Seine früheren zwölf Werke dröhnten mit der Wildheit des Black Metal der zweiten Welle: Tremolo-Gitarren, verzweifelte Vocals und mitreissende Synth-Layers, die an die Trostlosigkeit von "Dagor Bragollach" oder den Stolz der gefallenen "Noldor" erinnerten. Das war nicht einfach nur eine Hommage, sondern eine klangliche Verkörperung der emotionalen Epen von Arda. Mit ihrem im neuesten ausschliesslich digital veröffentlichten Werk «The Wind Over The Green Hills» offenbaren Moongates Guardian eine bemerkenswerte und unerwartete Entwicklung.

Das Album verzichtet auf Verzerrung und Wut zugunsten einer kammermusikalischen Subtilität: Sanftes Klavier, Akustikgitarre und Ambient-Texturen entfalten sich mit meditativer Anmut. Die Musik erinnert nicht an Krieg, sondern an Erinnerungen: an ruhige Wege durch das Auenland, das ferne Echo elbischer Lieder und die Stille vergehender Zeitalter. Es ist Musik der Dämmerung, voller Zurückhaltung, Klarheit und emotionaler Offenheit. Und doch bleibt das Wesentliche erhalten. Ob durch den Sturm ihrer Black-Metal-Wurzeln oder die Ruhe dieses pastoralen Klangs. Moongates Guardian erkunden weiterhin Tolkiens Welt in ihrer ganzen emotionalen Komplexität.

«The Wind Over The Green Hills» lehnt seine Wurzeln nicht ab, sondern schliesst einen Kreis und verlagert den Fokus von mythischer Grösse zu intimer Reflexion. Für Zuhörer und Zuhörerinnen, die von dieser sanfteren Richtung überrascht oder sogar verunsichert sind, ist eines klar: Diese Veröffentlichung ist nur eine Facette eines grösseren Gesamtwerks, das tief in der Black Metal Tradition verwurzelt ist. Moongates Guardian vollständig zu verstehen, bedeutet, sowohl ihre Leidenschaft als auch ihre Ruhe zu erleben. Dies ist Musik für diejenigen die wissen, dass Mittelerde nicht nur Schatten und Flammen, sondern auch Stille, Heilung und den Schmerz des verblassenden Lichts birgt.
Lukas R.