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Beim Wort "Feuerschwanz" scheiden sich einmal wieder die Geister! Für die einen ist es nichts Existenz-Berechtigtes, für die anderen eine deutsche Folk Metal Band, die sich vorgenommen hat, das Metal-Genre etwas aufzulockern. FEUERSCHWANZ tun genau dies seit über zwanzig Jahren und sehr erfolgreich dazu.
Ihre Interpretation des Folk Metal ist ausgesprochen unbeschwert, enthält eine Fülle von Humor und könnte durchaus auch zum dümmsten Album des Jahres gewählt werden. Letzteres wird wohl nicht passieren, denn die beiden letzten Alben «Memento Mori» (2021) und «Fegefeuer» (2023) stiegen jeweils auf Platz #1 der offiziellen, deutschen Album-Charts ein. «Knightclub» ist das zwölfte Studio-Album der Truppe, die sich optisch an vergangenen Zeiten inspiriert, musikalisch jedoch nicht um historische Genauigkeit kümmert.
So ist bereits der ESC-, Eröffnungs- und Titeltrack eine rasante Mischung aus fröhlichem Pop und Folk Metal mit einem Refrain, der sich schon nach einmaligem Anhören im Unterbewusstsein einprägt. Bei der Cover-Version von «Gangnam Style» war ich erstmals kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen. Glücklicherweise hat «Testament» der Combo wieder zur rettenden Ehre verholfen, und wenn eine Band oft genug mit dem Wikinger-Image wedelt, taucht früher oder später auch Doro auf. Ihre enthusiastische Stimme leiht sie dem Song «Valhalla», der wirklich sehr gelungen ist. Es ist ein mitreissender Macho-Song, der vor Kitsch nur so trieft und einen der übertriebensten Refrains diesseits des Broadways vorweisen kann.
Durchaus liebevoll ist die Ode an LOTR-Held Samwise Gamgee in «Samwise The Brave», während man sich in «Lords Of Fyre» (feat. Lord Of The Lost) mit Macho-Vocals duelliert, deren Idee des Singens im Wesentlichen darin besteht, alles so laut wie möglich zu brüllen. Wenn man als Zuhörer akzeptieren kann, dass im Heavy Metal nicht alles bierernst sein muss, und man bereit ist, auch mal uncool zu sein, dann ist Feuerschwanz' knöchelschleifender Party-Metal im «Knightclub» vielleicht genau der richtige Soundtrack für die nächste Sause mit Niveau.
Oliver H.