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Meiner Meinung nach ist «Changeling» ein fesselndes Beispiel für progressiven Death Metal von Tom Geldschläger, einem renommierten Musiker, der für seine Arbeit mit Obscura und Belphegor bekannt ist.
Dieses Solo-Projekt unter dem Banner CHANGELING ist ein kühner Vorstoss in unbekanntes Terrain und verbindet technischen Death Metal mit Einflüssen aus Jazz-Fusion, Weltmusik und europäischer Folklore. Mit einer Reihe von Gast-Musikern bietet das Album ein abwechslungsreiches, genreübergreifendes Erlebnis, das Geldschlägers Vielseitigkeit als Komponist und Gitarrist unter Beweis stellt.
Tracks wie «Instant Results» zeichnen sich durch gewagte Experimente mit einem Gitarren-Sound aus, der an Synthesizer eines Jan Hammers erinnert, während «Falling In Circles» Elemente der Jazz-Fusion einführt und den progressiven Charakter des Albums bereichert. «Welt? What World?» besticht durch seine dramatische Mischung aus Akustik-Gitarre und Orchester-Instrumenten, die dem Stück Tiefe und Atmosphäre verleihen.
Der Titeltrack «Changeling» besticht durch seine düstere, atmosphärische Stimmung, die durch den tiefen, sonoren Gesang unterstrichen wird. «Abdication» mit seinen komplizierten Rhythmus-Wechseln und schnellen Gitarren-Soli unterstreicht die Vielschichtigkeit des Albums. Trotz des aussergewöhnlichen musikalischen Könnens hatte ich persönlich das Gefühl, dass der Gesang nicht ganz die Intensität der instrumentalen Arrangements erreicht. Dieser zeigt sich zwar solide, wirkt aber gegenüber der gewagten Gitarren-Arbeit manchmal fast störend.
Textlich ist das Album stark an die europäische Folklore angelehnt, insbesondere an den Mythos des Wechselbalgs, ein jenseitiges Wesen, das ein menschliches Kind ersetzt. Geldschläger verwebt diese Folklore gekonnt mit seinen Liedern und liefert so nicht nur kreative Texte, sondern auch eine Erkundung der reichen kulturellen Geschichte. Stücke wie «Anathema», das sich über gigantische sechzehn Minuten erstreckt, erforschen dramatische musikalische Veränderungen, exotische Instrumentierung und ein eindringliches Orgelfinale, während sie über Themen der Transformation und die Spannung zwischen Mythos wie Moderne nachdenken.
«Changeling» als selbstbetiteltes Werk ist zweifellos eine technische und kreative Leistung, aber die ambitionierte Verschmelzung verschiedener musikalischer Elemente kann für manche Zuhörer und Zuhörerinnen überwältigend wirken. Ich persönlich schätze Komplexität, aber die Kombination von Stilen geht mir manchmal zu weit. Wer jedoch komplizierte, genreübergreifende Musik mag, wird hierbei viel Freude haben.
Lukas R.