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Die australische Band DARKYRA ist mit Life «Force» zurück. Das Album scheint die Frage zu stellen: "Was wäre, wenn Kate Bush nach einem langen Wochenende in einem spirituellen Retreat zur Frontfrau von Nightwish mutiert hätte?"
Vom ersten bis zum letzten Ton ist «Life Force» eine facettenreiche Sammlung aus symphonischem Metal, melodischem Hard Rock und unerwartetem Hippie-Mystizismus, die sich alle um die beeindruckende Stimmband-Breite von Gina Bafile dreht. Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Ja, ihre Stimme klingt in der ersten Hälfte tatsächlich verblüffend ähnlich wie die von Kate Bush und zwar so sehr, dass man fast nach den Credits schauen möchte.
Vom hochfliegenden Titelsong bis zur üppigen Melancholie von «Tomorrow Without You» findet sich ein theatralisches Vibrato und ein emotionaler Schub, der Bush mit einem Schwert schreien lässt. Aber brauchen wir wirklich noch eine Kate Bush? Ehrlich gesagt wahrscheinlich nicht. Und schon gar nicht in Form von Korsett und Chor-Symphonic-Metal. Allerdings recyceln Darkyra nicht nur klassische Einflüsse, sondern versuchen auch, die Nightwish-Fangemeinde für sich zu gewinnen, insbesondere mit Tracks wie «Take Me Far Away» und «Quiet The Mind».
Das Problem? Es ist symphonisch, ja. Es ist dramatisch, definitiv. Aber es erreicht nie ganz die majestätische Schärfe oder den ausgefeilten Schliff von Tuomas & Co. Es wirkt eher wie ein glamouröses Schattenspiel als ein Feuersturm auf der Hauptbühne. Doch dann passiert etwas Seltsames. In der zweiten Hälfte wird Bafiles Stimme tiefer und erdiger. Sie klingt weniger wie eine Walküre und mehr wie eine barfüssige Stevie Nicks oder gar Grace Slick, die durch einen Synth-Wald wandert.
Die metallische Schärfe wird weicher und geht in stimmungsvolle Keyboards, verträumte Gitarren und wirbelnde Pads über. Das ist besonders in Tracks wie «Celebrity Smile» der Fall, der eher nach Laurel Canyon als nach Walhalla klingt. Ist «Life Force» perfekt? Nein. Macht es Spass? Ein bisschen. Ist es verwirrend? Oft, und das auf nicht immer angenehme Weise. Kurz gesagt: Man kommt wegen Kate Bush und bleibt wegen des kosmischen Witch-Rock-Abstechers. Es könnte sogar so ein Album sein, dass besser wird, umso mehr es man sich anhört. Also macht genau dies!
Lukas R.