
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
Dieses Album atmet die Dunkelheit. «Gruwelijk Onthaal», das dritte Album des niederländischen Black-Metal-Trios Kaeck, spielt nicht nur mit Schatten, es ist der Schatten selbst. Es sickert aus den Wänden wie feuchte Luft, wie Jahrhunderte des Verfalls, die sich zu Klang verdichtet haben.
Stell dir vor, du steigst in eine Höhle unter Mordor hinab: Der Boden ist schlüpfrig von schwarzem Wasser und das Echo deines Atems wird von der Leere verschluckt. Dort lebt diese Platte. Es ist nicht das Chaos der Schlacht, sondern die bedrückende Stille danach, wenn nur noch die Verwundeten und Verfluchten übrig sind. Von den ersten Tönen von «Het Huilend Altaar» an beschwört Kaeck eine Atmosphäre herauf, die sich wie in Stein gemeisselt anfühlt. Die Gitarren knurren mit korrodiertem Klang, der Bass grollt wie ferner Donner, der unter der Erde gefangen ist, und Frostbites Schlagzeug mahlt in ungleichmässigen, beinah rituellen Mustern voran. Nichts hier fühlt sich menschlich an, es ist der Puls von etwas Grossem und Gleichgültigem, der Herzschlag eines Gottes, der in den Tiefen schläft.
Im Gegensatz zu der rasenden Geschwindigkeit ihrer Landsleute von Sammath bevorzugen Kaeck Spannung und Gewicht. «Ondermaanse Contracten» schreitet wie eine Prozession geketteter Seelen voran, mit jedem Schritt wird es schwerer. Dann bricht «Paterhexolimaat» wie ein einstürzendes Grab auf, seine Riffs geschmolzen und unerbittlich, während der letzte Titel «Bloedend Verraad met Ontvleesde Hand Gesmeten» die Hörer*innen durch den letzten Kreis der Verzweiflung zieht – ein langsamer Abstieg in Asche und Stille.
Gesanglich spricht Oovenmeester nicht, er spricht in Pest. Seine Darbietung – halb kehlkopfartig, halb wie eine verstörende Predigt – verdreht die niederländische Sprache zu etwas wunderschön Unreinem. Man muss die Worte nicht verstehen, um zu spüren, wie sie sich unter die Haut graben. Die spärlichen Keyboards schimmern schwach wie phosphoreszierende Pilze an Höhlenwänden – Andeutungen von Melodien in einer ansonsten erstickenden Welt.
Konzeptionell erzählt Gruwelijk Onthaal von der Ankunft des Gottes Kaeck, einem telepathischen Herrscher, der die Menschheit in spiritueller Zerstörung versklavt. Klanglich hört es sich wie diese Apokalypse an. Jeder Song ist ein Ritual, jede Note ein Hammerschlag auf die letzten zerbrechlichen Knochen des Lichts.
In einer Zeit, in der Black Metal oft nach Grösse oder Geschwindigkeit strebt, kehrt Kaeck zu dem zurück, was das Genre ursprünglich so furchterregend gemacht hat. Atmosphäre, Geduld und Unausweichlichkeit. «Gruwelijk Onthaal» zerfrisst einen. Es ist der Klang der Zeit, die langsam in einer Höhle stirbt, in die noch nie Licht eingedrungen ist.
Und in dieser völligen Dunkelheit ... ist es wirklich gut. Ich würde Kaeck gerne live sehen, am besten im Hölloch (Muotathal, SZ).
Lukas R.