodom bereits nach vier Jahren und Zwistigkeiten mit Bandchef Tom Angelripper ein Ende fand, scheint nun vollends vom Tisch. Die elf Songs erinnern nicht im Geringsten an die Vergangenheit, sondern sind ein Blick nach vorne. Die Platte wurde im spanischen Valencia vom legendären Pensionär-Produzent Uwe Hoffmann (Die Ärzte, Sportfreunde Stiller und andere) aufgenommen, da dieser gerade Bock hatte, eine neue Platte zu machen. Vermutlich gilt das für die ganze Scheibe – einfach Bock an der Sache. Wen dies stört, sollte wohl besser weghören, und wer es dagegen mag, Kaufantrag!
Oliver H.