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Der Himmel weint, die Wolken hängen grau und tief in Luzern, wo ich dies schreibe. HERETOIRs «Solastalgia» ist eine einstündige Reise voller Trauer, Schönheit und zerbrechlicher Hoffnung. Auf elf Tracks formt das Trio einen Sound, der ständig zwischen Post Metal Melancholie und düsterer Intensität wechselt und dabei Momente unerwarteter Leichtigkeit aufweist.
Der Opener «The Ashen Falls» bereitet mit vernichtenden Riffs und apokalyptischer Atmosphäre die Bühne und bewegt sich von harten Schreien zu einem zarten Outro. «Season Of Grief» mildert die Kanten, schneidet aber emotional tiefer, wobei das Zusammenspiel von klarem und hartem Gesang einen bleibenden Eindruck hinterlässt. «You Are The Night» baut auf feierlichen Tönen auf, wobei der hochfliegende Refrain das Gewicht ausgleicht. Bei «Inertia» verweben sich Klavierklänge mit zerklüfteten Gitarren (gefällt!), während «Rain» eine kurze, eindringliche Pause nur mit Klavier und Streichern bietet.
«Dreamgatherer» ertönt als ein Ausbruch von Widerstandsfähigkeit: zerbrechlich, aber leuchtend. «The Heart Of December» neigt zu Sehnsucht wie Trauer und erinnert an die Kälte seines Titels. «Burial» ist einer der düstersten Titel und unerbittlich in seiner Härte. Der Titeltrack «Solastalgia» entfaltet sich dagegen wie eine unaufhaltsame Flut der Trauer. «The Same Hell (MMXXV)» ist kurz, aber einprägsam; seine Melodie bietet eine kurze Atempause. Der letzte Titel, «Metaphor», ein Cover von In Flames, reduziert das Original auf sanftere, ergreifendere Töne und bildet so ein passendes Finale.
Musikalisch lebt das Album von Kontrasten: Tremolo-gezupfte Klangwände stehen akustischen Passagen gegenüber, Blastbeats gehen in Midtempo-Grooves über und raue Stimmen kollidieren mit leisen, klaren Gesängen. Die Produktion betont eher Raum und Gewicht als reine Geschwindigkeit und schafft so eine monolithische Atmosphäre, die ebenso anstrengend wie lohnend ist. «Solastalgia» ist mitnichten Fahrstuhlmusik. Es verlangt, sich seinem langsamen Sog hinzugeben, bietet dafür aber "Seelenfeuer". Heretoir erweitern mit «Solastalgia» ihre Palette über ihre dunklere Vergangenheit hinaus und schaffen ihr bisher verletzlichstes und zugänglichstes Werk. Im Kern handelt diese Musik von Verlust, Empathie und dem schwachen Funken, der in der Dunkelheit überlebt.
Lukas R.