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Aus dem nebelverhangenen Hafen von Livorno taucht mit «Apocalypso» der dritte Zauber von SUPERNAUGHTYs doombehaftetem Handwerk auf. In Fuzz und Schatten gehüllt, zaubert das Quartett geschmolzene Riffs und höhlenartige Grooves. Jeder Akkord ist getränkt vom Geruch von Öl, Rauch und dem langsamen Brodeln einer endlosen Nacht.
Hier findet sich Schwere: Mächtige Säulen aus Stoner Rock und Sludge, die aus demselben Steinbruch wie ihre früheren Werke stammen, jedoch nun mit einer schärferen, metallischen Kante versehen sind. Die Gitarren knirschen und ragen wie rostige Eisentore empor, der Bass hallt mit der Tiefe eines unterirdischen Gewölbes wider und die Trommeln marschieren, als würden sie eine düstere Prozession ankündigen. Die Stimme von Angelo Fagni ist angemessen verwittert und kraftvoll, weicht jedoch selten von ihrem vorgegebenen Weg ab.
Dieses unveränderliche Timbre webt einen Schleier der Gleichförmigkeit über die Songs und dämpft Momente, die zu etwas Gefährlicherem oder Seltsamerem hätten aufflammen können. Wenn die Band den Herzschlag verlangsamt, wie in «Amsterdamned» oder «Queen of Babylon», atmet die Musik und offenbart grabesartige Räume, in denen die Düsternis dichter wird und die Melodien wie Weihrauch nachklingen. Solche Passagen deuten auf eine dunklere Erhabenheit hin, die mir persönlich besser gefallen.
Ich bin versucht, sie mit den ehrwürdigen Epitaph (auch aus Italien) zu vergleichen, deren gespenstische Epen wie Kathedralen aus dem Nebel aufragen. Im Vergleich dazu ist das Gebäude von Supernaughty solide, aber erdverbunden, ohne die hoch aufragenden Bögen und das Licht der Buntglasfenster, die die Meister so beherrschen.
«Apocalypso» ist letztlich ein standhafter Einstieg in die düsteren Hallen des Doom Rock: weder eine Offenbarung noch eine Ruine, sondern ein weiterer Stein in der langen Mauer dieses Genres. Es steht, es brütet und wartet vielleicht auf den Tag, an dem seine Erbauer es wagen, höher in den sturmgepeitschten Himmel zu ragen.
Lukas R.