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Das rätselhafte deutsche Black Metal Duo EMPEIRIA, dessen Mitglieder unter den Symbolen π und η anonym bleiben, hat mit «The Ascent: Szenen der Katharsis» ein beeindruckendes Konzept-Album veröffentlicht.
Verwurzelt in der klanglichen Tradition des skandinavischen Black Metal, jedoch nicht an strenge Genre-Grenzen gebunden, erkundet das Album tief philosophische Themen wie existenzielle Angst, Erwachen und Erneuerung. Aufgebaut als dreiteilige Reise spiegeln die sieben Tracks eine emotionale und spirituelle Transformation wider: von Qual und Schuld (I–III) über Ermächtigung (IV–VI) bis hin zur endgültigen Katharsis und Befreiung (VII). Anstatt in nihilistischer Verzweiflung zu versinken, wagt «The Ascent» die Vision von Selbstverwirklichung als Weg durch die Dunkelheit, ein seltener Schritt in einem Genre, das sich oft damit begnügt, in kosmischer Sinnlosigkeit zu schwelgen. Musikalisch kombiniert die Band eisige Melodien, wütende Blastbeats und rituelle Gesänge, die an die kalte Erhabenheit früher norwegischer Acts erinnern, aber auch eine theatralischere, strukturiertere Ästhetik umfassen.
Tracks wie «I» beginnen mit bedrohlichen Ambient-Stürmen und gregorianischen Gesängen, während «II» Vergleiche mit dem disziplinierten, aber chaotischen Sound von Azaghal zulässt. Bei «IV» kommt es zu einer Wende: Die Aggression verschärft sich, die Kompositionen atmen und die Inquisition-artige Wildheit wird mit unerwarteter Klarheit und Dynamik durchzogen. Das Album gipfelt in «VII», einem Stück, das akustische Passagen, mittelalterliches Flair und melancholische Tremolos zu einem Finale introspektiver Hoffnung verschmilzt. Die Produktion bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Studiopräzision und roher Unmittelbarkeit. Streicherschleifen und hauchige Texturen bleiben ungeschliffen und tragen zu einem Gefühl der Intimität bei, als befände sich der Zuhörer im Aufnahmeraum.
Anstatt die emotionale Wucht zu verwässern, verstärken die rauen Kanten die Authentizität der Darbietung. Konzeptionell geht «The Ascent» davon aus, dass die oft als linear angesehene Zeit in Wirklichkeit zirkulär ist und uns zwingt, uns wiederkehrenden Mustern von Schmerz und Illusion zu stellen. Das Album ist ein musikalischer Aufruf, diesen Kreislauf zu durchbrechen und Illusionen zugunsten einer sinnvolleren Existenz abzulegen. Während sich der Black Metal über seine Ursprünge hinaus weiterentwickelt, steht Emperior an vorderster Front und beweist, dass selbst in den düstersten Klanglandschaften die Samen der Erleuchtung Wurzeln schlagen können.
Lukas R.