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Metal Factory since 1999
Aus dem Herzen "meines" Basels kehrt eine Band zurück, die sich nie mit einfachen Antworten zufriedengegeben hat. Seit über zwei Jahrzehnten bewegen sich ZATOKREV zwischen erstickender Schwere und transzendenter Atmosphäre und erschaffen Musik, die weniger wie Unterhaltung, sondern vielmehr wie ein Ritual wirkt.
Ihr neues Doppel-Album «Bring Mirrors To The Surface» setzt diese Tradition mit acht ausufernden Tracks fort, die sich mit Verzweiflung, Widerstandsfähigkeit und den verborgenen Räumen des Geistes auseinandersetzen. Zatokrev wurden 2002 am Rheinufer gegründet und haben sich einen Platz in der extremen Musik-Szene erobert, indem die Band sich weigert, sich in eine Schublade stecken zu lassen. Sludge, Doom, Post-Metal und psychedelische Texturen. All das sind Zutaten, aber niemals Grenzen, und mit jedem Album hat die Band ihren musikalischen Horizont erweitert: vom rohen Debüt-Album über das labyrinthische «The Bat, The Wheel, And A Long Road To Nowhere» bis hin zur raffinierten Vision von «Silk Spiders Underwater».
Das neue Werk ist sowohl eine Zusammenfassung, als auch eine Transformation. Der Opener «Red Storm» mit donnernden Riffs und Gast-Auftritten von Bölzer sowie Schammasch gibt den Ton an und deutet auf die gemeinschaftliche Stärke im Chaos hin. «Blood» mit Inezona blutet fast neun Minuten lang Emotionen und balanciert Brutalität mit eindringlichen Melodien aus. Die Mitte des Albums bringt kontrastreiche Stimmungen: «The Only Voice» schlägt mit rasender Intensität zu, während «Unwinding Spirits» den Zuhörer in tiefe Dunkelheiten zieht. Songs wie «Faint» oder «Changes» verbinden dann Wut und Zerbrechlichkeit. Der abschliessende Titel «Deep Dark Turns Green» (mit Minsk) hinterlässt eine Verwüstung, die durch einen schwachen Hoffnungsschimmer gemildert wird.
Mein persönlicher Favorit, und was «Bring Mirrors To The Surface» so fesselnd macht, ist seine Geduld. Anstatt nach Höhepunkten zu jagen, bauen Zatokrev durch Wiederholungen, Überlagerungen und Texturen Spannung auf. Jedes Stück fühlt sich wie ein Kapitel in einem grossen Zauberbuch an, ein musikalisches Grimoire, das die Zuhörer wie Zuhörerinnen durch den Zusammenbruch zu einer hart erkämpften Freiheit führen soll. Es ist ein anspruchsvolles, aber auch ein grosszügiges Werk. Indem es sich der Schwere stellt, bietet es eine Form der Befreiung. Für langjährige Fans und Neulinge gleichermassen sind dies Zatokrev in ihrer eindringlichsten Form. Schön, dass meine Heimatstadt eine so vitale Heavy-Band hervorbringen konnte.
Das Cover von «Brings Mirrors To The Surface» zeigt eine monochrome Illustration, in deren Zentrum ein organisches Gebilde, das gleichzeitig an eine Blüte und ein Wasserwesen erinnert, aus einem zerbrochenen Meeresgrund aufsteigt. Darüber schwebt ein kristallartiges, geometrisches Symbol, das sowohl Aufstieg, als auch Schwerkraft andeutet. Leuchtende Quallen, Sterne und versunkene Gestalten umrahmen die Szene und erzeugen so ein geheimnisvoll-unterseeisches Flair. Die Komposition betont die Spannung zwischen Oberfläche wie Tiefe und spiegelt damit den Album-Titel wider. Stilistisch knüpft das Artwork an frühere Zatokrev-Veröffentlichungen an: dichtes Schwarz-Weiss, symbolische Geometrie, organische Vergänglichkeit und fragmentierte Räume. Mir haben sie immer gefallen.
Lukas R.