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Zwei Konstellationen teilen sich eine Umlaufbahn. Die Schweizer Instrumental-Reisenden Monkey3 und das Traum-Druiden-Trio Mars Red Sky aus Bordeaux lassen ihre Universen in «Monkeys on Mars» verschmelzen, einer im Studio entstandenen Allianz, die sich wie ein lebender Organismus verhält.
Anstatt Dateien auszutauschen und sich an ihre jeweiligen Bereiche zu halten, schreiben sie in die Wettersysteme des jeweils anderen. Diese EP mit zwei Songs und einer Länge von etwa 24 Minuten fühlt sich wie eine einzige kontinuierliche Übertragung aus der roten Dämmerung an.
«Seasonal Pyres» (ca. 11:00) beginnt mit einem gedämpften Motorengeräusch. Synthesizer flackern wie Telemetrie, Toms atmen und dann entfalten sich die Gitarren im Tandem: Boris formt weite, eisige Bögen, während Julien eine lyrische Gegenlinie einfädelt, die den Horizont immer näher rückt. Die Bässe graben parallele Gräben und komprimieren die Luft, während Becken in feinen, glitzernden Schichten herabschneien. Pras' Stimme ist eine tiefglühende Anrufung, die an den Rändern erscheint und verschwindet – weniger Frontmann als Phantom-Erzähler. Wenn der Break einsetzt, ist die doppelte Gitarrenstickerei der Höhepunkt: harmonisierte Aufstiege, antwortende Phrasen, langsam brennende Bends, die sich anfühlen, als würde sich die Schwerkraft unter den Füssen neigen. Es ist episch, jedoch ohne pyrotechnische Eitelkeit, aufgebaut auf Ton, Raum und Geduld.
«Hear the Call» (ca. 13:00) neigt die Waage in Richtung der progressiven Schwere von Monkey3: kantige Wendungen, kolossale Midtempo-Riffs und ein motorischer Sog, der den Puls immer weiter vorantreibt. Die Keyboards (Guillaume/dB) skizzieren einen leuchtenden Korridor durch die Masse und die Rhythmusgruppe wechselt zwischen Schweben und Vorantreiben. Die Gitarren eskalieren stufenweise – Oktavsprünge, modale Seitenschritte, anhaltende Schreie, die sich zu Kometenschweifen ausbreiten –, bis eine lange, singende Melodie über einem himmelweiten Akkordbett ihren Höhepunkt erreicht. Mars Red Skys krautige Melancholie durchzieht das gesamte Stück und verleiht ihm Kraft, Zweck und Pathos.
Was die EP auszeichnet, ist Integration statt Gegenüberstellung. Man hört die Einflüsse heraus – die cineastischen Grooves von Monkey3, die melodische Trübung und Kraut-Hypnose von Mars Red Sky –, aber die Übergänge sind fliessend. Die Produktion setzt auf Atmosphäre und Gravitation: tiefe Frequenzen pressen die Kuppel wie Mars-Stürme, Gitarren glühen mit eisenhellem Sustain, und der Gesang zieht vorüber wie Wetter über Regolith. Wenn es eine Einschränkung gibt, dann ist es die Forderung nach Aufmerksamkeit: Beide Epen entfalten sich erst bei vollständiger Wiedergabe, nicht in Ausschnitten.
Der Kontext ist wichtig: ein kurzlebiges Projekt mit bevorstehenden Shows, das über Mrs Red Sound (mit Unterstützung von Napalm) veröffentlicht wurde und aus jahrelangen gemeinsamen Auftritten und, ja, gemeinsamen Fuses in der Not entstanden ist. Auf der Platte ist es das Beste aus beiden Welten – ein Teleskop, das auf die Leere gerichtet ist – und im Zentrum seines Blickfeldes zwei Gitarren, die Konstellationen aus Feuer zeichnen, während die Band die Sterne bewegt. Es wird in dieser Konstellation auch einige Konzerte in der Schweiz geben.
Tip vom Autoren: Verpasst auch die zwei Special-Gigs von MONKEY3 im Planetarium Luzern am 12.–13. Dezember 2025 nicht – wenn „2025: A Space Odyssey – From the Origin of Life to the End of the Universe“ mit kosmisch-cineastischem Instrumentalrock, 360°-Kuppelprojektionen und immersivem 3D-Sound zur interstellaren Reise von der Geburt der Materie bis an die Ränder des Universums wird.
Lukas R.