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Es klingt erstmal schräg, wenn eine Death Metal Band ein neues Album ankündigt, das bloss vier Songs beinhaltet. HAXPROCESS machen auf ihrer aktuellen Platte «Beyond What Eyes Can See» genau das, allerdings ist jeder Track durchschnittlich zehn Minuten lang. Episch in ihrer Länge und angeblich auch in ihrer Wirkung.
Das Quartett aus Florida spielt heavy Death Metal, bleiern, dicht wie düster und dennoch stets mit einem progressiven Touch. Gewisse Stimmen behaupten, ihr Sound sei Morbid Angel unter dem Einfluss von Blood Incantation, die Songs von The Chasm covern. Könnte schlimmer sein, oder? Gelinde gesagt, die Erwartungen an das Zweitwerk sind hoch. Schon nach wenigen Minuten des Openers «Where Even Stars Die» wird klar, dass der Begriff progressiv als Beschreibung perfekt passt, jedoch die Interpretation von progressivem Death Metal genau so seltsam, surreal und schillernd ist, wie Juanjo Castellanos Cover-Artwork für das Album.
Marschartige Riffs, surreale Aspekte, schrille und zitternde Töne, die wie ein altes elektronisches Keyboard klingen und hektisch wirbelndes Gitarren-Spiel erregen die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft. Auch die flinken Basslinien und die knochenbrechenden Drum-Rhythmen gehören zum Gesamt-Sound von Haxprocess. Diese musikalischen Ouvertüren führen einen durch ein verwirrendes musikalisches Labyrinth, begleitet von bösartigem, gezacktem Knurren und ersticktem Kichern. In einem Moment kreieren sie insektenartige Gitarren-Schwärme, und im nächsten klingen die Noten geheimnisvoll und wild schmetternd.
Tempi und Stimmungen sind ebenfalls in ständigem Fluss. Die vielschichtige Gitarren-Arbeit ist aufwendig konzipiert, beeindruckend in der Ausführung und fast unerbittlich verdreht in den ekstatisch verstörenden Solo-Spektakeln. Wenn dann die harten Trommeln verschwinden und der Bass nur leise surrt, wird die Musik unheimlich und finster. Nun, Worte können kaum zusammenfassen, was der Vierer auf «Beyond What Eyes Can See» produziert hat. Alles ist überschwänglich kreativ und enorm ambitioniert. Eine glänzende Leistung einer musikalisch glänzenden Truppe.
Oliver H.