
Swiss Hard Rock and Heavy Metal Magazine since 1999
You can reach us via email or phone.
+41 (0) 79 638-1021
Metal Factory since 1999
In der schattigen Stille Nordost-Finnlands, wo der Wind alte Namen durch die Kiefern flüstert und das Eis auf dem See unter der Last des frühen Winters stöhnt, brechen SIELUE auf. «Askel tyhjyyteen» (Ein Schritt in die Leere) ist eine melancholische Reise der Seele durch Erinnerungen, Einsamkeit und das Murmeln der Erde.
Entstanden aus der Hand und dem Herzen von Janne Posti (Häxkapell, Sons Of Crom) legen Sielue die harte Rüstung des Metal ab und umarmen die Rohheit des Dark Folk. Hier versammeln sich Akustik-Gitarre, gespenstisches Klavier und gedämpfte Stimmen wie abgefallene Blätter um ein Feuer. Mit Ehrfurcht und Zurückhaltung zeichnet Janne die Grenze zwischen Präsenz und Abwesenheit, Leben und dem, was danach kommt. Die Songs sind Gefässe der Sehnsucht.
Die feierliche Klage von «Marrasaamun kyyneleet» hallt vom Schmerz und Stolz des finnischen Kriegserbes wider, eine Hommage an den Grossvater des Künstlers und alle, die für die Freiheit geblutet haben (Anmerkung: genialer Gitarren-Lauf). In «Ensilumi» fällt der erste Schnee des Jahres wie ein Segen oder ein Abschied und fängt die zerbrechliche Stille zwischen dem Ende des Herbstes und der Herrschaft des Winters ein. «Aava maa» ist ein weiter, atemloser Blick in die unberührte Wildnis, wo Gedanken und Natur miteinander verschmelzen. Und doch gibt es hier Wärme, keine Behaglichkeit, sondern Klarheit.
Die Arrangements tragen die Handschrift jener Musik, die ihn wohl auf seinem Weg zum Musiker begleitet hat. Ein Hauch von Nick Cave, Echos von Sigur Rós und die gespenstische Erhabenheit von Green Carnation. All dies destilliert sich zu einer Musik der Stille und langsamen Offenbarung, geprägt von der Stille des Waldes und dem Echo der Lieder der Vorfahren. «Askel tyhjyyteen» ist eine Pilgerreise. Sie begleitet dich in die Dunkelheit, in der die Sterne zu singen beginnen. Wären wir heute an einem nebligen Herbsttag, würde meine Kritik wohl noch besser ausfallen, für den heutigen Frühlingstag passt es wohl eher weniger.
Lukas R.