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Die Musik von ROME ist eine meisterhafte Mischung aus düsterer Atmosphäre und cineastischer Tiefe, die sich aus einem eklektischen Spektrum von Genres wie Industrial, Dark Folk, Post-Punk und Chanson speist.
Der unverwechselbare Sound des Projekts basiert auf dichten, treibenden Rhythmen, martialischer Perkussion, pulsierenden Bässen und vor allem dem tiefen, eindringlichen Gesang von Jerome Reuter. Diese Elemente erzeugen eine intensive und doch zurückhaltende, melancholische aber durchaus kraftvolle Stimmung, die den Zuhörer in eine Welt der Introspektion und existentiellen Reflexion einlädt.
Statt sich auf verzerrte Gitarren zu verlassen, vermitteln Rome emotionale Tiefe durch Stimmung und Atmosphäre. Ihr Sound besitzt eine breite, cineastische Qualität, bei der man das Gewicht der Musik in ihrer Textur und ihrem Rhythmus spürt, nicht nur in ihrer Klangkraft. Diese einzigartige Balance ermöglicht es der Band, Intensität zu erzeugen und gleichzeitig ein Gefühl von Subtilität und Anmut zu bewahren, wodurch ihre Musik sowohl emotional eindringlich, als auch dramatisch ist.
Der Track «Ächtung Baby» ist ein Beispiel für diesen Ansatz. Das majestätische Schlagzeug und der kontrastreiche Gesang - Reuters dunkler, grüblerischer Ton wird durch Alan Averills Stimme ausgeglichen - erzeugen eine spürbare Spannung. Die im Post-Punk-Stil gespielten Akustik-Gitarren fügen dem Song eine weitere atmosphärische Ebene hinzu, in die sich subtil ein Hauch von Folk-Musik einschleicht.
«Going Back to Kyiv» von der Defiance-EP ist ein weiterer Höhepunkt, der Romes Fähigkeit, tiefe Emotionen zu vermitteln, unter Beweis stellt. Das Lied ist düster und hoffnungsvoll zugleich und beschreibt die emotionale Reise, die man unternimmt, wenn man in eine vom Krieg zerstörte Stadt zurückkehrt. Die Mischung aus düsterem Folk und Industrial-Elementen unterstreicht den lyrischen Inhalt und spiegelt Widerstandskraft und Erinnerung angesichts eines tiefen Verlustes wider.
Stücke wie «Kali Yuga Über Alles» sorgen mit ihren intensiven post-industriellen Percussions und dem provokanten Titel für Diskussionen. Der Song reflektiert den Verfall der modernen Gesellschaft und passt zynisch zur aktuellen weltpolitischen Situation. Der Begriff „Kali Yuga“ aus der indischen Mythologie bezeichnet ein Zeitalter des moralischen Niedergangs, was in diesem Track als kritische Betrachtung unserer Zeit verstanden werden kann. Der Ausdruck "Über Alles" verstärkt diese düstere Sichtweise auf die politische und gesellschaftliche Lage.
Für alle, die Rome noch nicht kennen, erscheint diese Kompilation als ein sehr guter Einstieg in die Welt ihrer vielschichtigen, atmosphärischen Musik. Ich glaube aber auch, dass es gerade hier mehr Sinn macht, sich die einzelnen Alben anzuhören, die jeweils mit einem Gesamt-Konzept und Thema auftrumpfen. Ich kann da aber trotzdem nichts anderes als eine 10er Bewertung vergeben. Aber Vorsicht: Das ist keine Hintergrund-Musik! Es ist vielmehr ein tiefes, introspektives Erlebnis, das Aufmerksamkeit und Nachdenken erfordert.
Lukas R.