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Zunächst einmal, MASTERS OF REALITY sind nicht mehr jene ungestüme Band, von der man Songs wie «The Blue Garden» (vom Debüt 1988) oder «Third Man On The Moon» (vom Album «Deep In The Hole», 2001) her kennt. Chris Goss, der in den Jahren gelebte Leben trägt, ist älter geworden.
Seine Wut, einst ungestüm und drängend, hat sich mit der Zeit verwandelt. Siie ist zwar immer noch da, doch nun im Einklang mit der Ruhe des Alters. Er wirkt fast wie ein weiser, aber etwas verschrobener Visionär, getrieben von einer melancholischen Schwere. Doch trotz der Veränderungen bleibt das Ungewöhnliche, das Magische, das in jedem seiner Songs aufblitzt, heisst überraschende Klangideen, die wie aus dem Nichts auftauchen und einen in den Bann ziehen, als seien sie das Geheimnis einer längst vergessenen Welt. Chris Goss, dessen Name in der Wüstenrock- und Blues-Szene bekannt ist, kehrt mit «The Archer» zurück, wo die ausgetretenen Pfade der schweren Riffs wie der dunklen, sonnendurchfluteten Gitarren-Arbeit verlassen werden und für die Masters Of Reality bekannt sind. Nach einer längeren Pause markiert das Album eine Weiterentwicklung von Goss' Sound und zeigt seine Fähigkeit, ätherische Melodien mit seinen unverkennbaren Blues-Wurzeln zu verbinden.
«The Archer» ist sowohl eine Abkehr als auch eine Bestätigung von Goss' einzigartigem Platz im Rock-Universum und erinnert den Zuhörer daran, dass die Essenz des Wüstenrocks nicht auf harte, treibende Rhythmen beschränkt ist, sondern auch durch subtilere, introspektive Schichten atmen kann. Der Titeltrack als Opener ist ein Stück, das mit seinen entspannten Rhythmen und subtilen Orgellinien eine weichere, nachdenklichere Seite von Goss' musikalischem Ansatz zeigt. Obwohl das Lied ein langsameres Tempo vorgibt, wird deutlich, dass Goss mehr daran interessiert ist, die Nuancen der Stimmung auszuloten, als eine unmittelbare Hymne zu schaffen. Das Ganze nimmt mit «I Had A Dream» Fahrt auf, einem Lied, das an den freien Geist der Queens Of The Stone Age oder auch Neil Young erinnert, mit ansteckenden Grooves und verspielten Gitarren-Licks.
«Chicken Little» ist ein Highlight, das Blues und Avantgarde mit einem Hauch von entspannter Wärme verbindet, während «Mr. Tap N' Go» die Rohheit der Desert Sessions widerspiegelt und eine rohe, aber strukturierte Erkundung von Rhythmus und Raum bietet. Im weiteren Verlauf verschiebt sich die Stimmung jedoch immer mehr in Richtung Psychedelic und Introspektion. Tracks wie «Powder Man» und «Sugar» spiegeln Goss' Beherrschung der Atmosphäre wider, mit eindringlichen Melodien und reichen instrumentalen Texturen, die eine eindringliche, freakige und zugleich beruhigende Klanglandschaft schaffen. «The Archer» beweist Goss' Mut zum Risiko wie Experiment und bietet etwas für diejenigen, die bereit sind, neue Wege zu gehen. Zudem wird damit aufgezeigt, dass Goss, der Meister des Wüstenblues, noch viele Pfeile im Köcher hat. Ein wirklich cooles Alterswerk.
Lukas R.